Sie wurde ab den 80er-Jahren zu einer der erfolgreichsten Songschreiberinnen der Rock- und Popmusik und zum Vorbild der Singer-Songwriter-Szene. Die heute 82-Jährige wurde auch 2013 mit einem Musical und 2023 mit dem Film-Biopic „Beautiful“ geehrt.
Carole King ist die erste Musikerin, die jeweils als Songschreiberin (1990) und als Sängerin (2021) in die Rock’n’Roll-Hall of Fame aufgenommen wurde. Rund 120 ihrer Kompositionen, oft getextet von ihrem ersten Ehemann Gerry Goffin, landeten in den Top 100, meist von anderen prominenten Künstlern interpretiert. Ihr „You’ve Got A Friend“ brachte James Taylor ebenso in die Charts wie „(You Make Me Feel Like) A Natural Woman“ Aretha Franklins Aufstieg zum Weltstar markiert.
Ein musikerÂfĂĽlltes Leben
Das Musikmagazin „Rolling Stone“ listet das Komponistenpaar Goffin/King auf Rang 7 der größten Songwriter aller Zeiten. Zu ihren „Kunden“ gehörten Stars wie die Everly Brothers, die Drifters, die Chiffons, Barbra Streisand, die Beatles, The Monkees, Herman’s Hermits, Dusty Springfield, die BeeGees oder Celine Dion. Taylor Swift hat King, seit 2013 auch Ehrendoktorin der Berklee Musik-Universität, im Vorjahr schlicht „den größten Songwriter aller Zeiten“ genannt.
Carol Kings musikerfülltes Leben diente 2013 als Vorlage für „Beautiful: The Carole King Musical“, das nach seiner Premiere von 2014 bis 2019 am Broadway mit 2.418 Aufführungen zum regulären Spielbetrieb zählte und 2015 den Grammy für das beste Musical-Album gewann. Vor ein paar Monaten startete das King-Musical mit einer Tournee durch die USA. Im Vorjahr wurde das autobiografische „Beautiful“ verfilmt und wird mit Daisy Edgar-Jones in der Hauptrolle demnächst auf die Leinwand kommen.
Als Carole vier Jahre alt war, begann ihre Mutter, sie in Musiktheorie und elementarer Piano-Technik zu unterrichten, weil ihre kleine Tochter sich nichts so sehr wünschte, wie die populären Radio-Songs zu beherrschen. „Es war nie vorgesehen, eine Interpretin zu sein. Ich wollte eine Songschreiberin sein!“, erklärte King 2021 im „Rolling Stone“. Die eigenen Songs zu singen, erschien ihr anfangs als Begrenzung auf ein relativ kleines Publikum. Sie wollte ihr eigenes Material eigentlich immer nur präsentieren, damit andere Künstler es in die weite Welt tragen können. So landete sie mit „Will You Love Me Tomorrow“ schon 1960 ihren ersten Nummer-eins-Hit und brachte so die „Shirelles“ als erste schwarze Girl-Group an die Chartspitze. Erst Kings Freund James Taylor hat sie dann ermutigt, ihre eigenen Songs als Sängerin für ein größeres Publikum zu performen. „Ich hätte nie gedacht, wie groß das werden könnte“, zeigt sich King noch heute überrascht über ihren Erfolg auch als Interpretin. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören vier Grammys für das Album „Tapestry“, der Gershwin-Preis für populäre Songs, den sie 2013 als erste Frau bekam, oder der Kennedy-Preis (2015). Welche ihrer vielen Auszeichnungen ihr am meisten bedeutet, kann King nicht sagen: „Ich mache da keine Rangfolge, es ist wie bei Kindern: Man mag sie alle.“
Die Rock-Pop-Komponistin, der der Collegefreund Neil Sedaka mit seinem Hit „Oh! Carol“ ein frühes Denkmal setzte, wurde kurz danach als 17-Jährige von Gerry Goffin schwanger und heiratete ihn. In der Folge schrieben beide zahlreiche Hits, auch als die Ehe schon geschieden war. Die Kinder Louise und Sherry sind ebenfalls Musiker und haben bereits mit ihrer Mutter zusammengearbeitet. Aus familiären Gründen hatte King sich Anfang der 80er-Jahre kurzzeitig aus dem Musikgeschäft verabschiedet, kehrte nach wenigen Jahren aber wieder in die Szene zurück und veröffentlicht seitdem immer wieder Alben, in denen sie sich auch Stilrichtungen wie dem R&B oder dem Jazz zuwandte.
Lebt auf einer Ranch in Idaho
Mit ihrer Tochter Louise nahm sie 2000 den Titelsong „Where You Lead“ für die TV-Serie „Gilmore Girls“ auf, in der die häufiger auch als Schauspielerin tätige King als Gaststar mehrfach eine Musikladen-Besitzerin spielte.
Ab 2004 ging King nach etwa zehnjähriger Pause auch wieder auf Tour, war 2016 sogar Headliner beim British Summer Time Festival und hatte mit einigen Live-Alben große Erfolge. Immer wieder unterstützte sie mit ihren Konzerten die demokratische Partei oder ging für ihre politische Überzeugung auf die Straße, weil sie weiter fest daran glaubt, dass „eine kleine Stimme plus Millionen anderer kleiner Stimmen genau das ist, was die Welt ändern kann“. King, die seit 2018 auf einer Ranch in Idaho lebt, engagiert sich auch bereits seit fünf Jahrzehnten für den Umweltschutz, etwa für den Schutz der Rocky Mountains.
Kürzlich hat sie in einem Podcast betont, dass sie künftig keine Konzerte mehr geben wird: „Ich fühle, dass ich ein wundervolles Leben und eine tolle Karriere hatte und bin dankbar dafür.“ Heute vermisse sie zwar gelegentlich die Live-Auftritte bei Tourneen, die Musiker-Kameradschaft, den Kontakt zu den Fans. Es sei aber der passende Moment zum Aufhören gewesen. Noch einmal eine Kostprobe ihres Könnens gab es 2021, als sie mit „Here I am“ einen neuen Song schrieb, den Jennifer Hudson und Jamie Hartmann in dem Aretha Franklin-Biopic „Respect“ performten.