Gerade erst sind die beiden Musiker von Liljevars Brann quasi aus dem Nichts aufgetaucht, und genau so geheimnisvoll kommt auch ihre erste Veröffentlichung „Helja Kor“ daher. Mit dem Album, das aus fünf Songs besteht, die fast alle zehn Minuten oder länger dauern, ist ihnen ein eindrucksvolles Werk gelungen, das tief in dunkle, atmosphärische Klangwelten eintaucht und sich dabei Anleihen aus der nordischen Folklore holt. Die Länge der Songs wurde bewusst gewählt, um die Geschichten erzählen zu können, ohne im üblichen Drei-Minuten-Takt bleiben zu müssen. Besonderer Kunstgriff dabei ist die mystische Sprache, in der die Songs verfasst sind. Denn: Es ist eine Sprache, die keine ist. Obwohl sie entfernt an den Klang nordischer Sprachen erinnern, sind Worte und Lautung frei erfunden. Diese Kunstsprache mutet teils martialisch, teils verletzlich an und – das ist ihr Vorteil – ist dabei doch nicht konkret greifbar. Und gerade das macht den Reiz aus. Es gibt keine Texte, die einen konkreten Inhalt vermitteln, auch wenn einige Wortklänge Assoziationen zu realen Begriffen wecken. Stattdessen geht es um die Atmosphäre, das Gesamtbild und das Sich-Einlassen auf die eigenen Assoziationen und Stimmungen beim Hören.
Musikalisch ist „Helja Kor“ irgendwo zwischen Black Metal, Folk und Doom Metal einzuordnen. Das Genre beschreibt die Band selbst als „nature mystical Black Metal“. Mit einer Spielzeit von knapp 50 Minuten nimmt das Album die Hörenden mit auf eine Reise durch vielschichtige, dunkle Klanglandschaften, die sich aus harten Gitarrenriffs, melancholisch-akustischen Melodien, sphärischen Klängen und der Mischung aus Gesang und Screams zu einer intensiven Atmosphäre verdichten. Besonders hervorzuheben sind die eindrücklichen Gesangspassagen, die sich mit düsteren, oft hymnischen Chören abwechseln, sowie die generelle Struktur der Songs, die sich linear erzählend fortbewegt und nicht auf die klassische Form aus Strophen und Refrain setzt. Das deutsche Duo schafft es, verschiedene Genres miteinander zu verweben, jeder Song erzählt dabei, ganz ohne konkrete Sprache, seine eigene, fesselnde Geschichte.