Eine entspannte Eleganz, wie wir ihr auf „Legacy" begegnen, kann nicht automatisch mit Wohlwollen rechnen. Nicht selten gerät eine solche Verbindung oberflächlich, allzu kühl oder eitel. Rebecca M’Boungou allerdings erweist sich als Performerin von anderem, nachhaltigerem Kaliber.
Der Vortrag der Frontfrau und auch die instrumentalen Beiträge ihrer Mitstreiter sind wohltuend sinnlich, abwechslungsreich, tanzbar. „Mister Unknown" eröffnet den Reigen als zunächst verspielt-zarter Soul-Pop, welcher im Verlauf an Komplexität zunimmt. Eine Hip-Hop-Einlage darf beispielsweise vergnügt irritieren.
Das bereits im Mai als Single ausgekoppelte „Mama (Don’t Let Me)" entführt uns direkt auf den Dancefloor. Percussion-Instrumente übernehmen den infizierenden Takt, melodische Verführung entsteht hier über deren Verdichtung und die sympathisch-klare Stimme der Sängerin.
„Ça Va Aller" verströmt Afro-Pop-Charisma. Kein Wunder, ist doch der bekannte kongolesische Sänger Angelou Chevauchet Rebeccas Vater. Dass die Mutter wiederum aus Frankreich stammt, hat auf „Legacy" ebenso seine Spuren hinterlassen.
Einige Lieder haben französische Texte, andere atmen Chanson-Flair. Daran, offenkundige Zutaten naheliegend zu vermischen, scheint Kolinga indes nicht gelegen. Überraschungen, Verfremdungen, meditative Ausdehnungen auf bis zu zehn Minuten sind Programm und werden genüsslich, gleichwohl unaufgeregt, zelebriert. „Fire" ist mit seiner so attraktiven wie ungewöhnlichen Songstruktur in dieser Hinsicht ein faszinierendes Beispiel. Das sich ausdauernd polyrhythmisch dahinschlängelnde „Mateya Disko" ebenfalls.
Ja, es liegt zweifellos ein Zauber über diesem Album, welches von Freude und Schmerz und von all den Umbrüchen dieser Welt erzählen will. Fein pulsierend endet das Werk: „Je suis née sous la lune" vermählt Soul und Chanson erneut raffiniert. Und das tastende Hinzugesellen von Hip-Hop, Pop-Jazz und kongolesischer Rumba funktioniert hier noch einmal ganz exzellent.
Kolinga konservieren uns die Süße des Sommers.