The Sadies zählen zu jenen Bands, die zwar nie in der allerersten Reihe persönlicher Favoriten standen, rückblickend aber eigentlich längst dorthin gehören. Seit ihrem bemerkenswerten Debüt „Precious Moments" vor nunmehr 24 Jahren und exakt zehn fantastischen Alben später ist die Ansammlung „wertvoller musikalischer Augenblicke" – um den Album-Titel von 1998 aufzugreifen – auf eine erquickliche Gesamt-Laufzeit angewachsen.
Und das Schönste ist: Die Musik von The Sadies ist explizit zeitlos, ihr Gebrauchswert immens. Und die Cover-Designs passen so famos zum Klang, dass man sie insbesondere im Vinyl-Format gerne ganz vorne in seiner Sammlung platziert. Das Wichtigste aber bleibt indes: Diese Kanadier sind die verlässlichsten The-Byrds-Wiedergänger der Welt. „Colder Streams" reiht sich da nahtlos ein. Auch der prominente Produzent und erklärte Band-Bewunderer Richard Reed Parry von Arcade Fire beließ dem Vierer sein spezifisches Charisma. Versuche einer Beschreibung all der musikalischen Vorkommnisse auf einem Sadies-Werk ranken von „Alternative Country" über „Garage-Psychedelic" und „Canadian Roots" bis hin zu „Vintage-Surf-Punk-Western". Passt alles. Macht alles Sinn, verdeutlicht aber auch die überbordend schillernde Präsenz stets euphorisierender Sound- und Songstatements. Selbst ein resigniert erscheinender Songtitel wie „No One‘s Listening" birgt keinerlei Frust, sondern birst wie jeder andere Track von „Colder Streams" geradezu vor Herzblut und Leidenschaft, Sendungsbewusstsein und schierer Brillianz. Zwischen der instrumentellen Verdichtung diverser Saiten mit einem offensiven Schlagwerk und der bewussten Belüftung mittels stimmlicher Pracht und instrumenteller Finessen (eine Geige, ein Banjo) liegen hier oft nur Wimpernschläge. Das Hervorheben einzelner Lieder bleibt müßig, denn erneut überzeugt ein formidabler Flow himmelstürmender Melodien.
Im Februar dieses Jahres verstarb der Gitarrist und Sänger der Band, Dallas Good, nach den Aufnahmen 48-jährig an Herzversagen. Widmen wir ihm daher also ein paar Dezibel unseres Hörgenusses.