Die Meister der Dunkelheit haben ihr Meisterwerk erschaffen. Es war nicht mehr wirklich damit zu rechnen, dass The Cure wieder ein neues Studioalbum veröffentlichen würden. 16 Jahre sind seit der letzten Platte „4:13 Dream“ vergangen. Die Welt hat sich weitergedreht und ist heute eine völlig andere als damals. Passen da The Cure überhaupt noch rein? Sehr wahrscheinlich nicht, aber gerade deswegen ist das neue Album „Songs of a Lost World” so wichtig. Es ist die komplette Antithese zum aktuellen Musikmarkt, der nur auf Fast-Food-Hits und Oberflächlichkeit setzt. Drei Minuten ist die Obergrenze der meisten Songs. The Cure verwehren sich gegen diese neue Zeitrechnung, wirken damit wie aus der Zeit gefallen und sind damit der Rettungsanker für all diejenigen, für die Musik weit mehr ist als bloße Berieselung. Eine dunkle Insel im Meer der Belanglosigkeit.
Robert Smith, überlebensgroßer Frontmann und Hauptsongwriter von The Cure, hat mit „Songs of a Lost World” sein spätes Meisterwerk geschrieben. In der Presse wurde das Album bereits mit dem Überalbum „Disintegration“ verglichen, aber es ist weit mehr als das.
Wer fröhliche Popsongs im Stil von „Friday I’m in Love“ erwartet hat, wird bitter enttäuscht sein. Schon der Eröffnungssong „Alone“ deutet an, wohin die Reise geht. Ins pure Dunkel. Hier gibt es kein Licht, nur Tod und Trauer. In den letzten Jahren hat Robert Smith Menschen aus seinem direkten familiären Umfeld verloren, unter anderem seinen Bruder.
Und die acht Songs, die sich auf „Songs of a Lost World“ befinden, widmen sich dem Schmerz, dem Verlorensein, dem schwarzen Loch des Todes. Manchmal melancholisch schwelgend wie bei „And Nothing Is Forever“, eines der schönsten The Cure-Songs aller Zeiten, dann wütend und selbstzerstörerisch wie im „Warsong“. Und am Ende kann es nicht anders sein. Der „Endsong“ ist eine Hymne an das Nichts oder vielleicht doch die Hoffnung auf ein Licht in der Dunkelheit.
Und trotz dieser alles überstrahlenden Finsternis ist „Songs of a Lost World” wie eine große Decke, die einen an trüben und kalten Tagen wärmt. Das perfekte The-Cure-Album.