Bekannt ist Matt Bellamy vor allem als Frontmann bei der britischen Alternative-Rockband Muse. Dass er in seinem Songwriting neben ausgefallenen Liedstrukturen und elektronischem Bombast auch leise Töne beherrscht, beweist er mit seinem Solo-Debüt „Cryosleep“. Dies ist zwar bereits 2021 erschienen, aber dennoch eine (Wieder-)Entdeckung wert. Mitten in der Pandemie war wohl auch dem millionenschweren Rockstar etwas bange zumute. Und so veröffentlichte er zum Record Store Day zehn Songs, die fast durchweg die Corona-Zeit mit verordneter Ruhe und daraus resultierender Zurückhaltung widerspiegeln.
Der Record Store Day ist der internationale Tag unabhängiger Plattenläden. Viele Künstler nutzen diesen Tag, um Sondereditionen oder Einzelaufnahmen herauszubringen. Und so ist „Cryosleep“ vornehmlich als LP erschienen, aber natürlich auch auf Streaming-Plattformen zu hören. Die zehn Lieder von Matt Bellamy waren auch nicht wirklich Neuheiten, sondern bislang unveröffentlichte Einspielungen oder Coverversionen.
Der anrührende Reigen beginnt mit „Unintended“ in der akustischen Version, einem wunderbaren Liebeslied, das Bellamy bereits im jungen Alter von 19 Jahren schrieb und das schon 1999 auf dem Muse-Debüt „Showbiz“ herausragte. Eine Herzensangelegenheit für ihn war das Selbst-Cover von „Guiding Lights“, das 2009 auf „The Resistance“ seiner Hauptband erschien. Hier deutet der Zusatz „(on Jeff’s Guitar)“ darauf hin, dass er die „Cryosleep“-Version mit einer der Gitarren einspielte, die sein Vorbild Jeff Buckley auf seinem einzigen Studioalbum „Grace“ benutzte. Das klingt fast schon wie ein legitimes Duett zwischen dem exzentrischen Muse-Sänger und dem mit 30 Jahren viel zu früh verstorbenen Kalifornier.
Eine „Fever“-Version mit seinem zweiten Band-Projekt The Jaded Hearts Club, das Stück „Pray“, das er für eine „Game of Thrones“-inspirierte Kompilation schrieb, das von den Lockdowns beeinflusste „Tomorrow’s World“ und einige weitere abgespeckte Muse-Titel runden das Debüt ab. Gerne dürfen weitere Alben folgen.