Sie treten stets mit von Mönchskutten verdeckten Gesichtern auf. Kaum jemand weiß, wie sie tatsächlich aussehen. Auch die Namen bleiben dabei oft ein Mysterium. Dennoch stehen sie nun schon seit einem Vierteljahrhundert immer wieder auf der Bühne und zelebrieren ihre Musik – natürlich mit den obligatorischen Choreografien der modernen „Mönche“, die sich stromlinienförmig und von einigen dezenten Lichteffekten untermalt auf der Bühne bewegen. Eine Boygroup kann da nicht mehr mithalten. Warum auch? Die Rede ist an dieser Stelle von dem wohl bekanntesten Chor der aktuellen Musikgeschichte: Gregorian.
Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens ist der Crossover-Chor Gregorian gerade auf Tour und stellt sein neues Doppel-Album „25/2025“ vor. Die Band mixt gregorianische Gesänge mit modernen Songs: ein gelungenes Sound-Experiment, das im Jahr 1989 startete. „Anlass war der Besuch des Hamburger Hit-Produzenten Frank Peterson im königlichen Kloster von San Lorenzo de El Escorial in Spanien“, so der Veranstalter. Peterson produzierte bereits Songs von Stars wie Andrea Bocelli, Sarah Brightman, José Carreras sowie von Justin Timberlake und den Backstreet Boys.
Doch auch, was die Songtexte betrifft, handelt es sich bei Gregorian um sehr weltlich eingestellte „Mönche“: Tracks wie „Masters of Chant“ oder auch „World without end“ sind Anti-Kriegs-Songs, in denen sich Gregorian für ein besseres Miteinander einsetzen. Der Sinn und Unsinn des Zölibats („Angels“), Beziehungsphobien („Running up that hill“) und die Liebe zur Musik („Sing“) werden auf dem Album ebenso zur Sprache gebracht wie noch komplexere Themen, darunter der Tod („Raven“) und das politische Zeitgeschehen („Policy of truth“).
Insgesamt steht das Ensemble Gregorian für ein moderneres und offeneres Glaubensbekenntnis, das nicht die Augen vor den offensichtlichen Fragen und Problemen der Menschheit verschließt. Selbst nach Weihnachten sind die Songs von Gregorian daher textlich und musikalisch betrachtet eine Bereicherung für das Musikbusiness – und natürlich für ihre Fans.