Ihrem Einfluss kann man sich nicht entziehen. Und selbst jene, welche die Herangehensweise von Alison Krauss & Union Station an das Bluegrass-Genre zunächst für zu clean und mainstreamig, zu sanftmütig und berechenbar hielten, sind dem Charme dieser Country-Ikone mittlerweile längst erlegen.
Krauss’ intensive, klare Stimme zieht in den Bann, und ihr Geigenstrich weiß jederzeit zu verführen. Ihre Sidekicks sind zudem Meister ihres Fachs. Erste Bühnenerfahrungen hat Alison bereits mit acht Jahren gesammelt, und als das Band-Debüt 1987 erschien, war sie 18 Jahre jung. Schon damals hagelte es Auszeichnungen. Der Durchbruch mit Union Station gelang 1997 mit dem fulminanten „So Long So Wrong“. Weitere Meisterwerke folgten – und Krauss blieb, nun ja: umtriebig. Insbesondere ihr Beitrag zum „O Brother Where Art Though?“-Soundtrack und die Zusammenarbeit mit Robert Plant 2007 für „Raising Sand“ wurden gefeiert. Ein rarer Auftritt von Alison Krauss & Union Station hierzulande (Rudolstadt-Festival) bezeugte famose Live-Qualitäten. Das letzte Studio-Album liegt nun eine Weile zurück, weil alle Beteiligten Solokarrieren pflegten. Nun steht der wunderbar organische Band-Sound wieder in voller Blüte. Auch wenn die bislang übliche Aufteilung von Uptempo und Ballade im strikten Wechsel für „Arcadia“ aufgehoben wird.
Empfangen wird der Hörer von fünf sehr intimen Songs, von denen die erste Single „Looks Like the End of the Road“ sogleich restlos fasziniert. Dieses so vorsichtig tastende, zarte Lied war die Initialzündung für gemeinsame Aufnahmen weiterer Tracks aus überwiegend fremder Feder.
Das ans Herz gehende „The Hangman“ wird von Banjo-Spieler Ron Block wunderbar intoniert. Der Sound ist durchweg warm und klar, das instrumentelle Spiel so virtuos wie uneitel, immer songdienlich. Der Funke springt also fraglos auch ohne Tempo mühelos über, erst recht aber dann, wenn diverse Saiten temperamentvoller gepickt werden, der Bass im Galopp pulsieren darf, wie auf „Richmond on the James“ oder „Snow“.
Mehr Grammy Awards als Krauss hat übrigens nur Beyonce.