Gerade zwei Jahre ist es her, da schnupperte Miley Cyrus mit „Flowers“ am perfekten Popsong. Das Album „Endless Summer Vacation“ war auf Strecke zwar bieder, bot dennoch genügend gut arrangierte Songs, um ihren Kinderstar-Status endgültig hinter sich zu lassen. Nun legt die US-Musikerin mit „Something Beautiful“ ihr neuntes Studioalbum vor – und wie es in diesen dualistischen Zeiten so ist, enttäuscht sie ebenso, wie sie die eigene Messlatte noch höher legt.
Enttäuscht dürften einige sein, da sie im Rahmen eines Popalbums munter herumexperimentiert. Ihrem Überhit „Flowers“ am nächsten kommt die Vorab-Auskopplung „End of the World“. Trotz des apokalyptischen Titels beschwört sie darin, den Moment zu leben. Einen feinen Pop-Moment erwischt sie auch bei „Golden Burning Sun“. Fast fünf Minuten mäandert der Song angenehm zurückgenommen von einem emotionalen Ufer zum anderen, während Miley Cyrus wünscht, als perfekte Partnerin wahrgenommen zu werden.
Doch immer wieder bricht sie aus den goldenen Käfigen heraus, in die ihr Pop-Talent sie gebracht hat. Denn „Something Beautiful“ sieht sich als Pop-Oper in der Tradition der kreativen Hochzeit der Pink-Floyd-Alben. Die Interludes drehen sowohl die Geschwindigkeitsschraube nach oben, wie sie auch mit Drum’n’Bass-Einschüben und Soundschnipseln aufwarten. Es folgen Ausflüge in andere Genres wie die schmissigen Synthpop-Hymnen „Walk of Fame“ mit Brittany Howard oder „Every Girl You’ve Ever Loved“ mit Naomi Campbell. „Easy Lover“ kommt mit Funk-Einflüssen und Rock-Beat daher. Der Titeltrack wiederum startet wie eine jazzige Lounge-Nummer nach einem Club-Konzert, bevor in den Refrains ein Instrumentengewitter losbricht – „Flash / Bang / Spark / Bomb / Bomb“ eben.
Auf Strecke ist das Album überraschend, überbordend, unterkühlt, erratisch, poppig, sperrig – und vor allem niemals langweilig. Miley Cyrus schrieb und produzierte an allen 13 Tracks mit. Ihre Stimme liefert den roten Faden, der Lust auf die weitere Karriere der Ausnahmekünstlerin macht, die nicht aufhört, sich neu zu erfinden.