Bilder der Woche ausblenden
Bilder der Woche einblenden

WAS MACHT EIGENTLICH...

1980 im Film „Stardust Memories“ von und mit Woody Allen
Foto: picture alliance / Collection Christophel / NZ

Charlotte Rampling?

Die britische Schauspielerin wirkte Mitte der 60er-Jahre in internationalen Produktionen mit, gewann dreimal den europäischen Filmpreis und wurde für Verdienste um die englisch-französische Kultur zum Officer of the Order of the British Empire ernannt. 2024 war die 78-Jährige, die auch im Theater erfolgreich war, in dem Science-Fiction-Film „Dune – Part Two“ zu sehen.

In über einhundert Filmen und einigen erfolgreichen Theaterproduktionen wirkte Charlotte Rampling mit und hat 2002 sogar einmal ein Album mit französischen und englischen Songs herausgebracht. Während sie ihre Karriere in England in leichten Unterhaltungsfilmen begann, verschrieb sie sich danach vor allem in Frankreich anspruchsvolleren Filmen und der Darstellung problematischerer Charaktere. Als wichtigen Grund für den Rollenwechsel bezeichnete sie im Vorjahr bei Arte den Suizid ihrer Schwester 1967: „Vielleicht hätte ich sonst einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Aber wenn einem eine Tragödie zustößt, dann verändert das die Wahrnehmung völlig.“

Danach wollte Rampling keine Unterhaltungsfilme mehr machen, „sondern ernsthaft verstehen, warum solche Dinge passieren“. Sie verlegte ihren Lebensmittelpunkt bis heute nach Frankreich, wo ihr die Nouvelle Vague und die cineastischen Entwicklungen danach andere Möglichkeiten boten als in England oder gar in den USA mit dem viel zu „hollywoodmäßigen“ Hollywood: „Die amerikanische Welt ist nicht meine. Ich fahre gern mal hin, aber ich würde dort nicht meine Seele hineinstecken.“

Jagt keinen Rollen hinterher

2024 war Charlotte Rampling in dem Science-Fiction-Film „Dune – Part Two“ zu sehen
2024 war Charlotte Rampling in dem Science-Fiction-Film „Dune – Part Two“ zu sehen - Foto: picture alliance / abaca

Mainstream-Produktionen lehnt sie ohnehin eher ab. Eine ihrer letzten Rollen war die verbitterte, dem Alkohol zugeneigte Rentnerin Ruth in der australischen Satire „Juniper“, die 2023 in die Kinos kam. Dass Rampling oft in „dunklen“ Filmen mitwirkt, kann sie sich selbst gar nicht erklären: „Es sind keine bewussten Entscheidungen, sondern es passiert einfach“, betonte sie 2023 im „Bolero“. Sie sei zwar ein glücklicher, aber auch ein oft düsterer Mensch: „Ich weiß, dass ich die Dunkelheit brauche, um zu funktionieren.“

Rampling spielt gerne komplizierte oder kühle Frauen, sieht dadurch aber in ihrem Alltag keine Probleme, auch wenn sie oft als „stachelig“ gilt: „Es spielt keine Rolle, was die Leute über mich sagen. Ich weiß, wer ich bin. Ich bin niemand, der ständig Komplimente braucht.“ Vielmehr drehe sie Filme, um Dinge zu erfahren, eine ihr selbst unbekannte Realität kennenzulernen, auch mal zu provozieren oder sich auf ein Abenteuer einzulassen. Dies war für sie auch ein Antrieb, 2022 in „Juniper“ mitzuwirken, weil sie es spannend fand, den jungen Filmemacher Matthew J. Saville bei der Arbeit an seinem Kino-Erstling zu erleben: „Ich mag kleine Filme, Autorenfilme, wo der Autor auch Produzent des Films ist“, betonte sie im „Bolero“. Der junge Australier kam zur Vorbesprechung eigens zu ihr nach Paris und hat mit ihr zusammen das Drehbuch noch etwas umgearbeitet. „Ich wusste sofort, dass dieser fragile Film ein wahnsinniges Potenzial besitzt“, schwärmt Rampling von „Juniper“.

Aufgrund ihrer Erfolge bekommt sie auch heute noch Rollenangebote, „aber nicht viele gute Sachen“. Sie jage nie Rollen hinterher, sondern lasse sie einfach auf sich zukommen. Allerdings will sie heute nur noch altersgemäße Charaktere darstellen: „Ich mag es nicht, jemanden zu spielen, der älter ist, als ich es bin.“ Ebenso wenig komme die Darstellung einer jüngeren Frau infrage, zumal sie Schönheitsoperationen für sich strikt ablehnt: „Ich habe ein gutes Gesicht, das mir hoffentlich noch lange erhalten bleibt, auch wenn es mit der Zeit der Schwerkraft zum Opfer fällt.“

Sie ist Thema zweier Dokus

Neben ihren zahlreichen Kinohits wie Viscontis „Die Verdammten“, Cavanis „Der Nachtportier“, Woody Allens „Stardust Memories“, Ozons „Unter dem Sand“ und „Swimming Pool“, Lars von Triers „Melancholia“ oder Haighs „45 Years“, für das sie ihre einzige Oscar-Nominierung erhielt, hat Rampling auch auf Theaterbühnen überzeugt oder war in einigen Episoden der TV-Serien „Broadchurch“, „London Spy“ (beide 2015) und „DNA – Kidnapping“ (2020) dabei. Anfang 2024 gehörte sie zu den Darstellern des Science-Fiction-Films „Dune – Part Two“, in dessen erstem Teil sie 2021 ebenfalls mitgewirkt hatte.

Die britische Offizierstochter Rampling, die sich von sozialen Medien fernhält, hat schon seit Langem in Paris eine neue Heimat gefunden und liebt nicht nur guten französischen Rotwein. Als Französin fühle sie sich aber nicht, sondern heute „mehr und mehr britisch“, und halte sie sich auch öfters in England auf, entweder zu Dreharbeiten oder zu Besuch bei einem ihrer Söhne und ihren Enkelsöhnen. „Ich liebe es, Zeit mit ihnen zu verbringen. Es sind zwei wunderbare Jungen, die inzwischen schon richtig groß sind.“ Mit ihrem Sohn, dem Regisseur Barnaby Southcombe, hat Rampling bereits einen Film gedreht und hofft, dass ein zweiter folgen wird: „Vielleicht, wenn ich sehr, sehr alt bin, das wäre sicherlich ein Spaß!“ Das Zeug dazu könnte sie haben, denn ihr Vater wurde 100: „Ja, es sieht aus, als könnte ich es schaffen – wenn ich es nicht übertreibe“, scherzt Rampling, die auch schon zweimal Thema von Dokumentationen war: „The Look“ (2011) und „Rätselhafte Charlotte Rampling“ (2023). 

MEHR AUS DIESEM RESSORT

FORUM SERVICE