Chemnitz als Urlaubs- oder Ausflugsort haben wohl die wenigsten auf dem Schirm. Das könnte sich ändern, wenn die drittgrößte Stadt Sachsens Kulturhauptstadt Europas 2025 ist.
Das Programm mit mehr als 1.000 Veranstaltungen steht unter dem Motto „C the Unseen“ und hat fünf thematische Schwerpunkte. Einer davon ist „Europäische Macher:innen der Demokratie“. Dazu gehört der Europäische Kulturhauptstadt-Marathon am 18. Mai, wenn Chemnitz zur längsten Bühne der Welt wird und Orchester, Chöre und DJs für musikalische Highlights sorgen. Vom 10. August bis zum 2. November kann man in den Kunstsammlungen Chemnitz in der Ausstellung „Edvard Munch. Angst“ mit künstlicher Intelligenz interagieren. Beim ersten Dachfestival „Bunte Dächer“ am 23. und 24. August sind Kunst und Kultur in ungewöhnlichen Höhen zu erleben.
Mehr als 1.000 Veranstaltungen
Interessanterweise finden sich im Programmfeld „Osteuropäische Mentalität“ zahlreiche Bezüge zu Autos und Garagen. Diese werden bei „#3000Garagen“ vom 5. April bis zum 31. Dezember als lebendige Archive, Kreativräume und Orte der Begegnung präsentiert. Und das Museum für Sächsische Fahrzeuge zeigt eine Kunstinstallation mit Leihgaben Chemnitzer Garagenbesitzer.
Die Sächsische Mozart-Gesellschaft lädt im Kulturhauptstadtjahr zum 30. Mal mit internationalen Künstlern in den Pianosalon ein. Auftakt ist am 14. Februar mit Alexander Gadjiev, der Werke von Schumann, Debussy und Rachmaninow spielt. Der Musiker ist Kulturbotschafter von Nova Gorica/Gorizia, neben Chemnitz zweite Kulturhauptstadt Europas 2025.
Mit „Großzügige Nachbarschaft“ ist ein weiteres Programmfeld überschrieben. Das internationale Theaterfestival „Nonstop Europa!“ feiert am 1. Mai die offenen Grenzen Europas mit einem vielfältigen Programm. Das „Kosmos Europe“-Festival belebt vom 13. bis zum 15. Juni die Innenstadt mit zahlreichen Bühnen, Diskussionsrunden in Bushaltestellen und Lesungen in Waschsalons. Nach dem Motto „C the Unseen“ werden vom 24. bis zum 27. September verborgene Bauwerke und Areale beim internationalen Lichtkunstfestival illuminiert.
Die Kunstsammlungen Chemnitz bringen im Museum Gunzenhauser vom 27. April bis zum 10. August erstmals die Realismusbewegungen der 1920er- und 1930er-Jahre als gesamteuropäische Bewegung in einer Ausstellung zusammen. In Chemnitz wurden 1848 die ersten Lokomotiven Sachsens gebaut. Der „Schauplatz Eisenbahn“ auf dem historischen Areal des früheren Rangierbahnhofs präsentiert von März bis November mehr als 30 historische Lokomotiven, weltweit einmalige technische Einrichtungen, Modellbahnanlagen und einen Feldbahnrundkurs – Eisenbahn zum Anfassen auf 260.000 Quadratmetern.
Zum Programmfeld „Macher:innen²“ gehört die Ausstellung „Sonnensucher!“ zu Kunst und Bergbau der Wismut GmbH von 10. April bis 10. August. Die SDAG Wismut förderte nicht nur waffenfähiges Uran für die Sowjetunion, sondern sammelte auch bildende Kunst mit mehr als 4.000 Werken.
Limbach-Oberfrohna hat eine lange Tradition als Standort der Textilindustrie. Beim „Loop!“-Strickfestival treffen sich dort vom 22. bis zum 24. August Menschen mit Liebe zum Stricken und mit Herz für alles Textile. Nicht weniger bekannt ist Seiffen für seine Spielzeugproduktion. Beim Spielzeugmacher-Festival vom 29. bis zum 31. August gibt es Holzbausätze, Spieluhren, Weihnachtsschmuck, Räuchermännchen und was man sonst aus Holz herstellen kann.
Vom 24. Oktober bis zum 8. November zeigt eine internationale Ausstellung in der Markthalle Chemnitz zeitgenössische Werke aus Malerei, Fotografie, Illustration, Design, Musik, Mode. Die „WerkSchau – Made in Sachsen“ vom 2. April bis zum 4. September gewährt einen eindrucksvollen Überblick über die Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen. Die Bandbreite reicht von Möbel und Interieur, Design und Illustration, Film und Musik, Mode bis hin zu Kunst und Performance.
Bewegte Geschichte von Industriestädten
„Tales of Transformation“ vom 25. April bis zum 16. November im Industriemuseum Chemnitz erzählt den Aufstieg und Fall von Industriestädten wie Chemnitz, Łódź, Mulhouse, Tampere und Manchester. Wo früher Schlote rauchten, wohnen und arbeiten heute kreative Menschen. Eine andere Facette dieses Wandels beleuchtet vom 23. August bis zum 7. September die IBUG, eines der europaweit wichtigsten Festivals für Urban Art. In verlassenen Fabriken und von Grün überwucherten Industriearealen gibt es Führungen, Gesprächsreihen, Workshops und Veranstaltungen mit Malerei, Graffiti, Installationen und Multimedia. Beim internationalen Festival für zeitgenössischen Tanz vom 18. bis zum 29. Juni sind Inszenierungen ganz unterschiedlicher Tanzstile in Abendaufführungen, aber auch auf den Straßen der Stadt zu sehen.
Das fünfte Programmfeld ist „In Bewegung!“. Der Kunst- und Skulpturenweg „Purple Path“ führt vorbei an Arbeiten nationaler und internationaler Kunstschaffender und verbindet Chemnitz mit 38 Kommunen im Umland.
Die Bergbau-Ausstellung „Silberglanz & Kumpeltod“ im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz ist bereits geöffnet und setzt sich neben technischen Innovationen auch mit der Ausbeutung von Mensch und Natur auseinander. Das „Kunstfestival Begehungen“ vom 18. Juli bis zum 17. August findet diesmal im stillgelegten Braunkohle-Heizkraftwerk Nord statt, mit Ausstellung, Konzerten, Lesungen, Filmen, Vorträgen und Debatten. Das ganze Jahr über kann im Freiberger Dom „Petrified Wood Circle“ von Richard Long besichtigt werden, bestehend aus Millionen Jahre alten Versteinerungen von Holz.
Vom 30. Mai bis zum 1. Juni bringt das „Hutfestival – Festival für Straßenkunst“ Live-Musik, Clownerie, Artistik, Jonglage, Feuershows, Walk Acts, Kunst und Street Food in die Straßen von Chemnitz.