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WAS MACHT EIGENTLICH...

Courtney Love mit Ehemann Kurt Cobain und Tochter Frances Bean – ein halbes Jahr vor Cobains Suizid
Foto: imago / ZUMA Press

… Courtney Love?

In den 90ern taumelte sie nicht nur von Bühne zu Bühne sondern auch von Skandal zu Skandal. Als Ehefrau von Nirvana-Frontmann Kurt Cobain avancierte die Musikerin schließlich zu einer der umstrittensten Persönlichkeiten der Rock-Geschichte. Heute ist es sehr ruhig um sie geworden.

When I was a teenage whore (deutsch: „Als ich eine Teenager-Hure war“), sang sie. Eine verkorkste Tochter, bereit, Körper und Moral zu verkaufen, um zu überleben. Ein Image, mit dem Courtney Love Karriere machte. Größtenteils auch, weil es keine Rolle war, sondern pure Realität. Courtney Michelle Harrison wurde 1964 in San Francisco als Tochter der Familientherapeutin Linda Carroll und des Grateful-Dead-Bandmanagers Hank Harrison geboren. Harrison verlor früh das Sorgerecht, nachdem seine Frau ihn beschuldigte, seiner Tochter LSD verabreicht zu haben. Es folgten acht Umzüge, zwei Stiefväter und frühe therapeutische Behandlung. Nachdem Courtney schließlich als Teenager beim Klauen erwischt wurde, schickte ihre Mutter sie in eine Besserungsanstalt. 

Um sich ihr späteres Philosophie-Studium ohne Kriminalität zu finanzieren, begann sie schließlich zu strippen, bevor sie 1985 mit Sugar Babydoll (später Pagan Babies) ihre erste Band gründete, auf die 1989 die Band Hole folgen sollte. Eric Erlandson, damals Mitarbeiter einer Plattenfirma in Los Angeles, erinnerte sich: „Wir trafen uns in einem Café, ich sah sie und dachte: ,Oh Gott. Oh nein. Wo gerate ich denn hier hinein?‘“

Absturz nach Cobain-Suizid

Die meisten Updates gibt Love mittlerweile über Instagram
Die meisten Updates gibt Love mittlerweile über Instagram - Foto: IMAGO / ABACAPRESS

Loves „Kinderhuren-Look“, wie die Presse ihn nannte, wurde zum Markenzeichen: Kurzes Kleidchen, zerrissene Strumpfhose, blutroter Lippenstift im Kontrast zur hellblonden Mähne. Love faszinierte, sollte aber auch schnell zu einem Ärgernis heranwachsen. Spätestens, als sie 1991 eine Beziehung mit Nirvana-Frontmann Kurt Cobain einging. Die Geschichte der beiden schrieb sich quasi von selbst: zwei suchtkranke Scheidungskinder, die ihre Sicherheit in der Musik fanden. Sie heirateten auf Hawaii, bekamen ein gemeinsames Kind: Frances Bean Cobain. Ruhiger wurde es um das Skandal-Paar trotz Baby nicht. Aufgrund ihres Drogenkonsums sollte zeitweise gar das Sorgerecht entzogen werden – und wer die Geschichte kennt, weiß, dass alles noch schlimmer kommen sollte: Am 5. April 1994 erschoss sich Kurt Cobain in seiner Garage.

Als Loves Album „Live Through This“ kurz darauf durch die Decke der Albumcharts schoss, wurden Gerüchte laut, Cobain habe keinen Suizid begangen, sondern aus Promo-Gründen sterben müssen. Für Love begann nicht nur ein Kampf mit Fans und Presse, sondern auch ein Kampf mit sich selbst. Drogen, Suizidversuche, Provokationen und Gerichtsverhandlungen folgten. 1995, so erzählte Love 2021 auf Instagram, habe Schauspieler Johnny Depp sie nach einer Überdosis bewusstlos vor einem Club gefunden und wiederbeleben müssen. Seit dem Vorfall habe Depp sich auch um ihre Tochter Frances Bean gekümmert: „Er hat ihr zum 13. Geburtstag einen vierseitigen Brief geschrieben. Sie hatte es damals so schwer, weil ich auf Crack war und das Jugendamt ständig um uns herum war“, erinnert sie sich. 2009 sollte ihr dennoch das Sorgerecht entzogen werden.

Eine Erfahrung, die in Love offenbar etwas auslöste. Sie versuchte, sich aus dem Drogensumpf zu kämpfen, ist laut eigenen Angaben bereits über Jahre clean. Love sagte später über ihre Auftritte in den 90ern, sie sei so high gewesen, dass sie sich heute dafür schäme. 

Neues Album in Planung

Nach Jahren des Zerwürfnisses mit ihrer Tochter Frances Bean, die nach dem Sorgerechtsentzug bei ihrer Großmutter lebte, zeigten sich beide Anfang des Jahres 2015 erstmals wieder vereint. „Wir machen Kunst zusammen“, erzählte Love bei „Good Morning America“. „Wir hängen viel zusammen rum. Frances ist ein tolles Kind.“

Die meisten Updates gibt Love mittlerweile über Instagram. Mitte April 2024 gab sie dem „Standard“ ein seltenes Interview. „Die Leute sagten immer, ich sei so schwierig. Sie sagten, ich sei unsympathisch“, erzählt sie dort. „Es war nie mein Ding, gemocht zu werden. Kurt wollte gemocht werden, aber ich nicht. Er konnte sich hinter mir verstecken, aber dann wurde ich gehasst. Dann starb Kurt, und der Hass auf mich erreichte ein völlig neues Niveau“, erinnert sie sich. 

Seit Jahren betrachtet sie sich daher auch als Hüterin des musikalischen Erbes von Nirvana. Als Mitglied des Gremiums, das über die Verwendung des Song-Katalogs der Band entscheidet, habe sie mehrfach deren kommerziellen Ausverkauf verhindert. „Ich habe ihn vor allem beschützt – von Kentucky-Fried-Chicken-Werbung über Filmmusik bis hin zu Brettspielen“, sagte Love.

Doch dass die Grunge-Antiheldin noch immer sticheln kann, bewies sie ebenfalls in ihrem Interview und wetterte über Frauen in der Musikbranche, besonders Taylor Swift:  „Taylor ist nicht wichtig. Sie mag ein sicherer Ort für Mädchen sein, aber sie ist als Künstlerin nicht interessant.“ Selbst will Love auch wieder Musik machen. Nachdem ihr letzter Release „Mother“ bereits vier Jahre zurückliegt, kündigte die heute in London lebende Love vergangenes Jahr ein neues Album an. „Es ist kein Rock. Es wird ein Magnum-Opus“, sagte sie im „WTF“-Podcast von Marc Maron.  

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