Über 100.000 Besucher sollen die Special Olympics Nationale Spiele im Juni 2026 ins Saarland locken. Damit alles reibungslos klappt, laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren.
Es wird das größte Sport-Event in der Geschichte des Saarlandes sein: Vom 15. bis zum 20. Juni 2026 finden im kleinsten Flächenland Deutschlands die Special Olympics Nationalen Spiele statt. Es handelt sich dabei um die größte inklusive Multisport-Veranstaltung für Menschen mit und ohne geistige Beeinträchtigung. Schon die nackten Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 13.000 Teilnehmende werden erwartet, darunter etwa 4.000 Athletinnen und Athleten sowie „Unified Partners“ aus 27 Sportarten, also nicht beeinträchtigte Sportlerinnen und Sportler, 1.500 Trainerinnen und Trainer, 2.500 Teilnehmende am wettbewerbsfreien Angebot, ebensoviele freiwillige Helferinnen und Helfer sowie zahlreiche Schul- und Fangruppen, Familien und Freunde der Protagonisten. Insgesamt rechnen der Veranstalter und Ausrichter Special Olympics Deutschland e.V. (SOD) sowie die Gastgeber – das Land Saarland, der Landessportverband für das Saarland (LSVS) und Special Olympics Saarland e.V. – an den sechs Veranstaltungstagen mit über 100.000 Besucherinnen und Besuchern. Angelockt werden sie von den Wettbewerben und einem breit gefächerten Rahmenprogramm mit zahlreichen Aktionen. Angefangen mit der Eröffnungsfeier im Saarbrücker Ludwigsparkstadion, einem Festival auf dem Tblisser Platz in Saarbrücken und einer Festivalmeile in St. Wendel.
„Zum ersten Mal finden Special Olympics Nationale Spiele im Saarland und damit im Herzen Europas statt – dezentral, grenzüberschreitend, inklusiv. Für Special Olympics Deutschland bedeutet das eine einzigartige Chance, in dieser Region Barrieren abzubauen und Inklusion voranzubringen“, sagt SOD-Präsidentin Christiane Krajewski. Die frühere Berufspolitikerin stammt aus Wuppertal, kam aber im Alter von 18 Jahren ins Saarland, wo sie viele Jahre lang politisch tätig war; unter anderem als Gesundheitsministerin (1990 bis 1994), Ministerin für Wirtschaft und Finanzen sowie stellvertretende Ministerpräsidentin des Saarlandes (1994 bis 1999). Seit 2002 lebt die frühere SPD-Politikerin wieder in ihrer Wahlheimat Saarland: „Gemeinsam mit den Gastgebenden setzen wir ein sichtbares Zeichen für eine offene und vielfältige Gesellschaft“, ist sie sich sicher.
„Es geht nicht um die absolute Spitzenleistung“
„Für die Athletinnen und Athleten bedeuten die Spiele zunächst einmal große Freude und Spaß am Sport. Wenn man das Ganze als Zuschauer oder Helfer beobachtet, bekommt man die Emotionen viel deutlicher und auch anders mit als bei anderen Sportveranstaltungen“, weiß Alexander Indermark, Präsident von Special Olympics im Saarland. „Bei uns geht es nicht um die absolute Spitzenleistung. Es herrscht auch ein viel fairerer und schönerer Umgang unter den Athletinnen und Athleten“, beschreibt er den besonderen Geist der Special Olympics: „Ich kann jeden nur einladen, sich darauf einzulassen, vorbeizukommen und sich ein Stück dieser Mentalität mit nach Hause zu nehmen. Das kann die Sichtweise auf vieles im Leben deutlich verändern.“
Dazu soll das ausgeklügelte Sport- und Veranstaltungsstättenkonzept beitragen. Um eine breite kommunale Beteiligung zu ermöglichen, befinden sich die Austragungsorte für die Wettbewerbe in 27 Sportarten in neun Städten und Gemeinden des Saarlandes sowie im französischen Forbach. Erstmals in der Geschichte von Special Olympics Deutschland werden die Schwimmwettbewerbe grenzüberschreitend ausgetragen. Die offiziellen Höhepunkte mit Eröffnungs- und Abschlussfeier sind in Saarbrücken geplant. „Durch grenzüberschreitende Special-Olympics-Schwimmwettbewerbe wird darüber hinaus Inklusion aktiv gelebt und die Menschen über das Saarland hinaus werden für ein inklusives Miteinander begeistert“, freut sich SOD-Bundesgeschäftsführer Sven Albrecht. „Grundsätzlich ist länderübergreifende Zusammenarbeit ja an sich schon eine tolle Idee“, sagt auch Alexander Indermark und erklärt: „Aber es hat auch damit zu tun, dass es im Saarland kein Schwimmbad gibt, das alle Voraussetzungen für die Wettbewerbe erfüllt – beispielsweise ein Fassungsvermögen für 1.500 Personen. So kamen wir auf den Pool Olympique in Forbach.“ „Dass wir nicht die Infrastruktur haben, die man sich in seinen Träumen so vorstellt, ist jedem im Saarland klar. Nichtsdestotrotz haben wir an vielen Orten ganz wunderbare Sportstätten, die sehr gut für das geeignet sind, was wir für die Ausrichtung der Nationalen Spiele benötigen“, sagt LSVS-Vorstand Johannes Kopkow: „Dieses Event kann ein Anstoß sein, die eine oder andere Sportstätte im Saarland wieder in den Fokus zu rücken, um sie vielleicht zugänglicher zu machen oder zu renovieren. Das wäre an mancher Stelle durchaus notwendig.“
Inzwischen ist auch die Bewerbungsphase für das sogenannte Host Town Program gestartet. Hier können sich Kommunen, Landkreise oder Organisationen noch bis zum 30. November 2025 bewerben, um den internationalen Delegationen vor dem offiziellen Start einen herzlichen Empfang zu bereiten. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Willkommensfeste, gemeinsame Sportaktivitäten, inklusive Kochabende, Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten oder andere Aktivitäten sollen den Gästen das Saarland und seine Bewohnerinnen und Bewohner näherbringen. So sollen Netzwerke und Partnerschaften entstehen, die die Sichtbarkeit und Teilhabe von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in Sport und Gesellschaft nachhaltig stärken.
Identifikation und Verbundenheit
Das erhofft sich auch LSVS-Vorstand Kopkow von dem Mega-Event im ganzen Saarland: „Wir erhoffen uns ein Augenmerk auf die inklusive Ausrichtung unserer saarländischen Sportvereine und wünschen uns, dass die Inklusion Berücksichtigung im gemeinsamen Handeln findet“, sagt er und ergänzt: „Ferner erhoffen wir uns, dass wir im gesamten Sportdeutschland als das Bundesland wahrgenommen werden, das sich dieses Themas angenommen hat und die Spiele in wunderbarer Weise und zur Freude aller durchführen konnte.“
Im Zentrum der visuellen Kommunikation steht das offizielle Logo, das die Verbundenheit und Identifikation mit der Region deutlich machen soll. Das Logo integriert bekannte Wahrzeichen des Saarlandes, darunter die Ludwigskirche in Saarbrücken, das Saarpolygon sowie das Unesco-Weltkulturerbe Völklinger Hütte.
„Uns war eines wichtig: Wir wollten damit eine große Identifikation schaffen für die Bevölkerung des Saarlandes und eine Verbindung mit den Athletinnen und Athleten herstellen“, beschreibt Anne Hohmann, Leiterin Marketing Kommunikation bei SOD, die Zielsetzung. „Wir hoffen, dass es den Saarländerinnen und Saarländern gefällt.“ Dass das Ziel erreicht werden kann, legt der Kommentar des saarländischen Boccia-Spielers Daniel Sträßer nahe: „In einem Jahr ist es soweit, dann finden vor meiner Haustür die Nationalen Spiele statt. Ich freue mich sehr darüber. Das Logo gefällt mir richtig gut. Es erinnert mich an meine eigene Familie: Mein Vater und Großvater haben im Bergbau gearbeitet, mein Patt auf der Hütte“, stellte Sträßer, Mitglied der „Arbeitsgruppe Athlet*innen“ für das Saarland 2026, klar.