Alle Jahre wieder kürt das Pantone Color Institute seine Trendfarbe für die kommenden Monate. Diesmal ist es Mondscheingrau. Dazu gibt es auf den Modeschauen aber auch allerlei Farbpracht und viel Glitzer zu entdecken. Deshalb ein kleiner Überblick zu Must-haves und No-Gos.

Ein Raunen geht durch das Publikum, als die Scheinwerfer den Laufsteg erhellen. Auf der Bühne flimmert das erste Model in einem schillernden Ensemble aus sonnengelb und Türkis. Kameras klicken, während die Zuschauer gebannt den Mix aus Mondscheingrau und leuchtenden Farben betrachten. Die Modesaison 2025 verspricht ein Fest der Farben zu werden – vielseitig, mutig und voller Strahlkraft.
Dabei gibt Moonbeam Grey den Ton an. Es trägt in der Pantone-Farbtabelle die Nummer 13-0000 TCX und besticht durch sein dezentes Erscheinungsbild. An die Seite des hellen Graus gesellen sich Mittelbraun (Rum Raisin), graustichiges Mittelblau (Eclipse), Milchweiß (Antique White) und ein Blau-Grau (Blue Granite). Sie bilden eine gute Basis für all die Farbpracht, die neuerdings auf den Modeschauen in Mailand, London, Paris und New York zu sehen ist.

Besonders praktisch an Mondscheingrau und den anderen dezenten Farbnuancen ist, dass sich zu Grau nahezu jede Farbe kombinieren lässt und es weniger strikt ist als Schwarz oder Weiß. Deshalb ist es ein gutes Zeichen für das kommende Jahr, wenn Moonbeam den Ton angibt und sich darum die weiteren tollen Trends versammeln. Es wartet viel Auswahl, noch mehr Pracht und ganz viel Leuchtkraft!
Graue Grundlage für leuchtende Looks
Johnson Hartig probiert sich für Libertine zum Beispiel an einer sonnengelben Kombination aus volantbesetztem Rock und passender Camisole. Darüber drapiert der Designer eine Bouclé-Jacke in Türkis, die mit auffälligen blumenförmigen Glasknöpfen versehen ist. Wenn das mal keine Lust auf die kommende Sommersaison macht! Mit der Auswahl der typischen Strandfarben orientiert sich die Kollektion am allgemeinen Trend zu hellen, strahlenden Tönen. Neben Gelb sind auch Pink und dynamisches Orange in Form von schicken Kostümen und weich fallenden Anzügen zu sehen.

Wem das zu grell ist, der orientiert sich an Pastelltönen. Auch die sind in der warmen Jahreszeit wie immer ein großes Thema, allerdings mit einem spannenden Twist: Statt das Outfit komplett in Babyblau, Blassrosa oder Lavendel zu tauchen, werden die zarten Töne unerwartet kombiniert, wahlweise untereinander oder mit leuchtenden Nuancen. Das erzeugt einen spannenden Kontrast, der sehr modern und zugleich nostalgisch wirkt. Die 60er-Jahre lassen grüßen. Wie das aussehen kann, ist in Kollektionen von Tibi und Hervé Léger zu sehen. Bei Letzterem gibt es unter anderem ein Strickkleid, das aus einem blassorangefarbenen Midirock und einem knallroten Oberteil besteht. Dazu kombiniert Designerin Michelle Ochs gleich einen ganzen Berg Ketten, goldene Armbänder und schwarze Sandalen. Für Tibi wählt Amy Smilovic den Pastellton Mint und hüllt einen Midirock mit Schleppe darin ein. Den Kontrast bildet ein XXL-Sweatshirt in Burgunderrot. Die Accessoires bleiben übersichtlich und beschränken sich auf einen goldenen Schlangenkettengürtel sowie Lacksandalen in schlichtem Braun. Überhaupt scheint Anhängseln in vielen Kollektionen keine große Bedeutung mehr zuzukommen. Viel zu auffällig ist die Farbgebung. Die möchte man großzügig wirken lassen und hält sich deshalb mit viel Schmuck, riesigen Sonnenbrillen oder XXL-Shoppern zurück. Wenn schon schicke Sandalen oder kleine Handtaschen, dann offenbar gerne in Braun, Creme oder dem oben bereits gerühmten Mondscheingrau. Mit dieser Auswahl trifft Ochs voll ins Schwarze.
Harmonisches Gesamtbild

Natürliche, erdige Farben sind ein weiteres wichtiges Thema für den Jahresstart. Von Sand über Olive bis hin zu zartem Braun reichen die Facetten, und die haben einen Hintergrund: Die Liebe zur Natur und damit auch der Anspruch, langlebige, nachhaltige Mode zu entwerfen, treibt die Designer dieser Zeit um. Wieso also nicht die eigenen Wünsche in das künstlerische Werk übertragen? Zu sehen ist das zum Beispiel bei Kim Shui. Sie hüllt ihr Model in ein zerknittertes braunes Lacklederoberteil. Dazu gibt es einen bodenlangen Rock in Rosa, der mit Pailletten besetzt ist. Die Füße kleiden Sandalen, die vermuten lassen, dass auch dieses erdige Outfit nicht für den Herbst, sondern durchaus für die warme Saison gedacht ist. Eine dunkle Sonnenbrille verstärkt den Eindruck noch. Die mutige Farbkomposition aus Braun und Rosa macht deutlich, wie breit gefächert es auf den Laufstegen zugeht.

Bei Ulla Johnson bedeutet das: Beige trifft Khaki. Beide Töne scheinen im Duett aus geschnürtem Baumwollhemd und passender Hose in luftiger Schnittform nahezu zu verschmelzen. Alles fällt in Falten und erscheint fast so, als wolle das Model eine spannende Safari besuchen, bei der es darum geht, nicht von den wilden Tieren entdeckt zu werden. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, gibt es dazu eine Shopperbag, die mit unterschiedlichen Schnallen versehen ist. Den Kontrast zu den Naturtönen bildet Orange, wieder in Form einer Sandale. Witziger Blickpunkt sind zwei flauschige Bommel, die die Fußoberseite schmücken.
Es gibt keine Grenzen zwischen Pastell, Erdfarben und knalligen Tönen. Alles darf zu allem finden, solange es ein harmonisches Gesamtbild ergibt. Ein tolles Beispiel dafür ist die Kollektion von Ashley Williams. Sie verwandelt ein schlichtes weißes Minikleid in eine wahre Farbexplosion, indem sie unterschiedliche Farbtupfer in unterschiedlichen Materialien auf dem Kleid vereint. Dazu gibt es eine passende Beuteltasche. Beides erweckt den Eindruck, hier hätte eine kreative Graffiti-Art-Session stattgefunden. Das zeigt einmal mehr: Kein Jahr war bisher so farbprächtig wie 2025. Hinzu kommt die augenscheinliche Abkehr von Schwarz. Das findet sich meist nur noch farbgebend auf Accessoires und Schuhen wieder. In den Outfits selbst wird es immer häufiger durch Blau ersetzt. Der Ton steht für Harmonie, Frieden, Treue, Ehrlichkeit und Sympathie. Kein Wunder also, dass er einen so großen Raum in vielen Kollektionen einnimmt. Dabei darf es mal Himmelblau und dann wieder Marineblau sein, je nach Stimmungsbild. Die Farbe ist und bleibt zeitlos schön und erscheint nicht ganz so hart wie tiefes Schwarz. Deshalb sind nicht nur Tageslooks nun gerne blau, auch die Abendmode trennt sich vom „Kleinen Schwarzen“ und setzt Mitternachtsblau die Krone auf. Dazu passen Silber und Gold übrigens wunderbar, da kommt der Look aus dem Leuchten gar nicht mehr heraus und wirkt gleichzeitig absolut edel. Ein schönes Beispiel ist die Kleiderkollektion von Akris. Hier gibt es von Etuikleidern über Hemdkleider bis hin zu bestickten Midikleidern eine sehr große Auswahl in dunklem Blau zu entdecken. An Stoffen dominieren Bio-Baumwolle, Leinen und Samt, aber auch Lack und Leder.
Auffällige XXL-Accessoires


Letztere bilden eine passende Grundlage für den letzten großen Farbtrend des kommenden Jahres: Metallic. Gold, Bronze, Silber in Form von Stickereien, Pailletten, Accessoires und ähnliches verzaubern aktuell die Laufstege dieser Welt. Und das aus gutem Grund, denn wer strahlt nicht gerne mit seinem Outfit um die Wette?
Nie war es einfacher und effektvoller, Mode in Szene zu setzen. Wer das Thema richtig vertiefen möchte, der entscheidet sich für spezielle Materialien, die den Glitzer bereits in sich tragen. Wie zum Beispiel Metallicfäden, die für einen atemberaubenden Effekt sorgen. Und das Schönste daran: Metallic bleibt nicht allein der Abendmode vorbehalten, denn dort ist es ja schon lange vorherrschend. Auch die Alltagskleidung darf glänzen. Besonders harmonisch klappt das, wenn der Glitzer auf jeweils ein Element beschränkt wird. So darf sich zur Glimmerhose ruhig ein schlichter Strickpullover gesellen. Andersherum klappt das natürlich auch.
Wem diese Töne in der Kleidung nicht zusagen, der darf seine Accessoires trendbewusst auswählen. Goldene Armreife, XXL-Perlenketten, glänzende Schuhe und Handtaschen mit Paillettenbesatz sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten, mehr Glanz ins Leben zu bringen.
So siedeln sich die Farbtrends im kommenden Jahr irgendwo zwischen purer leuchtender Daseinsfreude, eleganten Glitzerdetails, naturverbundener Zurückhaltung und pastellfarbener Dekadenz an. Da ist sicher für jeden etwas dabei. Statt nur nach dem eigenen Geschmack zu gehen, empfiehlt es sich, darauf zu achten, wem welche Töne gut stehen – und sich dann drumherum das persönliche Lieblingsoutfit zusammenzustellen.