David Polkinhorn ist einer der wenigen Profi-Tubisten deutschlandweit und lebt im Saarland. Er ist Mitglied der Deutschen Radio Philharmonie. Der saarländische Landesmusikrat hat den 44-Jährigen zum Schirmherrn der Aktion „Instrument des Jahres“ ausgerufen.
Herr Polkinhorn, wie kamen Sie zur Tuba?
Am Anfang habe ich Tenorhorn in der Schule gespielt. Ein Kumpel von mir hat das gespielt, das wollte ich dann auch. Dann ging es weiter mit dem Euphonium, das ist eine kleine Tuba. Mit 13 habe ich angefangen, Tuba zu spielen.
Sie stammen ursprünglich aus Cornwall, dem Südwesten Englands. Sind Sie wegen des Instruments nach Deutschland gekommen?
Ja. Ich habe zunächst in London meinen Bachelor gemacht. Danach habe ich ein DAAD-Stipendium (Deutscher Akademischer Austauschdienst; Anm. d. Red.) bekommen und bin nach Hannover gegangen. Eineinhalb Jahre habe ich dort ein Aufbaustudium gemacht.
Und dann ging es ins Saarland?
Richtig. Ich habe mich bei der Deutschen Radio Philharmonie beworben, damals hieß es noch Rundfunksinfonieorchester Saarbrücken.
Gibt es denn viele klassische Werke, in denen eine Tuba vorkommt?
Da sie ja erst 1835 erfunden worden ist, kommt sie nur in Kompositionen vor, die danach geschrieben wurden. Also nicht bei Bach, nicht bei Mozart. Dafür hat zum Beispiel Hector Berlioz relativ viel mit Tuba geschrieben.
Das heißt, Sie haben öfter mal Pause im Orchester?
Manchmal spiele ich nicht mit. Aber ich bin relativ viel beschäftigt, weil ich auch in kleineren Ensembles mitmache. Radio Brass Saar heißt eines, das vom Orchester ausgeht, das sind zwischen zehn und zwölf Musiker. Also die ganzen Blechbläser der Radio Philharmonie. Man kann auch im Quintett spielen, mit zwei Trompeten, Posaune, Horn und Tuba.
Spielen Sie auch in Marching Bands?
Nein. Ich bin mehr in der Klassik. In der Dixie-Musik gibt es auch eher das Sousafon. Das ist eine Tuba in anderer Bauform. Sehr praktisch für draußen, weil sie leichter zu tragen ist.
Was ist dann ein Euphonium?
Das ist praktisch eine kleine Tuba, auch Tenor-Tuba genannt. In Italien gibt es auch noch den Cimbasso, das ist eine Kontrabass-Posaune mit Ventilen. Der wird häufig in der Oper eingesetzt.
Ist die Tuba im Grunde eine Bass-Trompete?
Nein, die Trompete ist zylindrisch aufgebaut, die Tuba konisch wie ein Horn.
Gibt es unterschiedliche Tuben?
Ja. Auf dem Foto, das ist eine Basstuba in F, die geht runter bis zum tiefen F. Aber es gibt auch die Kontrabass-Tuba in B, die wurde später entwickelt. Bei Wagner spielt man meistens die Kontrabass-Tuba. Die geht runter bis zu einem tiefen B. Es gibt noch Varianten in Es und C.
Ist es schwer, einen tiefen Ton mit Blasen zu erzeugen?
Ja. Wenn das Instrument größer ist, ist der Widerstand geringer, dadurch geht mehr Luft durch. Im Vergleich zu den Trompetern müssen wir Tubisten häufiger atmen.
Wie ist das für Sie, dass die Tuba Instrument des Jahres wurde?
Ich finde das super. Alle Instrumente sollen eine Chance haben. Die Tuba ist ein Instrument, das viele spielen, das aber selten in der ersten Reihe steht. So ein bisschen wie der Kontrabass. Es ist wichtig, aber man nimmt es nicht immer direkt wahr. Die Tuba hat viel mehr Möglichkeiten, als man denkt.
Gibt es Solo-Stücke für Tuba?
Dadurch, dass sie nicht sehr alt ist, nicht so viele. Das vielleicht bekannteste Stück ist das Konzert für Tuba von Ralph Vaughan Williams, 1954 geschrieben. Das muss man bei Probespielen immer spielen. Ab da sind viele Entwicklungen, es gibt immer neue Kompositionen. Reine Solisten auf der Tuba gibt es vielleicht nur eine Handvoll auf der Welt. Also solche Leute, die nicht im Orchester spielen, die nicht unterrichten und nur Solo spielen.
Gibt es berühmte Tubisten in der Geschichte?
Arnold Jacobs aus Chicago war sehr bekannt, auch als Pädagoge mit seinen Recherchen zur Atemtechnik. Viele Leute waren bei ihm. In Deutschland ist es Walter Hilgers.
Sie unterrichten an der Hochschule für Musik in Saarbrücken.
Ich bin seit drei Jahren an der HfM und habe momentan drei Studenten. Auch eine Studentin ist dabei. Dass Frauen keine Tuba spielen können, ist ein Vorurteil, das nicht stimmt.
Was ist dieses Jahr geplant, wie wird die Tuba gefeiert?
Es gibt mehrere Konzerte. Am 2. Juni spiele ich mit zwei Kollegen und der Bergkapelle Saar beim Saarländischen Rundfunk. Das Konzert nennt sich Tubissimo, ich spiele dort das Concerto für Tuba und Blasorchester von Edward Gregson. Dann gibt es noch das Concertino für Tuba und Blasorchester von Rolf Wilhelm, Sebastian Busch ist dabei der Solist. Und Marc Mollitor aus Luxemburg spielt das Stück „Orion“ von Guido Rennert auf dem Euphonium. Mit dem Landes-Jugend-Symphonie-Orchester Saar wird es ein Konzert im Oktober geben. Der Landesmusikrat plant auch noch ein Konzert im Herbst. Ich hoffe aber, dass noch andere Leute Tuba-Konzerte planen, auch Musikvereine könnten so etwas ausrichten. Außerdem werde ich einen Meisterkurs geben im Herbst. Der ist für Nicht-Studierende, da können sich gerne alle anmelden.