Die SV Elversberg hat in der vergangenen Saison absolut überzeugend den Klassenerhalt eingefahren. Im schwierigen zweiten Jahr kann es erneut um nichts anderes gehen.
Zum allerersten Mal Zweite Liga und dann gleich Klassenerhalt in überzeugender Manier: Hätten sich die Verantwortlichen eine Saison wünschen können – es wäre wohl ganz nah an die vergangene herangekommen. Der schlechte Start wurde überwunden, stetig dazugelernt und die Spielkultur beibehalten. Dadurch kamen große Siege zustande, Niederlagen warfen die Mannschaft, den Trainer und das Umfeld nie aus der Bahn. Auch das muss in dieser Saison das Ziel sein.
Die Ausgangslage
Die ausgeliehenen Spieler Hugo Vandermersch und vor allem Paul Wanner konnten nicht gehalten werden, das war allen Verantwortlichen schon bei ihrer Ausleihe klar. Mit Jannik Rochelt wechselte ein weiterer Stammspieler den Verein, dieser Wechsel wurde jedoch durch die 1,5 Millionen Ausstiegsklausel fürstlich entlohnt. Über Semih Sahin wandern immer noch Gerüchte über einen möglichen Wechsel zu Kiel durch die Zeitungen. Für die Kabine war sicherlich auch Kapitän Kevin Conrad wichtig, aufgrund seiner Verletzungen war der Einfluss auf dem Platz begrenzt. Gleiches gilt für die Vereinslegende Kevin Koffi. Die Aufgabe für die Verantwortlichen war dementsprechend keine einfache, die Mannschaft braucht eine neue Identität.
Die Neuzugänge
Abgeschlossen sind die Planungen sicherlich noch nicht, jedoch wird ganz klar ein Trend bei den Neuverpflichtungen klar: Der älteste verpflichtete Spieler war bis Ende Juli Filimon Gerezgiher mit 23 Jahren. Dazu gesellen sich Frederik Schmahl, Leih-Spieler Fisnik Asllani und Leih-Rückkehrer Daniel Pantschenko mit 21. Mohammad Mahmoud ist erst 19 und der von Eintracht Frankfurt ausgeliehene Elias Baum sogar erst 18. Dementsprechend klar ist: Das Augenmerk lag auf jungen formbaren Spielern und großen Talenten. Vor allem Baum wird eine große Zukunft nachgesagt, viele sehen ihn als künftigen Nationalspieler. Mahmoud weinen die Fans in Bochum immer noch nach. Schmahl und Gerezgiher kamen aus der Regionalliga Südwest, damit lagen die Verantwortlichen bei Jannik Rochelt und Paul Stock schon richtig. Wer dabei die größten Chancen auf einen Stammplatz hat, ist noch offen. Vor allem Baum überzeugte in der Vorbereitung, an ihm führt als Rechtsverteidiger wohl kein Weg vorbei. Ein Faustpfand hat die SVE zudem in der Hinterhand: Frederik Jäkel, der vor seinem Kreuzbandriss überzeugende Leistungen zeigte, konnte ein weiteres Jahr ausgeliehen werden und wird der Abwehr der SVE nach seinem Comeback sicherlich enorm weiterhelfen.
Die Stärken
Die große Stärke der SVE war es in den vergangenen Jahren auf dem Transfermarkt den richtigen Riecher zu haben. Ob das dieses Mal wieder der Fall sein wird, wird die Saison zeigen. Der Kader jedoch verfügt auch weiterhin über altbekannte Stärken. Auf der Torwartposition ist die SVE mit Nicolas Kristof mehr als gut besetzt. Der Schlussmann zeigte sich schon in der Vergangenheit sowohl mit den Händen als auch den Füßen als sicherer Rückhalt. Mit Maurice Neubauer auf der Position des linken Verteidigers ist die SVE ebenfalls bestens besetzt.
Eine Arbeitskultur, die von der Wertschätzung jedes Einzelnen geprägt ist
Dass Robin Fellhauer gehalten werden konnte, ist wohl der größte Erfolg. Der Saarländer kann fast alle Positionen spielen und zeigte durchweg überdurchschnittliche Leistungen. Die Innenverteidigung von Florian Le Joncour und Carlo Sickinger wirkt zudem routiniert und sicher. Der Offensivbereich wird sein neues Gesicht zeigen müssen, hat aber in jedem Fall großes Potenzial. Die Handschrift des Trainers Horst Steffen ist seit Jahren erkennbar und wird wohl auch in diesem Jahr weiter verfeinert. Zudem ist die Ruhe im Umfeld ein riesiger Faktor.

Die Schwächen
Wirkliche Schwächen nach einem solchen vergangenen Jahr auszumachen ist schwer. Eine Saison, die so verläuft, hatte definitiv mehr Stärken als Schwächen. Das größte Fragezeichen ist, wie sich dieser neu zusammengestellte Kader einspielen wird. Zudem herrscht im durchaus ruhigen Umfeld nun eine andere Erwartungshaltung – das sind die Mechanismen des Geschäfts. Dem Kader würde sicherlich eine namhafte, erfahrene Verstärkung gut zu Gesicht stehen, jedoch ist auch mit diesem Kader das Erreichen der Ziele drin.
Der Trainer
Sechs Jahre ist Horst Steffen nun schon Trainer bei der SV Elversberg. Er ist gemeinsam mit Sportvorstand Ole Book der Vater der erfolgreichsten Zeit in der Vereinsgeschichte. Steffen genießt innerhalb des Vereins sowie außerhalb größtes Ansehen. Er hat eine Arbeitskultur in den Verein gebracht, die von Wertschätzung jedes Einzelnen geprägt ist und für ein hervorragendes Klima innerhalb der Mannschaft sorgt. Der Verein hat auch nach verpassten Aufstiegen weiter an ihm festgehalten, Steffen zahlte es mit zwei aufeinanderfolgenden Aufstiegen und dem Klassenerhalt zurück. Schwer zu glauben, dass dieses Erfolgsmodell gerade in diesem Jahr nicht mehr funktionieren soll.
Das Umfeld
Die Zeiten, dass die SVE von anderen saarländischen Vereinen aufgrund ihrer geringen Zuschauerzahlen belächelt werden konnte, sind vorbei. Mit über 5.000 verkauften Dauerkarten stößt die SVE auch hier in neue Sphären vor. Im Schnitt kamen im vergangenen Jahr rund 8.900 Zuschauer in die Ursapharm-Arena – immer noch der letzte Platz in der Zweiten Liga – jedoch eine Steigerung um 3.000 Zuschauer zum vorherigen Jahr. Dass die Strahlkraft noch nicht an die der Traditionsvereine heranreichen kann, ist logisch, wird aber im Umfeld auch nicht erwartet. Das Umfeld fühlt sich wohl als „Dorfclub“ und sieht sich als Underdog gegen die Großen – ein Umstand, der viele Kräfte freisetzt, und vor allem die Messlatte für Enttäuschungen niedrig hält. Selbst wenn Spiele deutlich verloren werden oder sogar mehrere Spiele kein Sieg gelingt, bleibt es ruhig. Definitiv ein Vorteil.
FORUM-Prognose:
Am Ende kann nur der Klassenerhalt das Ziel sein. Die SVE zählt auch in diesem Jahr zu den Mannschaften, die eher mit dem unteren Tabellenende in Verbindung gebracht werden. Das hat sie im letzten Jahr jedoch ebenfalls nicht aus der Bahn geworfen. Vielmehr war es eine Stärke. unbeirrt den eigenen Weg zu gehen. Zünden die Neuzugänge, wird es auch in diesem Jahr gelingen.