Serien sind mittlerweile immer und überall verfügbar und haben dem Kinofilm den Rang abgelaufen. Aus verschiedenen Perspektiven betrachtet ist diese Entwicklung nicht überraschend und auch nicht unbedingt schlecht.
Viele kennen sie, die vorwurfsvolle innere Stimme, die sich immer in den unpassendsten Momenten einmischt und Dinge sagt wie: „Eigentlich müsstest du mal wieder nach draußen gehen“, „Du hast schon lange keinen Sport mehr gemacht“ oder „Wann hast du dich eigentlich zuletzt mit deinen Freunden getroffen?“. Nur gut, dass geübte Serienschauer genau wissen, wie sie die Stimme zum Schweigen bringen: Einfach die Lautlos-Taste auf der inneren Fernbedienung drücken und stattdessen Folge 9 in Staffel 3 von „Game of Thrones“ zum fünften Mal schauen (das ist die Folge, in der die Freys auf der Hochzeit von Edmure Tully und Roslin Frey Rache an den Starks üben) oder einfach eine beliebige andere Serie in einem Zug durchbingen. Stunde um Stunde vergeht und das Vergnügen an den spannenden, lustigen, traurigen, berührenden oder absurden Erzählungen, die uns aus dem Serienkosmos entgegenkommen, lässt nicht nach. Dass das so ist, dass wir einfach nicht aufhören können zu schauen, dass wir uns mit den Charakteren auf dem Bildschirm verbunden fühlen, hat verschiedene Gründe.
Serien erzählen wichtige Geschichten
Einerseits hat es natürlich damit zu tun, dass Serienmacher und Streaminganbieter mittlerweile sehr genau wissen, wie sie uns mit Cliffhangern und anderen Tricks zum Weiterschauen bewegen können. Andererseits hat es aber auch mit uns selbst zu tun. Die Motivation, warum Menschen – schon lange, bevor es Fernsehserien gab, – Erzählungen und vertrackte Handlungen lieben, warum sie heute in der Krimiserie den Mörder finden wollen und warum besonders die gewissenlosen Bösewichte einen großen Reiz ausüben, liegt teilweise in der Evolution begründet, und diese Vorlieben können sogar überlebenswichtig sein. Denn die Forschung hat herausgefunden, dass Serien und Geschichten uns Menschen nicht nur in Empathie schulen, sondern dass die Faszination für das Böse ganz einfach deshalb so groß ist, weil man sich damit von der Couch aus auf gefährliche Situationen vorbereiten kann, die einem auch im realen Leben zustoßen könnten. Ähnliche Verhaltensweisen gibt es übrigens auch im Tierreich, nur ohne Fernseher.
Dass Fernsehserien und die Geschichten, die dort erzählt werden, schon früher eine gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung hatten, ist kein Geheimnis. Jedes Jahrzehnt hat seine Kultserien hervorgebracht. Was sich allerdings verändert hat, ist die Darreichungsform. Durch die Möglichkeit zum Streamen sind Serien mittlerweile immer und überall verfügbar. Und weil jeder Anbieter und jedes Studio ein Stück vom Kuchen abhaben möchte, ist das Angebot an Serien aktuell riesig. – Und weil Tipps für gute und vielleicht auch weniger bekannte Serien immer willkommen sind, stellen einige unserer Redakteurinnen und Redakteure ihre Serien-Geheimtipps auf den nächsten Seiten gleich mit vor.