Der SV Elversberg gelingt im Saarpfalz-Derby ein eminent wichtiger Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern. Für die „Roten Teufel“ geht es dagegen nun richtig gegen den Abstieg.
Im Fußball liegen manchmal nur ein paar Meter zwischen Gefühlswelten, die eigentlich meilenweit voneinander entfernt sind. Als Elversbergs Siegtorschützte Thore Jacobsen am vergangenen Sonntag gefragt wurde, ob der 2:1-Sieg im Saarpfalz-Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern ein Meilenstein Richtung Klassenerhalt ist, da antwortete er kurz und knapp mit „Ja“. Lauterns Sportchef Thomas Hengen musste da schon weiter ausholen. „Ein Rückschlag?“, wurde er gefragt. Hengen wog den Kopf hin und her und ließ sich Zeit mit seiner Antwort: „Die Leistung war nicht so verkehrt. Aber wir brauchen Punkte. Wir können es nicht immer nur zu Hause richten“, sagte Hengen nach einem aus Pfälzer Sicht gebrauchten Nachmittag.
Dabei hatten sich die Roten Teufel so viel vorgenommen. Beflügelt von den beiden Siegen in der Liga gegen Schalke 04 und im DFB-Pokal gegen Hertha BSC Berlin wollten sie die SVE mit in den Abstiegsstrudel ziehen, die nach Wochen der Sieglosigkeit nach unten schauen mussten. Doch daraus wurde nichts. Paul Wanner brachte die SVE in Führung, und das war mehr als verdient. Dem Team von Trainer Horst Steffen war nur der Vorwurf zu machen, dass es die Führung nicht ausbaute.
Lautern auf der Suche nach der Pokal-Form
So kamen die Pfälzer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch einen Geniestreich von Ragnar Ache völlig überraschend zum Ausgleich. „Es war gut, dass direkt danach abgepfiffen wurde, weil wir dann 15 Minuten Zeit hatten, uns wieder aufzurichten“, sagte Mittelfeldmann Thore Jacobsen. Aber sein Teamkollege Robin Fellhauer räumte ein: „Dass wir nach dem Aufwand in der ersten Halbzeit wieder mit einem Unentschieden in die Kabine gehen, hat uns schon genervt. Wir haben uns aber geschworen, dass wir dieses Spiel ziehen, und das haben wir getan.“
Zehn Minuten nach Wiederanpfiff zeigte der prominenteste Mann auf dem Spielfeld, Fifa-Schiedsrichter Deniz Aytekin auf den Elfmeterpunkt. Jacobsen schnappte sich den Ball und verwandelte sicher. „Der Gegentreffer fiel zu einem Zeitpunkt, als wir das Spiel eigentlich ganz gut im Griff hatten, sagte Lauterns Kapitän Marlon Ritter: „Danach haben wir alles versucht, wir hatten viele heiße Aktionen im letzten Drittel, aber irgendwo hat ein bisschen was gefehlt.“
Ein bisschen Konsequenz hat der SVE auch gefehlt, sonst wäre eine der Konteraktionen mit dem dritten Tor geendet. „Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann sicherlich die Tatsache, dass wir die Aktionen besser ausspielen müssen. So ist es bis zur letzten Sekunde ein Spiel auf Messers Schneide gewesen“, sagte Fellhauer.
Nach 20 Spieltagen liest sich die Zweitliga-Tabelle verrückt. Aufsteiger Elversberg kletterte durch den Sieg mit 28 Punkten auf den neunten Tabellenplatz und steht vor den Bundesliga-Absteigern Hertha BSC Berlin und Schalke 04. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung bereits auf den FCK, der mit 21 Zählern gerade mal noch einen Punkt über dem Strich steht.
Erinnerungen werden wach an die Saison 1995/1996, als die Pfälzer letztmals den DFB-Pokal gewannen, am Ende der Bundesliga-Saison aber als Absteiger feststanden. „Die Liga ist unser tägliches Brot. Wir wissen, wie die Situation ist. Wir brauchen Punkte und das möglichst schnell“, sagte Sportchef Hengen. Trainer Dimitrios Grammozis kündigte eine „intensive Analyse“ an, mochte aber wie seine Spieler nicht den Stab über die Leistung seines Teams brechen: „Wir haben viel investiert, alles reingehauen. Die Einstellung hat gestimmt, da lasse ich keine Diskussionen zu“, sagte Torwart Julian Krahl, und Kapitän Ritter ergänzte: „Es gibt so Spiele, da spricht die Statistik für dich und du stehst am Ende mit leeren Händen da und keiner kann sich wirklich erklären, wieso.“ In der Tat waren die Pfälzer in Sachen Ballbesitz und Anzahl der Torschüsse den Elversbergern überlegen. Doch die größeren Chancen hatten die Gastgeber. „Ich glaube, dass der Sieg nicht unverdient war. Wir haben uns nach vielen Wochen, in denen wir auch Pech hatten, wieder einmal belohnt“, sagte Elfmeter-Held Jacobsen.
„Der Sieg war nicht unverdient“
Der Blick auf das kommende Programm sollte den Mannen von der Kaiserlinde Mut machen. In der Hinserie verlor man höchst unglücklich auf dem Betzenberg und kam anschließend zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf mächtig unter die Räder. Danach legte Steffens Team eine beeindruckende Serie hin. „Wir denken von Spiel zu Spiel. Wir haben am Wochenende in Düsseldorf eine äußerst schwere Aufgabe, auf die wir uns akribisch vorbereiten werden“, kündigte der Trainer an, der entgegen seiner Gewohnheiten ein Sonderlob verteilte. Nachdem mit Frederik Jäkel (Rot-Sperre) sowie Kevin Conrad und Marcel Correia (beide schwere Verletzungen) die komplette Innenverteidigung ausgefallen war, wurde am letzten Tag der Transferperiode mit Florian Le Joncour ein neuer Mann vom belgischen Erstligisten RWD Molenbeek verpflichtet. Und die 1,93-Meter-Kante spielte so, als wäre sie schon Monate bei der SVE. „Er hatte nicht viel Anlaufzeit und hat sich direkt eingefügt. Davor kann ich nur den Hut ziehen“, sagte Steffen.
Ganz anders die Situation beim FCK. Der in der Winterpause massiv veränderte Kader wirkt nach wie vor nicht rund. In der Offensive ist man auf Gedeih und Verderb der Form von Ache ausgeliefert. „Wir müssen schnellstens das Mindset ändern, dass wir auf den Platz gehen, um das Spiel zu gewinnen und nicht, um es nicht zu verlieren“, sagte Hengen. Für die Roten Teufel geht es am Samstag um 20.30 Uhr auf dem Betzenberg gegen den SC Paderborn weiter. „Ich werde nicht nach einem verlorenen Spiel alles infrage stellen“, sagte Grammozis.