Christos Tzolis ist einer der begehrtesten Spieler der Zweiten Liga. Fortuna Düsseldorf will den Ausnahmekönner unbedingt halten, kann die Ablösesumme jedoch noch nicht stemmen. Das ruft andere Clubs auf den Plan.

Die Hoffnung bei Fortuna Düsseldorf stirbt zuletzt, wenn es darum geht, Leihspieler und Punktegarant Christos Tzolis über den Sommer hinaus in Düsseldorf zu halten. „Wenn man die Situation ganz nüchtern betrachtet, haben wir das Geld nicht. Wir werden trotzdem die Augen offenhalten und führen bereits Gespräche mit Christos und seinem Berater, um irgendeine Lösung zu finden“, erläutert Sportvorstand Klaus Allofs gegenüber der „Bild“. „Die wollen wir unbedingt“, fährt Allofs fort, „da müssen natürlich ein paar Dinge zusammenkommen, aber wir haben noch nicht aufgegeben.“ Die Fortuna besitzt für den Leihspieler von Norwich City eine Kaufoption in Höhe von fünf Millionen Euro – die musste so hoch sein – sonst hätte es diese Leihe wohl im Vorfeld schon nicht geben können. Angesichts der Entwicklung des 22-jährigen Griechen, der seinen Marktwert mal eben auf sieben Millionen steigerte, eigentlich ein Transfer, den die Fortuna machen muss – jedoch aufgrund der hohen Kaufoption zumindest in der Zweiten Liga sicher nicht stemmen kann. „Es liegt bei den Verantwortlichen und dem Verein. Ich mag die Stadt, liebe den Club sehr, die Jungs in der Kabine. Ich bin nur sechs, sieben Monate hier, aber es fühlt sich an, als wären es zwei oder drei Jahre“, hatte Tzolis zuletzt über seine Zeit in Düsseldorf und seine Zukunft gesagt.
Ein bisschen Hoffnung bleibt der Fortuna
Doch die Zeichen stehen erst einmal auf Abschied, wie Vorstandschef Alexander Jobst mitteilt: „Aktuell können wir mit unseren finanziellen Möglichkeiten eine solche Kaufoption nicht ziehen. Wir machen jetzt keine wirtschaftlichen Experimente, sondern gehen unseren Weg. Schritt für Schritt.“ Damit sollte klar sein: Tzolis ist nicht zu bezahlen. „Solche Ablösesummen sind für Zweitligisten nur in Ausnahmefällen zu stemmen. Deshalb ist das eine ehrliche Bestandsaufnahme“, legt Jobst unmissverständlich nach. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass es im Tagesgeschäft Fußball ganz schnell gehen kann. Der Grieche möchte sehr gern in Düsseldorf bleiben. Jobst bezog sich bei seiner Einschätzung zudem auf einen Zweitligisten. Die Saison endet am 19. Mai, die Aufstiegs-Relegationsspiele finden am 24. und 28. Mai statt. Derzeit hat die Fortuna den Relegationsplatz inne, könnte also als Erstligist die eventuelle Verpflichtung von Tzolis noch vor Ablauf seiner Klausel fix machen. Für Tzolis ist ein Bundesliga-Aufstieg jedoch nicht nur mit den Düsseldorfern ein realistisches Szenario: Interessenten gibt es genug: Union Berlin und Werder Bremen sollen über den Flügelstürmer nachdenken. „Ich genieße die Zeit, das ist jetzt eine der besten Phasen in meiner Karriere. Ich hoffe aber, dass das nur der Anfang ist. Mein Job ist es, Fußball zu spielen, Leistung zu zeigen und Spiele zu gewinnen. Wir haben noch große Ziele mit der Fortuna, auf die ich mich fokussiere. Alles weitere kommt dann zu gegebener Zeit“, so Tzolis weiter, der zugleich die Deadline für eine mögliche Entscheidung preisgab: „Meine Option ist bis Ende Mai gültig, also werden wir vor dem Juni wissen, wie es um meine Zukunft im Verein bestellt ist. Natürlich will man so früh wie möglich Klarheit, aber das ist im Fußball schwer.“
Um ihren Lieblingsspieler dieser Saison am Rhein zu halten, greifen die Fans des Traditionsvereins zudem zu allen zur Verfügung stehenden Mitteln: Auf einer Online-Spendenplattform sammeln die Anhänger des Clubs Geld für die festgeschriebene Ablösesumme, über 20.000 Euro sind dabei schon zusammengekommen. Doch warum haben die Fans sich so in diesen 22-Jährigen verschossen? Ohne die Tore und Vorlagen des Griechen würden die Düsseldorfer nicht von der Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus träumen können. Tzolis wurde bei der Fortuna sogar zum griechischen Nationalspieler. Und das, obwohl es bei der Verpflichtung des ein wenig untersetzt wirkenden Flügelspielers keine Jubelstürme ausbrachen. Der Mut der Verantwortlichen wurde letztendlich belohnt. Der Straßenfußballer generiert überraschende Momente und blüht mit dem Vertrauen, das er von Daniel Thioune erhält, regelrecht auf. An Tzolis’ Werte kommen selbst Rouwen Hennings, Dodi Lukebakio und Benito Raman nicht heran – jedoch spielt Tzolis mit der Fortuna auch in Liga zwei. Selbst ein kleines Leistungstief zu Beginn der Rückrunde brachte den 22-Jährigen nicht aus der Ruhe. Jetzt ist er in bestechender Form.
Interesse von Werder und Union
Bei Tzolis`Toren handelte es sich nach seiner kurzen Eingewöhnungszeit selten um unwichtige Tore in bereits entschiedenen Spielen – entweder er brachte die Fortuna in Führung oder brachte mit seinen Toren die Entscheidung. Im eigenen Stadion gegen Hannover brachte er sein Team mit einem Treffer zum 1:1 zurück ins Spiel. In Braunschweig war er derjenige, der das entscheidende Führungstor beim 4:1 erzielte und somit den Durchbruch schaffte. In Rostock wiederholte er diese Leistung, indem er erneut das 1:0 erzielte. Es war auch Tzolis, der den entscheidenden Treffer beim 3:2-Sieg in der Liga gegen Magdeburg vorbereitete. Obwohl er in Berlin durch einen Elfmeter das 2:1 erzielte, verpasste er es, zwei klare Torchancen zu nutzen und auch den zweiten Foulelfmeter zum Sieg zu verwandeln. Jedoch zeigte er wenige Tage später eine deutlich verbesserte, raffiniertere und fast schon dreiste Leistung, als er den alles entscheidenden Elfmeter beim Pokalsieg auf St. Pauli verwandelte – per Panenka –, was ihm nicht nur gute Presse einhandelte. Auch in den folgenden Auswärtsspielen im neuen Jahr konnte er seine Erfolgsserie fortsetzen. Zuerst brillierte er mit zwei sehenswerten Treffern in Karlsruhe und erzielte dann ebenfalls zwei Tore gegen Hannover beim erneuten 2:2. Ferner hätte er beinahe einen weiteren Scorerpunkt verbucht, als er seinen Mitspieler Isak Johannesson im Niedersachsen-Stadion perfekt bediente. Doch der Isländer konnte diese glasklare Chance nicht nutzen, um den Sieg aus Hannover mit nach Hause zu nehmen. Trotz dieser Verfehlung ließ sich Tzolis nicht aus der Ruhe bringen. Er bereitete ein Tor gegen den HSV vor und erzielte selbst das 2:0. Schließlich traf er auch in Osnabrück erneut zum 1:0 und legte zwei weitere Treffer beim 4:0-Erfolg vor. Dank seiner Treffsicherheit stellt Düsseldorf die beste Offensive der Liga. Dementsprechend ist es nachvollziehbar, dass die Fortuna-Fans den 22-Jährigen unbedingt bei ihrem Herzensclub halten wollen. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass bei der aufgerufenen Spendenaktion eine signifikante Summe zusammenkommt, die bei diesem Transfer hilft – eine Sympathiebekundung ist es allemal. Außerdem wurde das Geld nicht völlig unnötig gespendet: Die Summe wird an eine gemeinnützige Organisation übergeben.

Während das Interesse von Union Berlin und Werder Bremen an dem Ausnahmespieler bestätigt und logisch ist, so sollen auch die Spitzenvereine der Bundesliga ein Auge auf den Griechen geworfen haben. Beim 2:0 gegen den Hamburger SV, bei dem Tzolis mit einem Tor und einer Vorlage einmal mehr zum Matchwinner für die Fortuna wurde, befanden sich nach Angaben des griechischen Nachrichtenportals parapolitika.gr Scouts des FC Bayern, von Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RB Leipzig vor Ort, um Tzolis live zu beobachten. Das macht es für die Fortuna nicht einfacher, doch den Trumpf, den ersten Schritt machen zu können, hat der Verein. Erst wenn eine Verpflichtung absolut nicht möglich ist, können andere Vereine zugreifen. Für die Zweite Liga beträgt die Kaufoption übrigens keine fünf Millionen Euro, sondern 3,5. Auch das ist definitiv zu viel Geld. Sicher ist, dass Tzolis bis zum Ende der Saison im Trikot der Fortuna weiterhin für Furore sorgen wird – welches Trikot es in der nächsten Saison sein wird, ist offen.