Nach dem 2:1-Auswärtssieg bei Viktoria Köln erwartet der 1. FC Saarbrücken den Tabellenführer Energie Cottbus. Die Euphorie wächst spürbar.
Das hat es selten gegeben. Bereits eine Woche vor dem Anstoß war das Heimspiel des 1. FC Saarbrücken gegen Energie Cottbus so gut wie ausverkauft. Torwart und Kapitän Phillip Menzel hatte schon am Abend zuvor eine Ahnung, was am Samstag im Ludwigspark passieren wird. „Es ist unfassbar, was die Jungs und Mädels abreißen. Da fahren an einem Ferien-Freitag mehr als 2.000 Leute auswärts mit. Am Samstag werden sie die Hütte abreißen“, sagte „Menzo“ nach dem hart erkämpften und am Ende glücklichen 2:1-Erfolg bei Viktoria Köln.
Die Drittliga-Saison 2024/25 biegt langsam aber sicher auf die Zielgerade ein und der FCS ist so dick im Geschäft wie noch nie seit dem Aufstieg 2020. 47 Zähler hat das Team von Trainer Rüdiger Ziehl nach 26 Spieltagen auf der Habenseite. In der Saison 2023/24, als man den Aufstieg um Haaresbreite verpasste, waren es zum gleichen Zeitpunkt 42, am Ende 49 Zähler. Längst formulieren Trainer und Team offensive Ziele. „Ich habe letzte Woche gesagt, dass wir unbedingt eine Serie starten wollen. Auch, um Druck nach oben zu machen“, sagte Kasim Rabihic bei „MagentaSport“, der an beiden Toren direkt beteiligt war und das zweite erzielte: „Jetzt haben wir Dresden Druck gemacht, nächste Woche hoffentlich auch Cottbus.“
Zusammenhalt im Team
Der 2:1-Erfolg im Sportpark Höhenberg war ein hartes Stück Arbeit. 45 Minuten lang trat der FCS im Stil einer absoluten Spitzenmannschaft auf, ließ Ball und Gegner laufen und ging kurz vor der Pause durch einen Treffer von Elijah Krahn verdient in Führung. Nach dem Wechsel wollten Ziehls Mannen dann vielleicht zuviel. Der FCS stand hoch, lief sehr früh an und wurde nach 49 Minuten von den pfeilschnellen Kölnern ausgekontert. Niklas May rannte noch in der eigenen Hälfte mit dem Ball los und spielte dann im Strafraum ab. FCS-Verteidiger Joel Bichsel klärte nach vorne, aber Donny Bogicevic traf mit einem platzierten Schuss von der Strafraumkante zum 1:1-Ausgleich. „Wir wollten aktiv sein und den Gegner situativ attackieren, in dieser Situation waren wir zu unsauber, wobei der Gegner seine Stärken extrem gut ausgespielt hat“, sagte Ziehl. Danach entglitt dem FCS das Geschehen, Köln war eine gute Viertelstunde dicht am zweiten Treffer. Der fiel dann auch, aber auf der anderen Seite. Nach feinem Zuspiel des bärenstarken Krahn vollendete Rabihic überlegt. „Ich glaube, wir wachsen als Mannschaft immer mehr zusammen. Für mich persönlich war es natürlich ein tolles Spiel mit einem Tor und einer Vorlage“, sagte Krahn sichtlich stolz.

Rückkehrer Patrick Sontheimer gewann zum zweiten Mal an alter Wirkungsstätte, war nach den 96 spannenden Minuten aber völlig ausgepumpt. „Wir wussten vorher, dass wir heute viel leiden müssen. Die Viktoria ist eine ganz starke Mannschaft, die haben uns beschäftigt. Aber wir haben uns in jeden Ball reingehauen“, sagte der Mittelfeld-Motor und Torwart Menzel ergänzte: „Gegen einen guten Gegner kannst du nicht alles verhindern. Aber wichtig war unsere Mentalität, wir wollten dieses Ding irgendwie über die Zeit bringen.“
Und so konnte Coach Ziehl in der Pressekonferenz entspannt konstatieren. „War der Sieg verdient? Ich glaube nicht. Ist es mir egal? Ja.“ Nicht zu Unrecht wies der Coach auf Spiele hin, die der FCS dominiert hatte, am Ende aber mit magerer Ausbeute dastand. So war er in Dresden und Ingolstadt beispielsweise die bessere Mannschaft, belohnte sich aber nicht. „Wir haben nach dem Ausgleich und der Kölner Druckphase eine gute Reaktion gezeigt. Danach haben wir mit viel Bereitschaft verteidigt und uns in jeden Ball geworfen. Ich glaube, wir müssen uns für den Sieg nicht schämen. Wir haben bei einem ganz starken Gegner bestanden, darauf können wir stolz sein.“
Favoritenrolle für den FCS
Und nun also Cottbus. Der Aufsteiger und Tabellenführer spielt eine bemerkenswerte Runde, aber zuletzt zeigte er, dass er nicht unbesiegbar ist. „Mit unseren Fans im Rücken wollen wir sie schlagen. Wir haben ja auch noch etwas gutzumachen“, sagte Menzel mit Blick auf die bittere 1:4-Niederlage im Hinspiel, als der FCS am Ende unter die Räder kam. Interessant war damals die Pressekonferenz. Energie-Coach Pele Wollitz wollte eine Frage nach eventuellen Aufstiegsambitionen nicht beantworten und sagte lediglich: „Wenn wir nach dem Hinspiel noch oben stehen, können Sie mich das noch mal fragen“. Damals verteidigte Wollitz seinen Saarbrücker Trainerkollegen, der nach dem Debakel schwer unter Beschuss stand. „Rüdiger Ziehl macht einen guten Job und er wird am Ende mit seinem Team oben dabei sein“, sagte Wollitz. Viktoria-Trainer Olaf Janßen schloss sich dieser Meinung übrigens in der vergangenen Woche an, bezeichnete den FCS als „verschworenen Haufen, der schon einige Klippen umschifft hat“. Janßens Ausblick: „Der FCS ist ein absoluter Aufstiegsfavorit.“