Luc Besson in Bestform: In „DogMan“ erzählt er die Geschichte eines Außenseiters, der eine ungewöhnliche Allianz eingeht. Kinostart des Films ist am 12. Oktober.
Ein Mann sitzt blutend am Steuer eines Lkw, mit blonder Perücke und im Kleid – im Marilyn-Monroe-Outfit. Im Laderaum schauen die Polizisten, die ihn gestoppt haben, in eine Vielzahl von Augen: Hunde – ein ganzes Rudel Hunde. So beginnt „DogMan“, der neue Film des französischen Regisseurs Luc Besson. Ein Film, der ganz eindeutig zu dem Besten gehört, was in diesem Herbst im Kino zu sehen ist.
Absurder Anfang in Rückblenden erklärt
Luc Besson ist wieder in alter Form: Sein neuer Film ist ein Film, der es ohne weiteres mit Klassikern wie „Nikita“ (1990) und „Léon – Der Profi“ (1994) aufnehmen kann. Unter anderem erinnern viele Kameraeinstellungen an diese Werke. Es muss dem Regisseur enorme Freude bereitet haben, die absurde Anfangsszene zu konzipieren, deren Zustandekommen er dann im Laufe des Films nach und nach rückblickend erklärt.
„DogMan“ ist eine Außenseiter-Geschichte: Die Geschichte eines Menschen, der in seiner Kindheit und Jugend Unsägliches erdulden musste und dadurch zum Einzelgänger geworden ist. Dem schlimme Dinge – Einbrüche und eine Reihe von Morden – vorgeworfen werden. Der gleichzeitig aber ein unglaubliches Gespür für Gerechtigkeit hat und sich ganz klar auf der guten Seite positionieren will. Auch wenn er dadurch mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Erzählt wird die Geschichte von einer Rahmenhandlung aus: Die Psychiaterin Evelyn (Jojo T. Gibbs) befragt den Mann im Gefängnis. In Rückblenden zeigt der Film dann seine Geschichte.
Hunde bedeuten Douglas ‚Doug‘ Munrow (Caleb Landry Jones, als Kind und Jugendlicher gespielt von Lincoln Powell) mehr als Menschen: Sie sind seine Freunde und Wegbegleiter, sie beschützen ihn – und sie lassen ihn niemals allein. Doch seine Liebe zu Hunden beruht auf traumatischen Erlebnissen. Douglas ist im US-Bundesstaat New Jersey bei seinem tyrannischen und gewalttätigen Vater Mike (Clemens Schick) aufgewachsen, der ihn systematisch misshandelt hat. Auch sein älterer Bruder Richie (Alexander Settineri) ist keine Hilfe gewesen. Im Gegenteil, er hat sich als Handlanger des Vaters aufgeführt. Douglas’ Vater hielt Hunde, obwohl er eigentlich überhaupt kein Gespür für die Tiere hatte. Ihm ging es nur darum, sie für Kämpfe scharfzumachen. Eines Tages hat er Douglas zu den Hunden in den Käfig gesperrt. Doch die haben ihn nicht zerfleischt, sondern sich um ihn gekümmert.
Für seinen Film hat Luc Besson ein bewährtes Team versammelt. Die Filmmusik ist von Éric Serra, der mit dem Regisseur schon bei seinem ersten Spielfilm „Der letzte Kampf“ von 1983 und bei „Subway“ von 1985 zusammengearbeitet hat und danach an den meisten Filmen von Besson beteiligt war. Die mit großer Liebe zum Detail gestaltete Ausstattung stammt von Hugues Tissandier; auch er hat in einer Reihe von Filmen mit Besson zusammengearbeitet, etwa in „Jeanne d’Arc“ (1999) und „Lucy“ (2014).
Fulminante Leistung des Hauptdarstellers
Hauptdarsteller Caleb Landry Jones gehört nicht gerade zu den bekanntesten Figuren des Kinos. Zwar hat er in mehr als 30 Filmen und Fernsehserien mitgespielt, meistens aber in Nebenrollen. Trotzdem könnte ihm noch eine interessante Karriere bevorstehen: Für die Hauptrolle in dem australischen Film „Nitram“ aus dem Jahr 2021 gewann er in Cannes den Preis als bester Schauspieler. Und nach seinem fulminanten Auftritt in „DogMan“ dürften für ihn die Türen der Studios ab sofort weit offenstehen.
Es sind viele Monate, die Douglas bei den Hunden lebt. Schließlich gelingt es ihm dank ihrer Hilfe, sich aus der Tyrannei des Vaters Mike zu befreien. Doch der hat ihn so schwer misshandelt, dass er im Rollstuhl sitzt und sich nur mühsam aufrichten kann.
Jahre später betreibt der inzwischen erwachsene Douglas ein Tierheim für Hunde. Eines Tages soll das von den Behörden dichtgemacht werden. Douglas flieht mit den Hunden in eine heruntergekommene ehemalige Schule. Dort lebt er fortan mit ihnen – und setzt ihre Fähigkeiten kreativ ein, wenn es darum geht, Menschen zu helfen oder Finanzlücken zu schließen.
Anerkennung erlebt Douglas schließlich auf der Bühne: bei der Truppe einer Travestie-Show. Zwar ist der Regisseur erst skeptisch, ob Doug mit seiner Gehbehinderung einen Auftritt meistern kann. Aber Douglas kann stehen – und ist als Edith Piaf auf der Bühne überwältigend. Leider ist im Film die englische Version von Titeln wie „Non, je ne regrette rien“ zu hören: „No regrets“. Ja, die hat sie tatsächlich so aufgenommen, aber trotzdem klingt das französische Original irgendwie besser.