Einen besseren Saisonstart hätte sich der 1. FC Saarbrücken kaum wünschen können. Nun soll gegen Sandhausen der Grundstein für eine gute Heimbilanz gelegt werden.
Wenn der 1. FC Saarbrücken in München spielt, dann wird das Victor‘s Residenz Hotel in Unterschleißheim vor den Toren der Stadt zum Treffpunkt, für alle, die mit den Blau-Schwarzen zu tun haben. Die Mannschaft nächtigt dort vor ihren Spielen und am Spieltag treffen Funktionäre, Medienvertreter und Anhänger ein.
Das war auch im September 2023 so, als der FCS bei der Spielvereinigung Unterhaching zu Gast war. Einer trat die Rückreise aber nicht mit dem Team an. Mit einer ganz schweren Verletzung musste Angreifer Patrick Schmidt sechs Tage in einem Münchner Krankenhaus verbringen.
Die Saison war gelaufen, ein Schien- und Wadenbeinbruch setzte den 30-jährigen Webenheimer über Monate außer Gefecht. Es hatte eine gewisse Symbolik, dass Schmidts erste Auswärtsreise nach seiner Genesung wieder nach München führte. „Heute schließt sich ein Kreis. Vielleicht soll es so sein“, sagte Schmidt am vergangenen Freitag gegen 16 Uhr kurz vor der Mannschaftsbesprechung. Und auf die Anmerkung eines Anwesenden, ein Siegtreffer durch ihn wäre doch eine schöne Geschichte, die nur der Fußball-Gott schreiben könnte, sagte Schmidt eher nachdenklich: „Wehren würde ich mich nicht.“
Schmidts langer Weg zurück
Fünf Stunden später war das schier Unvorstellbare eingetreten. Überwältigt von den eigenen Emotionen weinte der Angreifer vor laufenden Kameras. „Viele hatten mich abgeschrieben, aber ich habe immer an mich geglaubt. Dass es heute so gekommen ist, musste vielleicht genau so kommen“, sagte Schmidt. Nach 66 Minuten gab er sein Pflichtspiel-Comeback. Vier Minuten bräuchte er bis zur ersten Chance. Zwei weitere, um den Ball im Gästetor unterzubringen. Der Auftakt des Fußball-Drittligisten hätte besser, spektakulärer kaum laufen können. Das erste Saisonspiel wurde mit einer sehr reifen Leistung gewonnen, zudem meldete sich Identifikationsfigur Schmidt eindrucksvoll zurück. „Es waren harte Monate, in denen es auch Rückschläge gab. Aber wir haben auf diesen Tag hingearbeitet“, sagte Schmidt. Fast 90 Kilo wiegt der 1,85 Meter große Angreifer mittlerweile, während der Reha mit dem Saarbrücker „Fitness-Papst“ Oli Muelbredt hat er ordentlich Muskeln drauf gepackt. „Ein bisschen fehlt die Spritzigkeit, aber ein, zwei Kilo werden in den kommenden Wochen sicher noch fallen. Aber gerade bei Kopfballduellen tut mir die Physis richtig gut“, sagte Schmidt.
Dass er sich derart beindruckend zurückmeldete, kam abseits der emotionalen Begleitumstände gar nicht mal so überraschend. Während der Vorbereitung besserte sich die Form des Angreifers von Woche zu Woche. „Er hat sich eigentlich mit jeder Einheit gesteigert. Am Anfang waren ein paar Sachen noch unrund, aber das ist schnell besser geworden. Irgendwann hat er das erste Tor geschossen, dann hat er das erste Mal auf die Socken bekommen. Er hat keine Angst mehr“, sagte Trainer Rüdiger Ziehl, der zwei Tage vor dem Spiel im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Vereins Saarländische Sportjournalisten, auf die Wichtigkeit des Angreifers hinwies: „In der vergangenen Saison hatten die gegnerischen Mannschaften irgendwann Angst, wenn wir Kai Brünker und Patrick gemeinsam aufgeboten haben. Durch seine Verletzung ist unser Spiel anders geworden. Wenn alles weiter nach Plan verläuft, haben wir diese Option bald wieder.“
Torwart Menzel überzeugt
Nach Schmidts Auftritt in München könnte der Moment schneller kommen als gedacht. Überhaupt präsentierte sich der FCS zum Liga-Auftakt bei 1860 in guter Verfassung. „Der Start war nicht optimal, am Anfang hätten wir auch in Rückstand gehen können. Aber nach 20 Minuten waren wir gut im Spiel, und in der zweiten Halbzeit haben wir uns gute Chancen herausgearbeitet. Es ist ein verdienter Sieg“, sagte Ziehl. Es war auch ein Sieg, an dem Torwart Philipp Menzel gehörig Anteil hatte. In der Anfangsphase bewahrte er sein Team zwei Mal vor dem Rückstand, und nach 90 Minuten wischte er eine abgefälschte Bogenlampe mit einer Hand über die Latte. „Wir haben ansonsten wenig zugelassen und konsequent verteidigt. Für alles andere ist dann ja auch ein Torwart da“, sagte der ehemalige Klagenfurter. Im vergangenen Jahr herrschte zu Saisonbeginn Unklarheit, wer die Nachfolge von Daniel Batz antreten würde. Zu Saisonbeginn spielte Tim Paterok solide, aber nicht spektakulär. Danach kam Tim Schreiber, der spektakulär, aber nicht immer solide auftrat und der seine besten Spiele im DFB-Pokal machte. Mit Menzel gibt es nun eine klare, neue Nummer Eins, die nach dem Willen der Verantwortlichen auch länger beim FCS bleiben könnte. Verblasst der lange Schatten von Batz nun? „Soweit würde ich nicht gehen. Wir sind ganz andere Typen und er ist eine Legende im Verein. Wir haben uns unsere Ziele für diese Saison gesetzt und schauen nach vorne. Ein guter Start ist es, wenn wir am Sonntag zu Hause gegen Sandhausen nachlegen.“ Da sah auch Trainer Ziehl genauso: „Das Startprogramm ist knackig.“