Die SV Elversberg schlägt den Hamburger SV und klettert in der Tabelle nach oben. Vor allem die Art und Weise des Sieges war beeindruckend.
Sie haben es wieder getan. Schon im Vorjahr besiegte der damalige Aufsteiger von der Kaiserlinde den Hamburger SV. Und auch diesmal gelang der Coup gegen die favorisierten Hanseaten. Der HSV hat in der Zweiten Fußball-Bundesliga dagegen einen herben Dämpfer kassiert. Nach zuletzt fünf überzeugenden Spielen ohne Niederlage stolperte der HSV. Das Team von Trainer Steffen Baumgart verlor 2:4 (1:1) und verpasste den Sprung auf die Aufstiegsplätze. „Wir haben gut angefangen und das Spiel kontrolliert“, sagte HSV-Vorstand Stefan Kuntz am Sky-Mikrofon. Dann habe die Mannschaft die „Grundtugenden“ nicht mehr auf den Platz gebracht. Ihn ärgerte besonders, dass er bei „Elversberg eine Mannschaft, bei uns nicht“ gesehen habe.
Zwar lieferte auch im zweiten Spiel nach dem Verletzungsschock um Torjäger Robert Glatzel, der monatelang ausfällt, Davie Selke und traf früh zur Führung (6.). Doch Elversbergs Fisnik Asllani drehte die Partie mit einem Doppelpack (41./53.), Sturmpartner Luca Schnellbacher erhöhte (63.). Robin Fellhauer (90.+6) setzte den Schlusspunkt. Selkes zweites Tor kam zu spät (83.), zudem sah Jonas Meffert die Gelb-Rote Karte (84.). Die Gastgeber verkürzen somit in der Tabelle den Rückstand auf die Hamburger auf lediglich zwei Punkte. „Wir sind natürlich sehr zufrieden, mussten uns am Anfang einmal schütteln. Die Reaktion hat mir aber sehr gut gefallen. Es war natürlich wichtig, dass wir noch vor der Pause ausgleichen konnten. Wir haben gezeigt, dass wir auch mit Teams wie dem HSV ebenbürtig sein können“, lobte SVE-Trainer Horst Steffen.
Ziemlich konsterniert war dagegen sein Trainer-Kollege Steffen Baumgart. Die Hanseaten stehen derzeit nicht auf einem Aufstiegsplatz in der Zweiten Liga. „Bis zur 30. Minute hat viel funktioniert“, sagte Baumgart nach dem Spiel. „Danach hat der Gegner mehr Spielkontrolle bekommen, und wir haben Räume geöffnet, die eigentlich zu sein sollten.“ Seine Mannschaft habe in den vergangenen „sechs, sieben Wochen eine gute Entwicklung gemacht - davon habe ich in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel gesehen.“ Die zweite Halbzeit hatte es ohnehin in sich. Die Elversberger Robin Fellhauer und Carlo Sickinger mussten nach einem Zusammenprall minutenlang behandelt werden, am Ende gab es 15 Minuten Nachspielzeit von Schiri Robert Kampka, der den Zorn Baumgarts auf sich zog. Vor allem der Platzverweis gegen Jonas Meffert erregte den HSV-Coach: „Meffo hatte das Gefühl, dass ein Vorteil für uns abgepfiffen wurde“, sagte Baumgart, der aber die Entscheidung von Schiedsrichter Robert Kampka verteidigte – es waren zwei Elversberger mit den Köpfen zusammengerasselt. Der HSV-Coach hielt die Gelbe Karte für Meffert dennoch für überzogen, hätte sich mehr Fingerspitzengefühl gewünscht - erwartet habe er dies vom Unparteiischen aber ohnehin nicht. „Ich find‘ Herrn Kampka einfach nicht gut“, sagte Baumgart. „Ich mag seine Entscheidungen nicht, finde ihn immer schwierig für mich. Es ist der Schiedsrichter, bei dem ich gefühlt immer eine Gelbe Karte kriege.“ Wohlwissend, dass eine Niederlage bei einem Underdog geeignet ist, für schlechte Stimmung zu sorgen, sagte Baumgart weiter: „Wir sind sieben, acht Spiele in einem positiven Flow und reißen uns alles in einer Halbzeit mit dem Arsch ein. Ich bin mehr als enttäuscht von meiner Mannschaft“. Die Kompaktheit der vergangenen Wochen sei in der zweiten Halbzeit völlig verloren gegangen. „Wenn du drei Tore kriegst, gewinnst du kein Spiel.“
Saarländer Kuntz in der Heimat enttäuscht
Ganz anders die Lage bei der SVE. Mit 16 Zählern aus zehn Spielen steht das Steffen-Team im oberen Drittel der Tabelle. Konzentriertes Arbeiten, ein ruhiges Umfeld und besonnene Fans, die auch Misserfolge verzeihen: Fußball kann manchmal so einfach sein. Doch Steffen blieb wie immer seiner Linie treu. Auch der neuerliche Coup wurde noch zu hoch gehängt: „Wir sind eigentlich ganz gut reingekommen, haben dann aber viele falsche Entscheidungen getroffen. Wir mussten sehr viel verteidigen. Aber ein großes Kompliment an die Jungs für die läuferische Leistung. Es war klar, dass wir bis zum Schluss kämpfen müssen. Aufgrund der zweiten Halbzeit hatten wir es sicherlich verdient, als Sieger vom Platz zu gehen.“
Für die kommenden Spiele gab Steffen eine einfache Devise aus: „Immer weitermachen. Wir haben heute gesehen, dass was geht. Es ist manches auch von der Tagesform abhängig und auch vom Gegner. Gegen eine Mannschaft wie den HSV kannst du top unterwegs sein, eine gute Leistung bringen und dennoch verlieren. Manchmal passt es und manchmal eben nicht. Ich bin aber absolut stolz, dass wir heute ins Spiel zurückgefunden haben. Die Jungs waren läuferisch top, haben alles versucht, damit die Gegner keine Abschlüsse kriegen. Das kann ein Vorbild für die nächsten Spiele sein.“
Nach dem emotionalen Höhepunkt, dem Zweitrundenspiel um den DFB-Pokal unter der Woche bei Bayer Leverkusen, steht für die SVE die Reise zum Aufsteiger und Schlusslicht Jahn Regensburg an. Steffen erwartet keinen Selbstläufer: „Der Gegner wird sich wehren. Den Start haben sie sich sicherlich anders vorgestellt. Aber sie werden alles daran setzen, den Bock umzustoßen.“
Das gilt auch für den HSV, der am Sonntag auf die wiedererstarkten Nürnberger trifft. „Es war bisher nicht alles schlecht“, betonte Baumann: „Wir könnten den einen oder anderen Punkt mehr haben. Heute bin ich enttäuscht, aber wir hatten auch schon Spiele, wo der Ball vom Pfosten rausgesprungen ist.“