Die Oklahoma City Thunder dürfen sich Champions der NBA nennen. Mit einem Sieg gegen die Indiana Pacers krönte sich das Team zum Sieger. Dieser Gewinn hat einige Geschichten zu bieten.

Es war wieder eine dieser magischen Nächte im US-Sport. In der Nacht vom 23. Juni wurde wieder einmal Geschichte geschrieben. Nach einer spannenden Saison stand der ultimative Höhepunkt an. Die Oklahoma City Thunder standen im siebten, entscheidenden Spiel den Indiana Pacers gegenüber. Der Gewinner dieses Spiels krönt sich zum Champion der NBA. Gerade für die Thunder ist dieses Spiel von enormer Bedeutung. Blickt man auf die Geschichte des Teams, sticht eine Tatsache besonders heraus. Die Thunder gehören zu den Teams, die keine großen finanziellen Möglichkeiten haben. Ganz im Gegensatz zu den anderen großen Mannschaften in der NBA. Mehr noch: Oklahoma hat in den anderen großen amerikanischen Sportarten kein vergleichbar erfolgreicheres Aushängeschild als die Thunder im Basketball.
Enorme Bedeutung für Thunder
Ein Grundstein des Erfolgs liegt im Jahr 2019. Dem Geschäftsführer der Oklahoma City Thunder, Sam Presti, gelang ein bemerkenswertes Tauschgeschäft. Der damals prominenteste Spieler der Thunder, Paul George, wurde zu den Los Angeles Clippers transferiert. Im Gegenzug bekamen sie niemand Geringeren als den kanadischen Basketballer Shai Gilgeous-Alexander. Mit Blick auf die Aktualität ein Goldgriff. Denn Gilgeous-Alexander ist zum wertvollsten Spieler der NBA-Saison gewählt worden. Er sammelte obendrein die meisten Punkte aller Spieler der höchsten amerikanischen Basketballliga sowie den Titel des wertvollsten Spielers der Finalserie. Michael Jordan, Kareem Abdul-Jabbar und Shaquille O’Neal. Zu dem Kreis voller legendenbestückter Namen darf er sich nun dazuzählen. „Er ist seiner Zeit voraus. Man will Zufälligkeit im Training. Man will Abwechslung. Das gelingt ihm ganz natürlich“, lobte der Coach der Oklahoma City Thunder, Mark Daigneault, seinen Ausnahmespieler. Die Spielweise des Kanadiers lässt sich auch in einem Artikel der amerikanischen „New York Times“ entnehmen. Dort beschreiben sie ihn als einen Spieler, der sich bei seinem Stil „auf einem Pfad schlängelt, von dem niemand sonst wusste, dass er existiert“. Auch ein deutscher Basketballprofi macht sich in Oklahoma einen Namen. Isaiah Hartenstein, geboren in Eugene/Oregon (USA), ist in der NBA kein Unbekannter. Die Thunders sind bereits sein sechster Club in Amerika. In der vergangenen Saison blühte der 27- Jährige bei den New York Knicks richtig auf. So kam Hartenstein zu Beginn der Saison nach Oklahoma.
Stimmige Mannschaft

Der 2,13 Meter große Deutsche stellt sich im Verlauf der Saison als perfektes Puzzleteil im Spiel seines Teams heraus. Mit seiner herausragenden Physis bringt er optimale Attribute mit, die ein Spieler der NBA mitbringen muss. Hartenstein ist ein echter Arbeiter-Typ, dessen Stärke besonders bei Rebounds hervorsticht. Sein ehemaliger Jugend-Trainer Stephan Röll erinnert sich gern an seinen ehemaligen Schützling: „Er wollte schon damals in die NBA und hat das auch so kommuniziert. Das war sein Traum.“ Auch sein Vater begleitete ihn zeitweise als Trainer bei seinem Karriere-Weg: „Ich habe ihn als großen Mann auf die Guard-Position gestellt, damit er mehr am Dribbeln und Passen arbeiten konnte. Ich glaube, das hat ihm später geholfen, vielseitiger zu sein.“ Trotz der guten Anlagen war Hartenstein lange nicht in Deutschland im hohen Maße bekannt. „In Deutschland haben die Leute nicht an mich geglaubt“, sagte Hartenstein. Durch Fleiß, unbändigen Willen und einen guten Umgang mit verschiedenen Rückschlägen, schaffte er es bis in die NBA. Dafür hatte er lange trainiert.

Um ihre Starspieler wie Hartenstein und Gilgeous-Alexander bauten die Oklahoma City Thunder eine funktionierende und in sich stimmige Mannschaft, die jung und hungrig ist. Hungrig nach Erfolg. Im Speziellen steht ein Punkt besonders im Fokus. Die Varianz im Spiel. Getragen durch den großen Kader des Teams werden die unterschiedlichen Kontrahenten teilweise lahmgelegt. Und so gelang es den Thunders, wie bereits vorher beschrieben, bis in die Finalserie zu kommen. Und dort warteten die Indiana Pacers. Gegen die Pacers kam es zu einem wahren Krimi. Erst das siebte Spiel musste entscheiden. Noch vor dem Entscheidungsspiel gaben sich die Pacers, in dem Fall deren Anführer Tyrese Haliburton, die das letzte siebte Spiel durch einen überzeugenden Sieg erzwangen, selbstsicher: „Wir wollten nicht, dass die Jungs hier ihren Titel feiern. Alle haben sich gewehrt, ich bin so stolz auf die Gruppe. Wir haben ein Spiel. Alle Karten sind auf dem Tisch. Spiel sieben in den NBA-Finals. Was könntest du sonst wollen?“ Aufseiten der Thunder folgten ebenso selbstbewusste Töne. „Wir müssen einfach so auftreten, wie wir es das ganze Jahr gemacht haben und dann die Muskeln einsetzen, die wir das ganze Jahr über trainiert haben“, gab Gilgeous-Alexander an. Der deutsche Spieler Hartenstein gab sich indes locker und entspannt: „Meine ganze Karriere war irgendwie ein Spiel sieben. Es mag komisch klingen, aber wahrscheinlich war ich vor einem Trainingslager nervöser, als ich nur einen Vertrag für dieses Trainingslager hatte.“
„Es fühlt sich besonders an“
Anscheinend haben seine Teamkameraden die lockere und entspannte Art Hartensteins mitgenommen auf das Feld. Mit einem 103:91-Sieg sicherten sich die Thunder den NBA-Titel. Wie bereits erwähnt der erste Titel seit 2008. Ein Meilenstein für den Club. Mit insgesamt 84 Siegen verdienten sie sich den Titel. „Das fühlt sich nicht real an. So viele Tage mit Zweifel. Wir haben so viele Stunden Arbeit investiert. Wir haben uns das verdient“, sagte Gilgeous-Alexander. Der 26-Jährige krönte seine überragende Saison. Auch der Coach der Thunder, Mark Daigneault, ist voll des Lobes: Das ist kein gewöhnliches Team. Das ist ein großartiges Team. Ich wollte es so sehr für sie. Ich bin überglücklich, dass wir es geschafft haben und sie dieses Erlebnis jetzt haben dürfen.“ Am Tag nach dem Titelgewinn ließ sich das Team vor rund 500.000 Menschen feiern. Mit einer Busparade jubelten die Fans ihren Helden zu. Einer dieser Helden ist auch Hartenstein. Der Deutsche konnte den Sieg kaum fassen: „Es ist unglaublich. Es fühlt sich besonders an.“ Neben dem Gewinn der NBA hat er ebenso deutsche Basketballgeschichte geschrieben. Denn der 2,13-Meter-Riese ist der zweite Deutsche, dem es gelingt, sich den NBA-Titel zu ergattern. Und so darf sich der 27-Jährige in eine Reihe mit der deutschen Basketball-Legende Dirk Nowitzki stellen. „Er ist einer von den Besten aller Zeiten, aber es jetzt als zweiter Deutscher zu schaffen, ist etwas Besonderes“, so Hartenstein. Speziell Nowitzki hat auch damit zu tun, dass er nun dort ist, wo er jetzt ist: „Dirk zu sehen und dass es möglich war, gab auch Selbstbewusstsein, dass ich das auch schaffen kann. Danke Dirk. Dirk hat so viel für den deutschen Basketball gemacht und jetzt mit ihm in einem Satz zu sein, das ist schon etwas Besonderes.“

Die Oklahoma City Thunder haben es also geschafft. Sie sind der neue NBA-Champion. Nach dem letzten Sieg im Jahre 2008 ist viel passiert. Schlaue Tauschgeschäfte und das Zusammenstellen einer jungen hungrigen Truppe waren die Grundsteine für den jetzigen Erfolg. Und dieser Erfolg zeigt einmal mehr, wie sich gute kontinuierliche Arbeit auszahlt. Man muss nur daran glauben. Genauso wie es der junge Hartenstein vor einigen Jahren getan hat, alles seinem Traum von der NBA untergeordnet hat und jetzt in einer Reihe mit demjenigen ist, zu dem er in der Vergangenheit immer wieder als Ansporn hinaufgeschaut hat. Oder Gilgeous-Alexander, der durch einen Tausch zu seinem großen Glück gekommen und jetzt einer der begehrtesten und wertvollsten Basketballer der Welt ist. Der Erfolg hat viele Geschichten von unterschiedlichen Darstellern. Nur eines ist diese Erfolgsstory nicht: gewöhnlich. Wie der Coach schon sagte: Das ist kein gewöhnliches Team.