Zum Ferienbeginn lädt der Saarländische Rundfunk Schüler – auch deren Eltern – zu einer Party mit internationalen, nationalen und saarländischen Bands ein. Beim „SR Ferien Open Air“ in Dillingen tritt der Sänger und Musiker bac auf. Sein Song „Rosaroter Tee“ stand auf Platz 33 der deutschen Singlecharts.
Bac, Du bist 20 Jahre alt und heißt gebürtig Samuel Ashenafi Bach. Ich dachte, bac sei eine Abkürzung Deines Familiennamens, aber man spricht die Buchstaben einzeln und Englisch aus, also bi äi si. Wie kam es dazu?
Die Entstehung kommt schon von meinem Familiennamen Bach. Ich habe mich vor ein paar Jahren bei einer Online-Musikplattform angemeldet. Dafür brauchte ich einen Usernamen und wollte eigentlich Bach nehmen. Aber dann habe ich zu früh Enter gedrückt, und zwar ohne das h. So kam es zu Bac. Ich hatte mir gar nichts dabei gedacht, aber mir dann gesagt: Okay, dann lasse ich das so, macht eh keinen Unterschied. Irgendwie habe ich das dann bis heute durchgezogen.
Du bist in Äthiopien geboren, wurdest adoptiert, bist in Österreich aufgewachsen und hast die deutsche Staatsbürgerschaft, korrekt?
Das stimmt, meine Eltern sind aus Deutschland.
Und wo lebst du heute?
In Österreich. Villach heißt die Stadt, ganz im Süden, an der Grenze zu Slowenien.
Deutschland, Österreich oder Äthiopien – wo fühlst Du Dich zu Hause?
Seitdem ich adoptiert worden bin, war ich nicht mehr in Äthiopien, deswegen kann ich zu dem Land noch nichts sagen. Ich habe mit meiner Mama aber schon öfter geredet, dass wir mal zusammen hinfahren, wenn ich mal Zeit habe. Deutschland ist immer sehr toll, besonders zu Fußballzeiten. Ich muss gestehen: Ich bin in Sachen Fußball absoluter Deutschland-Fan. Es ist immer super, wenn ich in Deutschland von anderen Gleichgesinnten umgeben bin. Das passiert mir in Österreich nicht so oft, wenn Deutschland spielt. Da muss ich dann allein feiern. Insofern komme ich immer gerne nach Deutschland. Da fühle ich mich zu Hause. Hier in Österreich natürlich auch – wegen der Kultur und meinen Freunden.
Man könnte überspitzt sagen, Du seist Erfolgsfan und hältst lieber zu Deutschland als zu Österreich.
Nein, ich bin Deutschland-Fan, seit ich denken kann, und wurde von meinem Onkel und meinem Papa indoktriniert. Ich bin nicht erst irgendwann bewusst Deutschland-Fan geworden. Ich bin auch von klein auf Fan des FC Bayern München – in guten wie in schlechten Zeiten. (grinst)
Kommen wir auf Deinen musikalischen Werdegang zu sprechen. Du hast schon in jungen Jahren Klavier gespielt. Sind Deine Eltern musikalisch, oder woher kam die Intention?
Ich fing mit sechs Jahren an, Klavier zu spielen. Mein Papa ist absolut nicht musikalisch. Meine Mama schon eher. Sie spielt schon seit ihrer Jugend Querflöte und seit etwa 15 Jahren Saxofon, wenn ich mich nicht irre.
Warum gerade Klavier? Meist hat man nicht zufällig ein Klavier zu Hause stehen und greift eher zur Flöte oder zur Gitarre.
Kennst du die Melodica, dieses Instrument, wo man reinblasen muss und dabei die Tasten drücken kann? Dieses Miniklavier zum Reinpusten habe ich ungefähr mit fünf Jahren erstmals in einer Musikschule gespielt. Da bin ich dann aber, wegen meines Verhaltens denke ich, rausgeflogen. Und auch, weil ich laut meinem Lehrer nicht gut genug war, um mit der Gruppe gemeinsam zu spielen. Daraufhin schlug meine Mama mir vor, dass ich doch mit dem Klavier anfangen könnte.
Ich las, dass Du noch weitere Instrumente spielst. Welche denn?
Das stimmt nicht wirklich. Kazoo kann ich noch spielen, das ist ein Mini-Blechblasinstrument. Sonst nichts.
Mit 14 Jahren hast Du den Deutschrap für Dich entdeckt. Daraufhin hast Du angefangen, eigene Rapsongs zu schreiben. Was hat Dich an Deutschrap so fasziniert?
Das war halt etwas ganz anderes im Vergleich zu dem, was ich zuvor gehört hatte. Ich kannte nur Musik vom Radio und von CDs. Auf CD hörte ich zum Beispiel sehr viel Michael Jackson. Deutschrap klang ganz anders und unkonventioneller. Das fand ich einfach cool – die Musik und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Künstlern und ihren Kulturen, die da zusammenkamen.
Wenn Du Songs schreibst, worauf achtest Du? Was ist Dir wichtig, was ist essenziell, was muss ein Song, der von Dir ist, haben, sodass sich Deine Musik von der von anderen unterscheidet?
Der Text muss sich ein bisschen anders anhören. Ich glaube, für Deutsche sind da immer einige Passagen in meinen Texten und auch einige Aussprachen, die man so in Deutschland nicht sagt oder kennt. Und in Österreich ist es so, dass man das da auch so nicht sagen würde, weil man das lieber nur in seinem eigenen Dialekt sagen würde. Meine Grammatik und meine Satzstellung sind anders.
Woher kommt das? Sind das Deine äthiopischen Wurzeln oder hat das mit Deinen Eltern zu tun?
Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass meine Eltern Deutsche sind und auch nur Hochdeutsch mit mir geredet haben und ich mit ihnen und mit meiner ganzen Verwandtschaft auch nur Hochdeutsch rede, sobald ich in Deutschland bin, wo sie alle wohnen. Dafür rede ich mit allen anderen hier in Österreich nur Dialekt. Ich habe jetzt schon öfters gehört, worauf ich sehr stolz bin, dass man es nicht raushört, dass ich aus Österreich bin und dass mein Hochdeutsch sehr gut ist.
Deine Musik findet bereits Anklang. Verspürst Du einen gewissen Erwartungsdruck?
Hm, Druck von anderen verspüre ich eher weniger. Wenn, dann von mir selbst. Meine Erwartungen an mich sind manchmal zu groß, aber manchmal auch zu klein.
Anfang Juli trittst du im Saarland auf dem „SR Ferien Open Air“ auf und im Herbst gehst du auf deine erste Solotournee. Wie blickst du auf die nächsten Monate?
Ich bin sehr, sehr gespannt, und ich freue mich auf das alles: die Festivalauftritte und meine erste eigene Tournee. Das wird spannend.
Wie bereitest Du Dich darauf vor?
Auf jeden Fall werde ich viel üben. Zu trainieren, ist sicherlich auch keine schlechte Idee, um körperlich fit zu sein. Ich werde mir auf jeden Fall noch Gedanken machen, damit man die Leute bei den Auftritten auf eine schöne Reise mitnimmt.
Bisher sind von Dir zwei EPs und zahlreiche Singles erschienen. Wann kommt Dein erstes Album? Oder ist ein Album für Dich nicht relevant?
Doch, schon. Aber ich glaube, jetzt ist noch nicht ganz der Zeitpunkt. Erst einmal abwarten.