In „Heretic“ nimmt der britische Komödien-Star zwei Frauen gefangen und bringt sie in tödliche Gefahr. Ausgang? Ganz und gar nicht lustig.

Notting Hill“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ und „Bridget Jones“: Als charmanter Liebhaber hat Hugh Grant jahrzehntelang zahlreiche Frauenherzen erobert und das Publikum zum Lachen gebracht. Aber der jetzt 64-Jährige kann auch anders. „Heretic“ (auf Deutsch „Ketzer“) heißt sein neuer Film, in dem er als Mr. Reed mörderische Pläne hat.
Unermüdlich gehen Schwester Barnes und Schwester Paxton an einem etwas ungemütlichen Wintertag von Haus zu Haus, um die Menschen vom christlichen Glauben zu überzeugen. Oft ohne Erfolg, immer wieder wird ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen, und Teenager auf der Straße verspotten die jungen Frauen. Kein Wunder also, dass sie sich freuen, als ihnen bei ihrem letzten Termin unerwartet ein freundlicher Mann zulächelt und sagt: „Selbstverständlich möchte ich mehr über unseren Herrn und die Bibel erfahren.“ Weil der Regen längst die Mäntel der Missionarinnen durchnässt hat, nehmen sie die Einladung des charmanten Mannes gern an, die Heilige Schrift bei Tee und Blaubeerkuchen zu diskutieren. Hätten Barnes und Paxton sich doch an ihre Regel gehalten, Einladungen in Häuser nicht zu folgen. Kaum fällt die Haustür hinter ihnen zu, ist sie unüberwindlich verschlossen, und der eben noch so freundliche Mr. Reed zeigt sein wahres Gesicht. Die zwei Schwestern merken, dass sie in eine Falle geraten sind.
„Heretic“ beginnt unschuldig und baut die Spannung langsam auf, bis das Gefühl der Bedrohung kaum mehr auszuhalten ist. Dass die Drehbuchautoren und Regisseure Scott Beck und Bryan Woods es draufhaben, für nervenzerfetzenden Grusel zu sorgen, haben sie schon mit dem Drehbuch des Science-Fiction-Thrillers „A Quiet Place“ bewiesen. Aber Außerirdische wie in diesem Science-Fiction-Film gibt es in „Heretic“ nicht. Die Handlung spielt fast nur im Inneren des Hauses, in dem sich ausschließlich Mr. Reed und die jungen Frauen einen Kampf ums Überleben liefern.
Kluger Thriller und Slasher-Movie
Sophie Thatcher („The Boogeyman“) und Chloe East („Die Fabelmans“) spielen die Nachwuchs-Missionarinnen, die mehr zu bieten haben als auswendig gelernte Bibelverse. Beide haben unterschiedliche Stärken, die sie in ihrem Überlebenskampf einsetzen. Schwester Paxton wurde in die Kirche hineingeboren und schöpft ihre Kraft bis zum Schluss aus ihrem Glauben. Schwester Barnes ist erst als Jugendliche konvertiert, hat aber ihre rauen Erfahrungen von der Straße noch nicht vergessen. In der warmen Stube ihres Gastgebers aber lassen sie jede Vorsicht hinter sich und sprechen gern mit dem Fremden über Religion. Es ist die Stärke von „Heretic“, dass gut ein Drittel der Handlung ein reines Wortgefecht um Sinn und Unsinn von Religion ist. Mr. Reed kennt sich aus in Katholizismus, Judentum und Islam, sodass die Missionarinnen und möglicherweise auch die Zuschauerinnen und Zuschauer irgendwann nicht mehr den Unterschied sehen zwischen Religion und Monopoly.

Der Herr in diesem Verwirrspiel ist Hugh Grant, der als Mr. Reed anfangs noch hinter einer dicken Brille seine Verführungskraft aufblitzen lässt. Wer kann diesem Blick und diesem Lächeln schon widerstehen?
Mit offenbar ungezügelter Freude hat Hugh Grant den Charakter des sadistischen Ketzers über seine Comedy-Vergangenheit gestülpt und verwandelt sich vom aufmerksamen Amateurtheologen zum Meister mit dem scharfen Teppichmesser.
„Heretic“ erinnert in der ersten Hälfte an die fabelhafte Grusel-Satire „The Menu“, die den Kult um die „Haute Cuisine“ zerfetzt so wie es Mr. Reed mit der Religion tut. Hugh Grant geht aber noch weiter und verwandelt sich in eine Strickjacken-Version von Jigsaw, der in den „Saw“-Filmen seine Opfer mit ihren Verfehlungen konfrontiert, um sie letztlich zu massakrieren.
„Heretic“ funktioniert als kluger Thriller und als Slasher-Movie für alle Filmfans, die im Kino vor Spannung das Popcorn-Essen vergessen werden. Mit dem Auftritt einer sterbenden Prophetin haben sich die Regisseure jedoch etwas zu tief in die Trash-Kiste gegriffen, aber eine überraschende Wende im Finale lässt das schnell vergessen. Hugh Grant als Mr. Reed ist fabelhaft und scheint im Horror- und Gruselgenre eine neue Aufgabe gefunden zu haben. Aber ganz hat der Brite die Romantic Comedy nicht abgestreift. Im Frühjahr 2025 zeigt er in „Bridget Jones 4 – Verrückt nach ihm“, dass er weiterhin den Job als Frauenliebhaber draufhat.