Die Australian Open versilbern den Champions den Saisonauftakt mit gewichtigen Trophäen. Dem Australischen Tennisverband und dem Tourismus vergoldet der Grand Slam die Bilanz mit einem guten Start ins neue Jahr.
Die Ticketverkäufer hatten reichlich zu tun: Auf gut einhunderttausend über der Millionenmarke kletterte 2024 die Zahl der verkauften Eintrittskarten für die Australian Open. Um rund einhunderttausend unter der Millionenmarke summierten die Billetts für den Melbourne Park noch im Jahr zuvor. Somit lohnte es sich, dass der Turnierdirektor den Spielern einen Tag mehr für die ersten Runden zugestand, statt sie die Nächte auf den Courts durchmachen zu lassen.
Grand Slams sind Goldesel für die nationalen Tennisverbände und darüber hinaus. „Down Under“ starten Hotelbetreiber und Tourismus-Industrie mit den Happy Slams regelmäßig gut in die Saison. Und ihnen wird Werbung fürs Land und seine Attraktionen gleich mitgeliefert. Die Medien, ob etabliert oder Social Media, berichten gern vom gut gelaunten Tennis-Jahresauftakt.
Lohnt sich für Veranstalter
Kein Zweifel: Der erste Grand Slam des Jahres ist beliebt und lohnt sich für Veranstalter, Wirtschaft und Spielerinnen. Der Gesamtumsatz, inklusive Geld für Fanartikel und Übertragungsrechte, den die Australian Open erwirtschaften, betrug 2022 bereits 505,786 Millionen Australische Dollar. Davon profitierten auch die Hauptakteure, die Tennisprofis: 15,1 Prozent des Umsatzes gingen an sie. Im Verlauf von 20 Jahren hat sich das Preisgeld-Budget vervierfacht, ausgehend von 19,1 Millionen Australischer Dollar im Jahr 2005.
Spieler, die sich aus oft kalten Gefilden zum Saisonauftakt aus ihren Weihnachtsstuben nach Australien begeben, sind gar nicht so arm: Seit 2021 regnet es bei sommerlichen Temperaturen ordentliche Preisgelder auch schon in den Qualifikationsrunden. Da lohnt sich die Reise – oft um die halbe Welt – selbst für Teilnehmerinnen, die nicht ganz oben mitspielen. Ein Restrisiko, gleich in der ersten (Quali-)Runde rauszufliegen und somit finanziell draufzuzahlen, besteht. Doch die Erfahrung, in diesem opulenten, fröhlichen Großturnier unter professionellsten Bedingungen mitzukämpfen mindert den finanziellen Verlust.
„Grand Slams sind generell immer gut und wichtig“, sagt Anna-Lena Friedsam. Vor neun Jahren zog die Neuwiederin mit 21 Jahren in Melbourne erstmals in die dritte Runde eines Grand Slams ein. Mit einem Sieg über die Italienerin Roberta Vinci kämpfte sich die starke Aufschlägerin 2016 sogar bis ins Achtelfinale vor. Im Jahr zuvor war die heute 30-Jährige noch in der ersten Runde gegen die damalige Siebte der Weltrangliste Eugenie Bouchard aus Kanada ausgeschieden.
Einladungen zu prestigereichen Turnieren und Unterstützung durch Sponsoren sind Folge derartiger Erfolge und des Rampenlichts von Grand Slams, zumal in der Sonne zum Jahresauftakt, wenn die Budgets noch frisch sind.
Bis auf Rang 45 der Weltrangliste der Damen gelangte Anna-Lena 2016. Doch dann bremste eine Verletzung die Hochtalentierte ein Stück weit aus. Friedsam hielt durch und spielte 2023 erstmals wieder unter den Top 100 der Welt.
Anna-Lena hatte Pech mit einer weiteren Verletzung 2024. Doch am Ende des Jahres sammelte sie schon wieder fleißig Punkte bei kleineren Turnieren und spielte sich für die Australian Open warm. Auch wenn Friedsam mit ihrem aktuellen Ranking zunächst in der Qualifikation ranmuss. „Solange Spaß und Freude da sind, bin ich dabei“, erläuterte die Neuwiederin am Rande der Therme Erding Open in Ismaning ihre Grundeinstellung.
Durchhaltevermögen kann sich lohnen. Und bei den Grand Slams gibt es auch für die Hauptakteure einiges zu verdienen. Zumal bei den Australian Open seit 2021 mehr Geld bei den früher Ausscheidenden ankommt, dafür weniger bei Viertel- und Halbfinalisten sowie Endrunden-Spielern. In den Qualifikationsrunden, an denen 128 Spieler teilnehmen, betrug 2024 das Preisgeld in der ersten Qualifikationsrunde 31.250 Australische Dollar, in der zweiten Qualifikationsrunde 44.100 und in der dritten Qualifikationsrunde 65.000 Dollar. Tendenz steigend: 2024 nahm eine Qualifikantin 20 Prozent mehr Preisgeld aus der ersten Runde mit nach Hause als noch 2023. Auch die Prämien der Erstrundensieger des Hauptfeldes wuchsen um 13 Prozent auf – umgerechnet – 74.282 Euro an. Insgesamt zahlten die Happy Slams im Vorjahr das bislang höchste Gesamtbudget an Prämien aus.
Schecks im Wert von mehr als drei Millionen Dollar
Siegerin und Sieger bekamen 2024 für ihre Triumphe im Einzel Schecks über mehr als drei Millionen Australische Dollar. Aryna Sabalenka und Jannik Sinner freuten sich über umgerechnet 1.949.949 Euro. Außerdem stemmten die beiden gewichtige Pokale aus australischem Silber, die sie behalten dürfen.
Das gewonnene Geld hingegen müssen die Champions mit dem Fiskus teilen. Denn Preisgelder unterliegen der australischen Einkommenssteuer, wenn sie mehr als 18.200 Australische Dollar betragen. Das kann fast die Hälfte des Verdienten kosten.
Geldanlagen aus Preisgeldern lohnen sich auf dem Weg nach oben. Selbst etablierte Spieler wie die deutsche Nummer zwei, Jan-Lennard Struff, kommen nicht nur durch Fleiß und Talent voran. „Struffi“ stand 2020 im Halbfinale der Australian Open. Mit damals knapp 30 Jahren wollte der Warsteiner noch mehr erreichen: Er investierte in Team und Training, leistete sich zwei Coaches plus Fitnesstrainer. Der zweifache Vater gewann an Selbstbewusstsein und körperlichem Durchhaltevermögen.
Nachdem Jan-Lennard zum Jahresanfang 2024 ein weiteres Mal bis ins Halbfinale der Australien Open gekommen war, waren auch seine finanziellen Reserven fürs weitere Durchstarten nachgefüllt. Denn 2023 hatte ein gebrochener Zeh Struffs Bilanz beeinträchtigt.
Im Frühling holte der Davis-Cup-Spieler seinen ersten Titel auf der Profitour der Herren, bei den BMW Open 2024 in München. „So lange bin ich auf der Tour, das vierzehnte Mal bin ich hier, und jetzt habe ich den Titel“, freute sich der sympathische Spieler, nachdem er bei fünf Grad Kälte und heftigem Regen gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz die Oberhand behalten hatte.
Beim Australian Sommer müssen die Spieler Hitze aushalten. Die Zuschauer fiebern dennoch ekstatisch mit, ob sie für 15 Dollar ein „Ground Tickets“ oder deutlich teurere Zugangsscheine für die VIP-Lounges ihr Eigen nennen. Der exzessive Einsatz des „Hawk Eye“, einer Technologie, die mit Sensoren und Kameras den Job von Linienrichtern übernimmt, ist ebenso zu sehen, wie mobile Klimageräte. Passenderweise hat sich ein Elektrogeräte-Unternehmen, das auch Kühlgeräte herstellt, zu den Australian Open 2025 in die Schar der Sponsoren eingereiht. Der Jahresbericht des australischen Tennisverbandes erwähnt für den Finanzzeitraum von 2022 bis 2023 einen Push infolge des Grand-Slam-Umsatzes. In diesem Zeitraum erweiterte der Verband die Zahl seiner Voll- und Teilzeitmitarbeiter auf mehr als 600 Menschen. Zusammen mit Gelegenheits- und Zeitarbeitern, die im Hintergrund der Australien Open wirken, ergibt das 6.000 Arbeitsplätze im Schatten des sonnigen Grand Slams und seiner umliegenden Turniere.
Tennis boomt in Australien. Auch weil der Verband dank des umsatzstarken Grand Slams die Möglichkeit hat, Tennisanlagen, Tennis-Events sowie Spieler zu fördern. Von klein auf. Das beginnt in den Schulen und endet, wenn es gut läuft, mit einem Grand-Slam-Sieg bei den Australian Open, wie 2022 für Ashleigh Bartey.