FCS-Angreifer Sebastian Jacob riss sich im Oktober des vergangenen Jahres das Kreuzband. Derzeit arbeitet er am Comeback, der Verein hat seinen auslaufenden Vertrag verlängert.
Es sind die Momente im Fußball, die wirklich niemand braucht. Sebastian Jacob erzielte im Spiel gegen den FSV Zwickau zwei Tore, lieferte ein klasse Match ab und zeigte erneut, warum er auch in der 3. Liga unverzichtbar für den 1. FC Saarbrücken ist. In der 88. Minute dann der Schock – eine Grätsche vom Zwickauer Robin Ziegle. Wer dem Saarbrücker dabei genauer ins Gesicht schaute, wusste gleich, dass es keine lapidare Verletzung sein konnte. Erfreulicherweise konnte der FCS bei der Personalie Jacob dann aber schnell für Ruhe sorgen: Der Vertrag des Stürmers wurde vorzeitig verlängert. „Er ist eine Identifikationsfigur und ein richtig guter Spieler. Wir geben ihm nun alle Zeit der Welt, um fit zu werden“, sagte Trainer und Manager Rüdiger Ziehl. „Mit der Verlängerung wollen wir ihm signalisieren, dass wir auch nach seiner Verletzung auf ihn bauen.“ Im Gegensatz zu derzeitigen Nebengeräuschen um den neuen Vizepräsidenten Salvo Pitino wurde hier eine Baustelle frühzeitig geschlossen.
Für Jacob war es bereits sein zweiter Kreuzbandriss. Dementsprechend herrschen gewisse Erfahrungswerte beim Saarländer vor. Derzeitig befindet er sich in der Reha und macht einen fitten und ausgeglichenen Eindruck. Von Zweifel an seinem Comeback gibt es keine Spur. „Ich muss sagen, bisher läuft es in der Reha ohne große Probleme“, erzählt der Rodener. „Der Kanal, aus dem mir die Sehne entnommen wurde, macht derzeit ein bisschen Probleme und bildet ein wenig Flüssigkeit. Das beunruhigt aber weder mich noch die Ärzte, da es an sich nichts mit dem Kniegelenk zu tun hat. Ansonsten heißt es also Reha und dementsprechend trainieren, trainieren, trainieren.“ Mit Reha kennt sich der Stürmer aufgrund seiner großen Verletzungshistorie bestens aus – leider. In der aktuellen Situation zahlt sich das aus. „Natürlich ist es nicht einfach für den Kopf. Aber ich habe bei meinen vergangenen Verletzungen auch nie den Kopf in den Sand gesteckt. Ich bin so oft schon zurückgekommen, ich habe keine Zweifel daran, dass es mir noch einmal gelingt.“
Wer sich des Öfteren mit Rekonvaleszenten unterhält, bekommt selten den Eindruck vermittelt, dass eine Reha Spaß machen kann. Jacob dagegen sind sowohl die Motivation, als auch der Spaß nie abhandengekommen: „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Zeit für mich wie im Flug vergeht. Ich bin weiterhin motiviert und versuche das Positive darin zu sehen. Ich kann mich in Ruhe fit machen und habe auch aufgrund der Verlängerung überhaupt keinen Druck.“ Der Alltag in der Reha ist dabei nicht gerade das, was jeder Fußballfan als die Definition von Spaß beschreiben würde. Drei Tage in der Woche stehen die Beine im Fokus, zwei Tage der Oberkörper. Täglich steht auch Koordination auf dem Programm. Sogar Ausdauertraining ist schon möglich und seit Kurzem auch die Arbeit mit dem Ball. Enorme Fortschritte, wenn man bedenkt, dass die Verletzung erst vor fünf Monaten passierte.
Comeback in dieser Saison noch möglich
Während es also den Anschein macht, dass eine Reha nur aus schweißtreibenden Einheiten besteht, so gibt sie vor allem Einblicke über den Tellerrand eines Fußballspielers hinaus: „Da ich in der Reha auch mit Sportlern aus anderen Bereichen zusammenarbeite, ermöglicht dies einen Einblick in deren Trainingsmethoden, was ich sehr interessant finde. Aus der Fußball-Bubble herauszukommen schadet nicht.“
Während die Fans schon im Winter einen Stürmer forderten, sollten sie die Hoffnung auf eine Rückkehr Jacobs noch in dieser Saison nicht gänzlich ausschließen – auch wenn der 29-Jährige bremst: „Die Rückkehr noch in dieser Saison ist grundsätzlich nicht geplant, da bei dieser Verletzung bei einem zu frühen Einstieg die Gefahr einer Reruptur deutlich steigt.“ Das große Aber folgt zugleich: „Dadurch, dass bisher aber alles reibungslos abläuft und die Kraftwerte schon im grünen Bereich sind, wäre es natürlich schön, wenn es diese Saison noch klappt. Zumindest Mannschaftstraining wäre ein großer Erfolg, sollte es mit einem Spiel klappen, dann umso schöner. Der Plan ist es aber weiterhin, topfit in die neue Saison zu starten.“
Ein fitter Jacob würde der Mannschaft sicherlich gut zu Gesicht stehen, in der Offensive drückt der Schuh derzeit jedoch nicht. Es ist vorwiegend die Defensive, die den Fans ein wenig Sorgen bereitet. Der Stürmer, der die Spiele immer von der Tribüne oder dem heimischen Fernseher aus verfolgt, fiebert nicht weniger mit seiner Mannschaft mit, nur weil er nicht auf dem Platz steht. „Derzeit ist es ein wenig ärgerlich, weil wir Chancen verpasst haben, oben wieder näher ranzurücken und gleichzeitig die Verfolger auf Abstand zu halten oder abzuschütteln“, so Jacob. „Wir bekommen es aktuell nicht hin, dass hinten auch mal die Null steht, nach vorn sieht es eigentlich ganz gut aus. In der 3. Liga, in der jedes Spiel auf Messers Schneide steht, ist eine gute Defensive von unschätzbarem Wert.“
Beim Blick auf die Tabelle ist sicherlich noch nicht allzu viel passiert. Freiburg II kann rausgerechnet werden, ebenso die SV Elversberg, die uneinholbar ihre Kreise zieht. Um auch wieder erfolgstechnisch in die richtige Richtung zu kommen, sieht Jacob vor allem die defensive Arbeit im Fokus: „Wir müssen wieder schauen, dass wir die Verteidigungsmentalität aus der Hinrunde an den Tag legen. Vorn haben wir so viel Qualität, dass wir immer für ein Tor gut sind. Schaffen wir es, diese wieder an den Tag zu legen, werden wir auch wieder konstanter spielen und unsere Punkte holen, da bin ich optimistisch.“
Optimistisch können die Fans des FCS auch sein, wenn es um das Comeback der Identifikationsfigur geht. Wenn nicht in dieser, dann in der nächsten Saison. Ob in der Dritten oder Zweiten Liga, hängt primär von der Verteidigungsmentalität ab.