Von wegen austrudeln lassen: Der 1. FC Saarbrücken zeigt nach dem Pokal-Aus eine unglaubliche Reaktion und gewinnt völlig verdient in Dresden. Bereits am Mittwoch geht es weiter.
Bereits kurz nach Abpfiff stellte einer der mitgereisten Journalisten die Frage: Ob für den 1 FC Saarbrücken denn nach oben noch etwas zu holen sei. Rüdiger Ziehl musste schon während der Frage ein wenig schmunzeln. „Das ist in Saarbrücken genauso wie in Dresden. Zwischen Euphorie und Depression ist da nur ein schmaler Grat. Wenn wir heute verloren hätten, hätte man mich gefragt, ob wir noch absteigen können“, sagte der Trainer des Drittligisten 1. FC Saarbrücken nach dem 3:1-Auswärtssieg beim Top-Favoriten Dynamo Dresden. Wohl alle der mehr als 30.000 Zuschauer im Rudolf-Harbig-Stadion hatten einen verdienten Saarbrücker Sieg gesehen, alle bis auf Dynamo-Trainer Markus Anfang, der mit seiner Einschätzung selbst bei wohlgesonnenen Dresdner Journalisten ein ungläubiges Kopfschütteln hervorrief. Tim Civeja (29. Minute) sowie ein Doppelpack von Simon Stehle nach der Pause sorgten für eine komfortable FCS-Führung, die nur nach Manuel Schäfflers Anschlusstreffer gut 20 Minuten vor dem Ende noch einmal in Gefahr geriet. „Nach dem 1:0 und nach dem Anschlusstreffer hatten wir jeweils eine heikle Phase zu überstehen. Wir mussten viel verteidigen und wir haben gut verteidigt“, sagte Ziehl und hatte nur einen Kritikpunkt: „Wir müssen unsere Konter besser ausfahren.“ Nach dem bitteren Pokalaus gegen den 1. FC Kaiserslautern hatten viele erwartet, der FCS würde die Saison austrudeln lassen, doch nach dem bockstarken Auftritt in Dresden stellt sich wohl tatsächlich eher die Frage, was noch drin ist. „Wir sind gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken. Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben, aber wir müssen dran bleiben und Gas geben“, sagte Torschütze Civeja und „Altmeister“ Marcel Gaus fügte hinzu: „Es ist kein Geheimnis, dass wir uns leichter tun, wenn der Gegner Fußball spielen will. Wir haben die Räume gut genutzt.“ Am Mittwoch kommt die Spielvereinigung Unterhaching zum ersten Nachholspiel in den Ludwigspark, parallel zum Saisonendspurt laufen die Personalplanungen. Luca Kerber hat wie erwartet das Angebot des FCS abgelehnt und wird zu einem höherklassigen Verein in Süddeutschland wechseln. Routinier Gaus hat eigentlich sein Karriere-Ende angekündigt. Die Familie zieht es zurück ins Rheinland. Oder? „Ich will da eigentlich nicht viel zu sagen. Wir haben gesagt, dass wir uns nach Saisonende zusammensetzen und dabei bleibt es. Die Ausgangslage ist bekannt, auf der andere Seite habe ich Riesenspaß und ich fühle mich sehr wohl hier.“ Eindeutiger ist es da bei Verteidiger Boné Uaffero, der in Dresden völlig überraschend nach langer Verletzungspause in der Startelf stand. Ziehl hatte schon vor der Abfahrt nach Dresden durchblicken lassen, dass er gerne mit dem Haudegen verlängern würde und Familienvater Uaferro, den es irgendwann wieder in die Heimat ziehen wird, sagte in Dresden: „Von mir aus kann es hier noch ein bisschen weitergehen.“
FORUM-Einzelkritik:
Tim Schreiber: In seiner Heimat total cool und sehr aufmerksam. Note 2
Marcel Gaus: Ganz starker Auftritt, vor allem in der zweiten Halbzeit. Note 1-
Boné Uaferro: Als wäre er nie weggewesen. Bester Mann auf dem Platz. Note 1
Manuel Zeitz: Richtig gute Leistung, sehr konsequent. Note 2
Lukas Boeder: Solide und clever wie immer. Note 2
Calogero Rizzuto: Bissig und kompromisslos. Note 2
Patrick Sontheimer: Früh mit Geld vorbelastet, danach etwas gehemmt. Note 3
Luca Kerber: Unaufgeregt, ging weite Wege. Note 2-
Tim Civeja: Richtig gut im Spiel, manchmal zu umständlich. Note 2
Kai Brünker: Rieb sich auf, aber ohne Fortune. Note 3
Simon Stehle: Brauchte ein bisschen, danach sehr torgefährlich. Note 1-
Julius Biada: Sofort im Spiel, aber zu viele Ballverluste. Note 3
Julian Günther-Schmidt: Engagiert, aber nicht immer glücklich. Note 3