Die Bedingungen für Holzöfen standen mit dem neuen Gebäude-Energiegesetz schlechter. Der Deutsche Energieholz- und Pelletverband aber hat sich dagegen gewehrt – mit Erfolg, sagt Geschäftsführer Martin Bentele. Kritik aber gibt es weiterhin.
Herr Bentele, teilen Sie die Auffassung, dass das Heizen mit Holz in Zukunft schwieriger wird, angesichts neuer gesetzlicher Regelungen?
Die Widerstände werden wachsen, das gebe ich zu, aber letztlich zählen dann die Rahmenbedingungen, die der Staat über Gesetze oder die Förderung installiert. Das sind aktuell vor allem das Gebäude-Energiegesetz (GEG) und die darauf aufbauende Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), und beide Regelungen sind positiv für das Heizen mit Holz. Dafür haben wir uns auch massiv eingesetzt. Bei der Gesetzgebung zum GEG zum Beispiel, indem wir schnell eine Allianz ins Leben gerufen haben, die die gesamte Wertschöpfungskette umfasst – von den Waldbesitzern bis zu den Schornsteinfegern. Damit haben wir uns gegen das anfangs handwerklich schlecht gemachte Gesetz positioniert. Holz wurde darin benachteiligt, denn das GEG war rein auf die Wärmepumpe ausgerichtet. Was dann verabschiedet wurde, bringt Holz auf Augenhöhe mit der Wärmepumpe. Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude, die am 1.1.2024 in Kraft trat, wurde dann in der zweiten Jahreshälfte von den an der Richtlinie beteiligten „Grünen“- Ministerien erneut versucht, Holzenergie zu diskriminieren. Aber auch hier konnten wir, vor allem mithilfe von FDP und SPD in der Ampel erreichen, dass die Förderung letztlich der Wärmepumpenförderung gleichgestellt wurde und bis zu 70 Prozent Zuschuss auch bei einer Holz- oder Pelletheizung erreicht werden kann. Was den Einbau eines Partikelabscheiders angeht: Dieser ist nicht Pflicht, sondern kann den Zuschuss erhöhen. Nach dem GEG gilt für neue Holzheizungen der gesetzliche Grenzwert von 20 Milligramm Staub je Kubikmeter Abluft. Den Förderbonus gibt es bei 2,5 Milligramm. Wir können über die aktuellen Rahmenbedingungen also nicht klagen. Im Gegenteil, sie sind sehr gut für den Heizungstausch hin zu einer Holz- oder Pelletheizung.
Dennoch gibt es weiterhin Kritik an Holzheizungen. Auch das Umweltbundesamt (UBA) ist in einer aktuellen Studie der Meinung, es brauche einen „restriktiven Instrumentenmix“, um die Obergrenzen für den Einsatz fester Bio-Brennstoffe für Gebäudewärme zu erreichen.
Beim UBA weiß ich manchmal nicht genau, ob die Behörde sich als wissenschaftliche Einrichtung sieht oder als oberflächlicher politischer Ratgeber der Bundesregierung. Die von unserem Verband genutzten Schaubilder zu den geringen Staubemissionen von Pelletheizungen beruhen auf UBA-Untersuchungen. Das glaubt man nicht, wenn man den Präsidenten Messner hört. Er spricht von der Holzenergie, als wenn hier mit offenem Lagerfeuer geheizt würde. Damit fügt sich das UBA beim Thema dem öffentlichen Trend, den auch die Umwelt-NGOs praktizieren. Es wird nicht differenziert, und man weiß nie, ob sie über die Verfeuerung von Holz in Kohlekraftwerken sprechen oder über Wohnzimmeröfen. Für eine ernsthafte Politik macht man es sich damit zu leicht. Wir können mit Kritik leben, und ich finde auch nicht alles gut, was es im Spektrum der energetischen Holznutzung gibt. Wenn Holzwärme aber effizient, emissionsarm und auf der Basis von Restholzverwendung erzeugt wird, darf man ihr die Daseinsberechtigung nicht absprechen. Zumal Holz hierzulande fast zwei Drittel der erneuerbaren Wärme erbringt und damit mit Abstand die höchste CO2-Einsparung in diesem Sektor.
Auch gibt es Stimmen, die die Emissionsbelastung von Holzverbrennung anführen und behaupten, Holz sei nicht CO2-neutral, sondern sogar schädlicher als Öl.
Ja, diese Vorwürfe kenne ich. Sie behaupten, ein gefällter Baum fehle im Wald und brauche dann 120 Jahre, bis er nachwächst, um CO2 zu speichern. Das ist Unfug, muss ich als Forstwirt sagen. Wird ein Baum genutzt, bindet der laufende Zuwachs des Waldes den Kohlenstoff sofort wieder. Man kann daher die CO2-Bilanz der Holznutzung nicht auf einen einzelnen Baum im Wald herunterbrechen. Der weltweit gültige Stand in der Wissenschaft ist der, dass man sie nur regional und auf ganze Waldbestände betrachten kann. Auch die Nachhaltigkeit wird auf diese Weise, das bedeutet, auf eine größere Fläche definiert und nicht auf 10 m2. In Deutschland wird seit Jahrzehnten schon weniger Holz eingeschlagen als nachwächst.
Warum ist der Nutzen von Holz als Wärmeträger nachhaltig?
Forstwirtschaft in Deutschland, wie auch in Mittel- und Nordeuropa, wird nachhaltig betrieben. Dieser Begriff geht in Deutschland weit über die Holzmenge und Waldfläche hinaus, die durch die Nutzung nicht abnehmen dürfen. Er gilt auch für die anderen positiven Auswirkungen des Waldes wie die Naturschutz-Qualität, den Wasserschutz oder die Luftreinhaltung. Für die energetische Nutzung von Holz werden in Deutschland keine Wälder geerntet. Egal, ob Hackschnitzel und Scheitholz, die aus den Resten bei der Holzernte im Wald erzeugt werden oder bei Pellets aus den Spänen im Sägewerk, gilt, dass Energieholz aus Resthölzern entsteht und nicht aus Stammteilen, die höherwertig verwendet werden könnten. Ein Stamm kommt ja nicht eckig ins Sägewerk. Bei dem zur Herstellung von Bauholz notwendigen Sägevorgang fallen 40 Prozent des Stammes als Späne auf den Boden. Das sind bundesweit jährlich zwischen sechs und sieben Millionen Tonnen. Da die Spanplatten- und Papierindustrie hierzulande rückläufig sind, setzen immer mehr Sägewerke auf eigene Pellet-Produktionen zur höchstmöglichen Wertschöpfung für ihr Restholz. Auf diese Weise wird Holz zu fast 100 Prozent genutzt. Es ist also ein Vorbild dafür, wie man mit Rohstoffen aus der Natur umgehen sollte. Dass man aus Restholz Energie gewinnt und dadurch fossile Energie ersetzt, ist ein zusätzlicher Nutzen. Würde das Restholz im Wald liegen bleiben, verrottet es ungenutzt und setzt CO2 relativ schnell ebenfalls frei.
In Wilhelmshaven soll ein ehemaliges Kohlekraftwerk nun auf Industriepellet-Verbrennung zur Stromerzeugung umgerüstet werden. Wie stehen Sie dazu?
Über die Nutzung von Pellets in deutschen Kraftwerken ist mir nichts bekannt, außer dass die großen Energieversorger dies nicht anstreben und dass es hierfür auch keine Subventionen gibt. Das ist auch gut so. In Großbritannien und den Niederlanden verbrennen Kraftwerke Industriepellets. Der Wirkungsgrad ist dabei sehr niedrig und liegt bei circa 35 Prozent. Der wertvolle Energieträger Holz wird damit deutlich unter Wert genutzt. In der Kraft-Wärme-Kopplung wie zum Beispiel in Dänemark wird aus Pellets Fernwärme erzeugt. Das ist nicht mehr ganz so ineffizient, aber auch hier haben wir nicht mehr als 70 Prozent Wirkungsgrad. Im Wärmebereich dagegen werden fast 100 Prozent aus dem Holz herausgeholt, was einer maximalen Ausbeute entspricht. Aus meiner Sicht als Forstwirt ergibt dies bei der Energiegewinnung am meisten Sinn. Die Nutzung von Holzpellets in Deutschland erfolgt fast komplett zur reinen Wärmeerzeugung.
Die sogenannte Klima-Holz-Studie spricht von positiven Effekten von Holz als Wärmeträger, dafür müsse der Wald jedoch klimagerecht umgebaut werden. Wie ist ihre Haltung dazu?
Die Studie erkennt richtig, dass die beste Wirkung fürs Klima bei der Waldbehandlung über eine proaktive Nutzung erzielt wird. Das bedeutet, der Wald muss mit klimaresistenten Baumarten zu Mischwald umgebaut und dabei verjüngt werden. Erstens wird er damit widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit, Hitze und Insekten, und zweitens wird seine mittlerweile sehr geringe Wuchsdynamik erhöht und damit auch die CO2-Aufnahmefähigkeit. Dieser proaktive Waldumbau ist jedoch ein Prozess über Jahrzehnte. Im Staatswald und im Kommunalwald läuft die Entwicklung bereits. Der Großteil des deutschen Waldes ist jedoch Privatwald. Dort kann man den Umbau nicht erzwingen. Man sollte ihn finanziell anreizen. Durch Vererbung, Erbteilung und so weiter wird dieser auch oftmals immer kleiner und damit schwer zu bewirtschaften, wenn das Waldstück nur handtuchgroß ist. Durch einen proaktiven Waldumbau würde über Jahrzehnte auch mehr Holz anfallen. Damit könnte auch der Holzbau profitieren, der beim Klimaschutz im Gebäudesektor eine wichtige Rolle spielt und von der Bundesregierung beschleunigt werden soll. Mit dem bei der Herstellung von Bauholz anfallenden Restholzmengen könnte dann auch das Tempo der Energiewende am Wärmemarkt weiter beschleunigt werden.