Der 1. FC Saarbrücken steht erneut im Halbfinale um den DFB-Pokal. Am 2. April kommt der 1. FC Kaiserslautern in den Ludwigspark.
Fast genau vier Jahre nach dem Einzug in das Halbfinale um den DFB-Pokal hat es Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücker abermals geschafft. Vor 16.000 Zuschauern im „Schlammbad“ Ludwigspark besiegte die Mannschaft von Trainer Rüdiger Ziehl den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach mit 2:1. „Es ist immer noch ein Wunder, aber es hat auch mit Qualität zu tun“, sagte Ziehl nach dem Spiel. Doch nach den Siegen gegen den Karlsruher SC, Bayern München und Eintracht Frankfurt schafften die Blau-Schwarzen trotz einer in der Anfangsphase fahrigen Vorstellung eine erneute Sensation. „Wir waren vogelwild, wollten viel zu viel. Der Trainer wollte korrigieren, wir haben uns dann auch intern abgestimmt“, sagte Verteidiger Bjarne Thoelke. Die Borussia führte bereits nach acht Minuten durch Robin Hack, nachdem ausgerechnet Marcel Gaus ein Stockfehler unterlaufen war. Amine Naifi glich drei Minuten später aus.
Doch das beruhigte die Partie keineswegs. Der FCS lief viel zu früh an, scheute aber vor allem in der Mittelfeldzentrale den nötigen Rückwärtsgang. Die Gladbacher konnten sich über Rocco Reitz und Franck Honorat wiederholt über die rechte Seite durchspielen, wo sich Gaus und Lukas Boeder permanent in Zwei-gegen-Drei-Situationen befanden. Nach 25 Minuten hätte der Bundesligist mit zwei oder drei Toren Unterschied führen können. Doch die Leidenschaft, auch unmögliche Bälle zu verteidigen, konnte man Ziehls Mannen schon zu diesem Zeitpunkt nicht absprechen. „Der Schlüssel zum Spiel war, dass wir uns nach der Anfangsphase etwa zehn Meter weiter zurückgezogen haben. Wenn wir weiter mit gekickt hätten, wäre es schwierig geworden“, sagte Thoelke.
Durch die taktische Umstellung wurde es ein anderes Spiel, zumal Ziehl Kreativspieler Rabihic durch Arbeitstier Julian Günther-Schmidt ersetzte. In der zweiten Halbzeit hatte die Borussia 80 Prozent Ballbesitz und wohl jeder der Zuschauer dachte an die Partie gegen Bayern München, als die Saarbrücker Abwehrschlacht in der Nachspielzeit mit einem einzigen Konter belohnt wurde. Und es sollte tatsächlich so kommen: „Ich habe zu Manuel Zeitz gesagt, dass wir ein-,zweimal Risiko gehen müssen, um noch einmal zum Abschluss zu kommen. Und dann hatten wir diesen einen Moment“, sagte der eingewechselte Tim Civeja, der in der zweiten Minute der Nachspielzeit den entscheidenden Konter einleitete. Der ebenfalls eingewechselte Fabio di Michele Sanchez bediente Kai Brünker und der „Panzer“ brachte den Park zum Beben. „Wenn ein Elektriker einen Anschluss nicht richtig verlegt, muss er auch so lange arbeiten, bis es passt. Es ist mein Job, immer daran zu glauben“, sagte der 29-Jährige, der ganz schwere 90 Minuten mit wenigen Ballkontakten und weiten Laufwegen hinter sich hatte: „Ich habe den Ball kommen sehen und war eigentlich schon halb tot. Ich habe mir gedacht, dass ich mich noch einmal voll konzentrieren muss und habe gebetet, dass ich den Ball richtig treffe.“
Eingeleitet wurde der finale Konter von einem öffnenden Pass des überragenden Luca Kerber. Zwei Tage nach seinem 22. Geburtstag schrieb das Saarbrücker Eigengewächs ein Stück Vereinsgeschichte mit. „Mir fehlen die Worte. Der Traum geht weiter. Jetzt wollen wir natürlich nach Berlin.“ Und in all dem Trubel blieb nur einer ruhig. Trainer Ziehl, der die Favoritenrolle gleich mal nach Kaiserslautern weiterschob: „Ich glaube, wenn ein Zweitligist zu einem Drittligisten reist, wird er den Anspruch haben, das Spiel gewinnen zu wollen.“
FORUM-Einzelkritik:
Tim Schreiber: Sehr präsent und ohne Fehler. Note 2
Marcel Gaus: Große, große Probleme zu Beginn. Steigerte sich dann deutlich. Note 3
Lukas Boeder: Am Anfang oft als „Feuerlöscher“ benötigt. Danach die Ruhe selbst. Note 1
Manuel Zeitz: Ließ sich zunächst von Jordan zu weit herausziehen, fand dann immer besser ins Spiel. Note 2
Bjarne Thoelke: Ein grober Fehler, den er selbst korrigierte. Ansonsten bockstark. Note 2
Robin Becker: Solider, starker Auftritt. Note 2
Patrick Sontheimer: Überflüssige Gelbe Karte, danach etwas gehemmt. Note 3
Kasim Rabihic: Am Ausgleich beteiligt, defensiv aber unzureichend. Hackentricks bei den Bodenverhältnissen waren fehl am Platz. Note 4
Luca Kerber: Unglaublich präsent und laufstark. Und das fast ohne Fouls. Note 1
Amine Naifi: Am Anfang sehr stark. Danach baute er etwas ab. Note 2
Kai Brünker: Musste 90 Minuten leiden, hatte nur einen Torschuss. Der saß. Note 3
Julian Günther-Schmidt: Deutlich besser in den Zweikämpfen als Rabihic. Gab seinem Team viel. Note 2
Tim Civeja: Nach seiner Einwechslung absolut belebendes Element. Note 1-