Am 1. Oktober startet das neue Ausbildungsjahr. Rüdiger Linsler, Geschäftsführer bei der Victor’s Group, erklärt warum gerade die Ausbildung zum Podologen genauer betrachtet werden sollte und welche Vorteile dieser Beruf mich sich bringt.
Herr Linsler, würden Sie das Berufsbild des Podologen vorstellen?
Die Podologie zählt zu den Gesundheitsfachberufen. Podologie ist die nichtärztliche Heilkunde am Fuß. Die Maßnahmen von Podologen sind vielfältig und ergeben sich aus den Fachgebieten der Inneren Medizin, Dermatologie, Chirurgie und Orthopädie. Sie umfassen präventive und kurative therapeutische Maßnahmen rund um den Fuß. Podologen sind in Deutschland als medizinischer Fachberuf und nichtärztlicher Heilberuf definiert. Die meisten Podologen sind mit Kassenzulassung tätig, da zum Beispiel Diabetiker mit Folgeschäden am Fuß von den gesetzlichen wie privaten Krankenkassen eine Heilmittelverordnung zur podologischen Komplexbehandlung vom Arzt erhalten können.
Sie sagen, die Podologie gehört zu den Gesundheitsfachberufen. Wie finanziert sich die Podologie-Schule und wie ist die Nachfrage nach diesem Ausbildungsberuf?
Wie in einigen anderen Bundesländern in Deutschland werden auch im Saarland die staatlich anerkannten Podologie-Schulen – entgegen anderer Fachschulen für Gesundheitsfachberufe wie zum Beispiel Pflege-, Physiotherapie- und Ergotherapie-Schulen – von öffentlicher Seite nicht gefördert. Die Podologie-Ausbildung ist eine schulische Ausbildung.
Dies hat zur Folge, dass alle Podologie-Schulen im Saarland in der Vergangenheit ein monatliches Schulgeld erheben mussten, um sich als Schule zu finanzieren. Die Zahlung von Schulgeld kombiniert mit dem Nichterhalt einer monatlichen Ausbildungsvergütung führt dazu, dass die Nachfrage nach einer Ausbildung zum examinierten Podologen trotz eines hohen Bedarfs und Mangels an examinierten Podologen in Deutschland stetig nachließ, da sich viele Interessenten die Ausbildung schlichtweg nicht leisten konnten.
Examinierte Podologen werden händeringend sowohl von podologischen Praxen mit Kassenzulassung als auch von Patienten zur Versorgung gesucht. Viele schwer erkrankte Diabetes-Patienten benötigen dringend eine regelmäßige und hoch qualifizierte Versorgung. Nicht zuletzt auch eine Versorgung zu Hause und für Bewohner von Pflegeeinrichtungen in ganz Deutschland. Der Bedarf ist seit vielen Jahren vorhanden und stetig steigend und die Versorgung ist flächendeckend nicht mehr gewährleistet.
Herr Linsler, Sie erwähnten im Vorfeld unseres Gespräches, dass die Europäische Fachschule für Podologie daher ein neues Ausbildungskonzept anbietet. Wie sieht dieses aus?
Die staatlich anerkannte EFP-Fachschule für Podologie in Quierschied mit angeschlossener podologischer Praxis mit Kassenzulassung bietet die Ausbildung zum Podologen ab 1. Oktober 2023 unter Verzicht auf ein monatlich zu zahlendes Schulgeld und sogar mit Zahlung einer monatlichen Ausbildungsvergütung an.
Das neue Konzept sieht vor, dass die Ausbildung bis zur Abschlussprüfung insgesamt drei Jahre umfasst. Mit in die Ausbildung integriert sind mehrere Weiterbildungen, die typischerweise nicht in der Ausbildung enthalten und üblicherweise für Podologen kostenpflichtig sind. Diese Fort- und Weiterbildungen sind im Rahmen der Ausbildung kostenfrei für die Schüler. Die Schüler werden nach Abschluss der Ausbildung eine sehr hohe Qualifikation und auch praktische Erfahrung haben. Dieses Konzept ist in dieser Form einmalig in Deutschland.
Perspektivisch möchten wir dann voraussichtlich ab 2024 vor dem Hintergrund des hohen Bedarfs an Podologen das neue Ausbildungskonzept durch Kooperationen weiter ausbauen, da die Kapazitäten für den fachpraktischen Unterricht in unserer angeschlossenen Fachpraxis für Podologie begrenzt sind. Wir möchten dann Kooperationen mit fachlich geeigneten externen podologischen Praxen unter Zahlung einer Kostenbeteiligung und der Verpflichtung der Zahlung des Ausbildungsgehalts der Schüler schließen. Podologische Praxen könnten so unter Vorgaben und regelmäßiger Qualitätssicherung der Podologie-Schule „ihre“ Schüler im Arbeitsalltag fachpraktisch ausbilden und begleiten.
Neben dem neuen Ausbildungskonzept bieten wir weiterhin auch unsere Teilzeit-Ausbildung nach dem klassischen Muster an.
Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der EFP-Fachschule ist die neue Ausbildungsvergütung. Wie ist diese geregelt?
Das Gehalt der Auszubildenden haben wir wie in jedem Beruf nach Ausbildungsjahren gestaffelt. Von 250 Euro im ersten Ausbildungsjahr bis hin zu 500 Euro im letzten Ausbildungsjahr. Das hört sich wenig an. Aber dafür, dass die Podologieschule keine öffentlichen Fördermittel erhält, es auch keinen Ausbildungsträger wie in den klassischen Lehrberufen gibt und die Schule daher bisher ein monatliches Schulgeld erheben musste, welches nun entfällt, ist dies schon mal ein Erfolg. Sollte die Schule irgendwann eine angemessene öffentliche Förderung wie alle Fachschulen der Gesundheitsfachberufe im Saarland erhalten, so können wir das Ausbildungskonzept sicher noch zum Vorteil der Schüler optimieren.
Was sind die grundlegenden Voraussetzungen für die Ausbildung an der EFP-Fachschule?
Voraussetzung für die Aufnahme der Ausbildung ist ein mittlerer Schulabschluss oder ein anderer als gleichwertig anerkannter Abschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung von mindestens zweijähriger Dauer. Der Interessent sollte auch gesundheitlich zur Ausübung des Berufes geeignet sein. Nicht zuletzt sollte man natürlich Motivation und Interesse an dem Berufsbild mitbringen. Bei erfolgreichem Abschluss endet die Ausbildung mit dem Erwerb einer staatlich anerkannten Examensurkunde.
Welche Berufsaussichten und Karrieremöglichkeiten ergeben sich nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung?
Der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung und damit der Erhalt der staatlichen Examensurkunde bringt eine Job-und Einkommens-Garantie mit sich. Podologische Praxen suchen dringend Personal, da die Nachfrage nach podologischen Behandlungen kaum abzudecken ist. Auch kann man sich als examinierter Podologe jederzeit selbstständig machen und eine Kassenzulassung beantragen, wenn man die dazugehörigen Räumlichkeiten vorweisen kann. An Nachfrage von Patienten in einer neuen Praxis wird es nicht mangeln. Und natürlich suchen wir als Podologie-Schule ebenfalls gute Podologen, die als Dozenten unterrichten. Hierzu bedarf es dann noch einer pädagogischen Weiterbildung, deren Absolvierung wir als Schule nach Absprache auch finanziell unterstützen und auch auf Wunsch durch erfahrende Pädagogen begleiten.