Warum wir besser riechen als wir denken, das hat eine Studie längst belegt. Nun ist es an den Parfümeuren, den Worten Taten folgen zu lassen und eindrucksvolle Duftkompositionen zu entwerfen.
Eine Studie der Johannes-Kepler-Universität in Linz aus dem Jahr 2020 besagt, dass wir Menschen besser riechen, als wir denken. Dabei wird der Geruchsinn unter den fünf Sinnen meist unterschätzt. Und das zu Unrecht, denn er steuert das Verhalten und lenkt die Emotionen. Geruchsforscher und Neurowissenschaftler Johannes Frasnelli baut eine Brücke zwischen dem, was der Mensch riecht und der Wirkung, die das auf sein Alltagsleben hat. Dabei kommen nicht nur soziale Faktoren zur Sprache wie der Grund, warum wir uns untereinander manchmal im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen können, sondern auch gesundheitliche. So können Depressionen den Geruchssinn verändern, die Entstehung von Alzheimer und der Verlust der Riechfähigkeit hängen ebenfalls eng zusammen. Kein Wunder, dass es aufgrund dieser Erkenntnisse immer mehr Angebote sogenannter Riechtrainings gibt, denn die feine Nase lässt sich trainieren, und der Mensch kann dadurch zu mehr Lebensqualität finden.
Gerüche prägen das Verhalten
Was das alles mit der Wahl des Parfüms zu tun hat? Na, einfach alles! Parfüms sind so etwas wie die Essenz unserer Seele. Und die ist ganz schön kompliziert. Inzwischen gibt es mehr als 3.000 Riechstoffe, von denen einige so in Einklang gebracht werden müssen, dass sie harmonieren. Komposition nennen das die Parfümeure. Und die funktioniert nach einem Stufensystem, denn jeder Duft besteht aus einer Kopf,- Herz- und Basisnote. Erfunden hat sie der Franzose Jean Carles (1892 – 1966). Der Aufbau ist kompliziert. Die Kopfnote ist der Stoff, der nur wenige Minuten auf der Haut bleibt, ehe er verfliegt. Die Herznote überdauert oft mehrere Stunden, die Basis kann auf der Kleidung sogar Tage wahrnehmbar sein. Wichtig ist, dass alle drei Komponenten miteinander funktionieren, sich ergänzen oder überschneiden, falls nötig. Die Besonderheit eines gelungenen Parfums ist dabei nicht allein die perfekte Harmonie der drei Pyramidensäulen, sondern die Wandelbarkeit. Je nach Körperchemie, Duftfamilie und vielen weiteren Faktoren verändert sich der Duft. Ein Wissen, das sich kreative Köpfe wie der Designer Dries Van Noten zunutze machen. Der ist längst in Mode-Rente gegangen, trotzdem entwickelt er weiterhin Düfte wie „Eaux de Parfums Camomille Satin“ und „Bitter Splash“.
Und das aus gutem Grund, wie er in einem Interview mit der Modezeitschrift „Harpers Bazaar“ verrät: „Eine Duftkreation hat den großen Vorteil, dass sie auf den Markt kommt, wenn sie fertig ist. Sie wird nicht getrieben durch Saisons und einen Schauenkalender.“ Eine entspannte Form der kreativen Arbeit also. Wobei es durchaus Parfüms gibt, die eher dem Sommer und solche, die vorrangig dem Herbst zugeschrieben werden. Düfte transportieren Stimmungen und sind abhängig davon. Während die Leichtigkeit des Sommers also nahezu schreit nach floralen bis fruchtigen Aromen wie Zitrone und Lilie, darf es im Winter auch etwas schwerer sein und nach Zimt, Vanille oder Kakao duften. Alles, was einem ein heimeliges Gefühl vermittelt, ist traditionell willkommen. Neben den Trends spielt aber der persönliche Geschmack eine Rolle bei der Auswahl. Während der eine jeden Tag anders riechen möchte, sucht der andere Jahre nach dem perfekten Duft und gibt ihn nicht mehr her. Die „Längerträger“ haben dabei mit dem Problem zu kämpfen, dass sie sich selbst irgendwann so sehr an den Geruch gewöhnen, dass er alltäglich wird. Für fremde Nasen bleibt er trotzdem eine dufte Sache.
Gourmand-Düfte für den Winter
Beim Auftrag kommt es auf die Dosierung an. Hier rät der Duftonline-Händler Flakoni: „Wärme fördert die Entfaltung der Duftstoffe (…) Deshalb auf warme und feuchte Zonen aufsprühen, in denen der Puls fühlbar ist. Tipp: Im Winter bieten sich für die Frau das Dekolleté und für den Mann das Schlüsselbein als optimale Stelle zum Auftragen an.“ Weitere bevorzugte Stellen sind an den Handgelenken, hinter den Ohrläppchen, im Nackenbereich oder zwischen den Brüsten bei den Damen. Optimal ist es, wenn der Duft noch vor dem Anziehen auf die Haut gelangt, dann hat er Zeit, sich zu setzen und riecht weniger intensiv. Hier kommt es auf den Ausgangsduft an, da nicht jedes Parfüm gleich stark duftet. Optimal ist es, nur zwei bis vier Sprühstöße in einem Abstand von mindestens 20 Zentimetern aufzutragen. Echte Profis sprühen in die Luft vor sich und laufen dann einmal durch die Duftwolke. Was auf der Kleidung hängt, das verbleibt da lange. Auf der Haut verfliegen die Duftstoffe schneller. Es ist trotzdem nicht ratsam, öfter als einmal täglich Parfüm aufzutragen. Speziell in den warmen Monaten eignet es sich auch nicht, um unangenehmen Schweißgeruch zu verdecken. Dieser bleibt wahrnehmbar, die hohe Dosierung des Duftstoffes wirkt aufdringlich und sorgt beim Gegenüber für höfliches Naserümpfen. Und das, wo der berühmte erste Eindruck doch sowieso schon abhängig davon ist, ob wir jemanden gut riechen können. Hilfreich ist es, für den Einstieg auf die Trendbarometer zu schauen und dann vor Ort auszuprobieren, was einem gefällt.
Für die aktuelle Wintersaison sind insbesondere holzige Nuancen, florale Kompositionen sowie Gourmand-Düfte im Trend. Neben den typischen Kreateuren auf dem Markt gibt es immer mehr Celebrity-owend Parfums wie zum Beispiel „Angels Kiss“ von Lovenotes by Ariana Grande. Die Sängerin hat ihrem Duft ein herbstliches Portfolio von Beeren, Vanille, Rose und Amber eingehaucht, natürlich unter professioneller Anleitung. Etwas anders geht Tom Ford bei seiner neuen Kreation „Black Lacquer“ (Eau de Parfum) ans Werk. Hier wirkt schon der schwarze Flakon sehr exklusiv. Beim Öffnen entschwebt der Geruch von Makassar-Ebenholz. Die Besonderheit daran ist, dass für die Gewinnung kein Baum sterben musste. Naturschutz und Nachhaltigkeit sowie das Tierwohl sind inzwischen (zum Glück) wichtige Faktoren bei der Herstellung neuer Duftessenzen geworden. So sind Inhaltsstoffe wie Moschus (vom gleichnamigen Ochsen) längst vom Markt verschwunden oder wurden durch künstliche Stoffe ersetzt.
Auch Calvin Klein setzt auf natürliche Noten in seinem Unisex-Duft „ck One Essence“. Der ist angelehnt an das Original, nur viel intensiver. Der Vorteil hier: Mit Sandelholz in der Basis und Grüntee als Herznote ist der Duft wunderbar unaufdringlich und passend zu jeder Gelegenheit. Daneben gibt es noch 18 weitere neue Produkte in dieser Saison zu entdecken, aus denen bestimmt jeder schnell seinen Favoriten herausfinden kann.