Die Wahl der Saar-Sportler 2024 brachte „zwischen den Jahren“ in Neunkirchen würdige Siegerinnen und Sieger hervor, die sich über ihren Preis und teils sehr persönliche Worte der Wertschätzung freuen durften.
Das Fazit fiel positiv aus. „Wir konnten den Besten der Besten die Bühne bieten, die ihnen gebührt. Wir reden hier schließlich von der wichtigsten sportpolitischen und sportgesellschaftlichen Veranstaltung im Saarland“, sagt Dr. Thorsten Klein über die Wahl der Saar-Sportler 2024. Zu den Besten der Besten hatte die elfköpfige Jury Triathlet Tim Hellwig, Radsportlerin Lisa Klein und die Mannschaft des 1. FC Saarbrücken Tischtennis gewählt.
Darüber hinaus zeichnete der veranstaltende Verein Saarländischer Sportjournalisten (VSS) zwei Saar-Sport-Persönlichkeiten aus: Lothar Altmeyer für seine Lebensleistung und Uli Knapp als Trainer des Jahres. „Es gibt nichts Schöneres, jemandem eine solche Freude zu bereiten und ihn für seine Mühen, den aufopferungsvollen Einsatz und viel Blut, Schweiß und Tränen eine Anerkennung zukommen lassen kann“, sagt Dr. Thorsten Klein, Vorsitzender des VSS und der Jury. Die Nachwuchs-Sportler des Jahres, Tischtennis-Talent Lisa Wang sowie die Schwimmer Michael Raje und Lukas Fritzke, wurden vom Landesausschuss Leistungssport auserwählt. Joachim Tesche, LSVS-Vorstand Finanzen, überreichte ihnen ihre Preise. Alle Geehrten erhielten jeweils eine einzigartige, von nichtbehinderten und behinderten Mitarbeitern der Reha GmbH hergestellte Glas-Trophäe.
An Tim Hellwig führte kein Weg vorbei
Einen wesentlichen Anteil daran, dass der von Thomas Braml moderierte Abend gleichermaßen würdevoll wie unterhaltsam verlief, hatten die Laudatoren. Sie fanden aufrichtige, teils sehr persönliche Worte, um ihren großen Respekt vor den Leistungen und die Bewunderung der Athletinnen und Athleten auszudrücken. Hie und da gespickt mit kleinen Anekdoten aus dem Nähkästchen. Wie die von Christian Reif, der 2010 Weitsprung-Europameister wurde. Dank Uli Knapp, den er mit einer emotionalen Rede würdigte: „Vor meinem letzten Sprung im EM-Finale habe ich ihn gefragt, was ich machen muss, um den Sprung meines Lebens zu springen“, erzählte Reif und sagte weiter: „Daraufhin hat er seine ursprüngliche Ansage zu meinem Anlauf korrigiert und mir gesagt: ‚Wenn das so ist, musst du anderthalb Füße weiter hinten starten, sonst wird der Sprung ungültig.‘“ Reif landete daraufhin mit 8,47 Metern den weltbesten Sprung des Jahres 2010. Knapps aktueller Schützling, Weitsprung-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Malaika Mihambo, grüßte per Videobotschaft: „Du bist der weltbeste Trainer.“
Dr. Thorsten Klein bezeichnete den beruflichen Werdegang von Lothar Altmeyer gar als „göttliche Fügung“. Der Präsident des Saarländischen Leichtathletik Bunds hatte den 2002 eingeführten Sportzweig des Saarbrücker Gymnasiums am Rotenbühl zusammen mit Franz Josef „Jupp“ Kiefer konzeptionell entworfen und war in der Folge erster und bisher einziger Leiter des Sportzweiges. 21 Jahre lang hat der 66-jährige Pädagoge die Entwicklung der inzwischen bis weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus bekannten „Eliteschule des Sports“ geprägt. „Menschen, die ihn gut kennen, beschreiben ihn als ‚positiv besessen vom Sport‘“, verriet Klein in seiner Laudatio und betonte, der VSS zeichne Altmeyer „aus tiefster Überzeugung für seine Lebensleistung aus.“
Bevor Andreas Walzer, 1992 selbst Bahnrad-Olympiasieger von Barcelona, in seiner Rede über Lisa Klein den warmen Worten freien Lauf ließ, legte er ein Geständnis ab: „Ich war 2021 ziemlich stinkig auf dich.“ Der irritierte Gesichtsausdruck der Vize-Weltmeisterin im Bahnrad-Vierer und Vize-Straßeneuropameisterin (Mixed-Staffel) entspannte sich dank der prompten Auflösung schnell: „Du hattest mir meinen 30 Jahre alten Saarlandrekord im Bahn-Vierer geklaut. Meine Männer-Ehre hat da schon ein bisschen gezwickt“, erklärte Walzer und ließ persönliche Worte der Wertschätzung folgen: „Was du in den letzten fünf, sechs Jahren im Straßen- und Bahnradsport geleistet hast, war eigentlich unmenschlich.“ Auch wegen der hohen Belastung nimmt sich die 28-jährige Sportsoldatin aus Lauterbach, die sich bei ihrer schon vierten Wahl zur Saar-Sportlerin des Jahres gegen Triathletin Anne Haug, Turnerin Pauline Schäfer-Betz, Volleyballerin Mira Bohlen und Rettungsschwimmerin Katharina Seilner durchgesetzt hatte, zunächst eine kleine Auszeit.
An eine Auszeit ist bei Triathlet Tim Hellwig nicht zu denken. Nicht erst seit seinem sensationellen Olympiasieg von Paris mit der deutschen Mixed-Staffel, mit dem er Silbermedaillen-Gewinner Marko Grgic (Handball), Boxweltmeister Jürgen Doberstein (Supermittelgewicht) sowie Volleyballer Moritz Reichert und Patrick Franziska (Tischtennis) auf die Plätze verwies: „Gleich nach der Siegerehrung wurden wir von einem zum anderen TV-Interview gezerrt, und auch in den Wochen danach kamen recht viele Wettkämpfe hintereinander“, sagte Hellwig, der die Medaille stets dabeihatte: „Wenn man sie jeden Tag sieht, sinkt es so langsam ein.“ „Tim hatte viele Rückschläge und auch Niederlagen zu verkraften. Diese einsamen Stunden zu überwinden, ist das Schwierigste“, sagte Laudator Daniel Unger, Weltmeister von 2007 und Olympia-Sechster von Peking 2008. Er bescheinigte dem Saar-Sportler der Jahre 2023 und 2024 vor allem Leistungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, Resilienz, Rennintelligenz und großen Ehrgeiz: „Das Gesamtpaket hat dazu geführt, dass er Olympiasieger wurde. Und der ist man ein Leben lang.“ Was Tim Hellwig allerdings nicht reicht: „Ich hoffe, in vier Jahren kommt noch eine Einzel-Medaille dazu“, sagte er und teilt diese Hoffnung mit Jan Frodeno. Der Olympiasieger von Peking gratulierte per Videobotschaft.
Bewegende Laudatio von Daniel Unger
Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), ließ sich seine persönliche Gratulation an den 1. FC Saarbrücken Tischtennis nicht nehmen. Er selbst war einst Bundesligaspieler und war schon live dabei, als der FCS im Frühjahr 2024 vor 4.500 Zuschauern in der Saarbrücker Saarlandhalle seinen Champions-League-Titel verteidigte. So fiel es ihm leicht, Bilder vom sensationellen Sieg über Dauerrivale Borussia Düsseldorf in Erinnerung zu rufen. FCS-Kapitän Darko Jorgic hatte die Partie unter anderem durch einen Sieg über Timo Boll zugunsten der Gastgeber gedreht und war nach dem letzten Ballwechsel auf die Platte gehüpft. „Knapp an der Sachbeschädigung vorbei“, kommentierte Weikert schmunzelnd und erinnerte daran, dass im folgenden Jubel einer fehlte: FCS-Macher Erwin Berg, der zu diesem Zeitpunkt noch immer und geradezu stoisch den letzten Punkt der Partie beklatschte. Die Titelverteidigung als saarländische „Mannschaft des Jahres“ gelang den Saarbrückern gegen Fußball-Zweitligist SV Elversberg, die Turner der TG Saar, dem 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim (Badminton) und Triathlon-Bundesligist Hylo Team Saar.
Zu den etwa 400 Gästen in der fast ausverkauften Neunkircher Gebläsehalle gehörten unter anderem Sportminister Reinhold Jost, der Präsident des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS) Heinz König und Neunkirchens Oberbürgermeister Jörg Aumann. Das Rahmenprogramm der Wahl der Saar-Sportler 2024 wurde von Jazz and Modern Dance-Tänzerinnen des TV Schwalbach (Formation Sleek), Rhythmischen Sportgymnastinnen des TV St. Wendel/Landeskaders, der inklusiven Tanzgruppe Move on aus Dillingen sowie dem Kunstrad-Fahrer Jan Rein vom RVW Altenkessel gestaltet. Jeweils unterstützt von DJ Tomas Morrobel, der auch für die musikalische Untermalung der anschließenden After-Show-Party verantwortlich zeichnete.