Von 13. bis 24. August wird Mozarts „Zauberflöte“ erneut in der spektakulären Kulisse des Saarpolygons aufgeführt. Acht Vorstellungen, ein eingespieltes Ensemble sowie ein erfahrenes Regie- und Technikteam versprechen ein Opernerlebnis der besonderen Art.

Wie kleine Scherben eines zersplitterten Spiegels, die kunstvoll zusammengesetzt wurden, funkeln die Kostüme im Licht, während überlebensgroße Leiterbahnen oder Weizenähren auf die monumentalen Schenkel des Saarpolygons projiziert werden. Das Orchester spielt vertraute Klänge – eine Passage aus Mozarts bekanntestem Werk. Dann wirbelt eine farbenfrohe Gestalt über die Bühne: Papagenas Kostüm ist über und über mit Blumen geschmückt, ihr Kopfschmuck eine üppige Blumenkrone. Ihr zur Seite steht Papageno in einem Anzug aus geflochtenen Zweigen und Blättern. Das Kostümbild ist detailverliebt, die Lichtinstallation lebendig und stimmungsvoll, der Sound lässt die Außenwelt vergessen. Denn außerhalb dieser magischen Opernwelt liegt – nichts. Das Saarpolygon, hoch oben auf der Halde, bietet eine Bühne weit entfernt vom Alltag.
Eine Bühne weit entfernt vom Alltag
Die Handlung der „Zauberflöte“ ist vielen bekannt: Prinz Tamino soll Pamina retten. Mit seinem komischen Begleiter Papageno und mit Hilfe einer magischen Flöte muss er Prüfungen bestehen, um Weisheit und wahre Liebe zu erlangen. Gegenspieler: die Königin der Nacht und der weise Sarastro. Die Oper vereint Märchenelemente mit Freimaurersymbolik und der Suche nach Erkenntnis – und fasziniert seit über 200 Jahren.
Die Inszenierung von Stefano Poda hebt das Werk jedoch auf eine ganz neue, visuell überwältigende Ebene. Mit der Originalinszenierung von 1791 hat sie wenig gemein. Die Planungen begannen für den künstlerischen und organisatorischen Leiter Joachim Arnold bereits 2018. Alles wurde minutiös vorbereitet, von der Infrastruktur bis zur Technik – viel Zeit, viele Ressourcen. Doch wenn Menschen aus dem ganzen Land anreisen, weiß man: Der Aufwand lohnt sich.

Besonders oben am Saarpolygon spielt das Wetter eine eigene Rolle. Der Wind ist stärker, die Akustik herausfordernd. Die Bühne verlangt eine eigene Choreografie. „Man muss es erleben, um es zu verstehen“, sagt Arnold. Mit Stefano Poda hat er sich bewusst einen international renommierten Theatermacher ins Boot geholt, der die große Bühne beherrscht und bereits an der Arena di Verona inszeniert hat. Bekannt für seinen unverwechselbaren Stil, vereint Poda in seinen Inszenierungen Design, Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik und Dramaturgie zu einem Gesamtkunstwerk. Genau das ist auch hier gelungen. Bis zu 1.600 Menschen finden in der eindrucksvollen Kulisse Platz.
Nur ein Faktor bleibt unberechenbar: das Wetter. „Das ist das Einzige, worauf wir keinen Einfluss haben“, sagt Arnold. Im vergangenen Jahr musste eine Aufführung abgesagt, eine weitere verschoben werden. Dank eines speziellen Wetterdienstes – zwar kostspielig, aber verlässlich – ist man auf alle Eventualitäten vorbereitet und kann entsprechend kurzfristig reagieren. „Das Feedback war 2024 durchweg positiv – beim Publikum, den Medien und unseren Partnern“, sagt Arnold. Die erfolgreiche Premiere brachte dem Projekt auch dieses Jahr wieder eine Landesförderung ein, diesmal aus der Staatskanzlei. Die Abläufe, vor allem beim Aufbau von 350 Tonnen Material, sind nun schneller und reibungsloser, da das Team gut eingespielt ist. Stärkeres Gewicht legt man dabei auf die regionale Verankerung. Das Orchester stammt in diesem Jahr aus dem Saarland, es entsteht als Projektorchester aus einer Kooperation mit der Hochschule für Musik Saar und Profimusikern aus der Großregion. Die intensive Identifikation mit der Region wird geschätzt – vom Publikum wie von den Beteiligten.
„Die Inszenierung ist keine klassische Opernaufführung, sondern eine szenische Installation“, erklärt Arnold. Gerade das mache die „Zauberflöte“ in dieser Fassung für viele neu erlebbar. „Eine normale Bühneninszenierung wäre hier gar nicht möglich. Die riesigen Distanzen verlangen nach visueller Kraft und großen Bildern.“ Kleine, intime Spiele wären in der offenen Weite der Halde fehl am Platz. Auch die Technik wurde angepasst – 1.500 Meter Glasfaserkabel und ein hochmodernes Surroundsystem sorgen für glasklaren Klang.
„Ein abstraktes Werk, das für das Publikum ganz greifbar wird“, fasst Arnold zusammen. Jeder kennt die Musik, jeder kann sich hineinfühlen – auch wenn die Geschichte nicht immer logisch erscheint. Doch Podas Inszenierung macht aus der Oper ein Gesamterlebnis. „Es war von Anfang an klar, dass er der richtige Regisseur ist.“

Neben der Oper steht auch Kammermusik auf dem Programm von Arnolds Musik & Theater GmbH. Vom 8. bis zum 29. Juni finden in der Alten Abtei in Mettlach die Kammermusiktage statt – ein Traditionsfestival, ermöglicht unter anderem von der Villeroy & Boch AG, die den Konzertsaal zur Verfügung stellt. Von Pianist Bernd Glemser über das Trio Concept bis zum Alinde Quartett – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Details zu den Künstlern und das komplette Programm, auch zum Download, gibt es auf der Homepage.
Und auch Filmmusikfans kommen auf ihre Kosten: Am 5. Juli lädt „Giganten der Filmmusik“ zum Picknick-Konzert nach Losheim am See ein – die Deutsche Radiophilharmonie Saarbücken-Kaiserslautern spielt unter der Leitung der jungen österreichischen Dirigentin Katharina Müllner „Klassiker“ der Filmmusik von Hans Zimmer und John Williams.
Was hingegen nicht mehr auf dem Programm steht, sind die Aufführungen im Zeltpalast. „Der Zeltpalast war über 25 Jahre ein Provisorium, das wir immer wieder für die Theaterproduktionen neu eingerichtet haben. Der Aufwand dafür ist enorm. Seit Corona wurden die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen immer schwieriger“, sagt Arnold. Der Fokus liegt nun ganz auf dem neuen Projekt am Saarpolygon. „Es zieht auch viele Menschen an, die sonst nicht in die Oper gehen. Viele sind neugierig, kommen vorbei – und sind danach überwältigt. Wenn die Leute das Gelände verlassen und völlig geflasht sind, dann ist das für mich das größte Kompliment. “