Die direkten Duelle gegen das Spitzenduo hat der 1. FC Saarbrücken in der Hinrunde gewonnen. In München überzeugte das Spiel vor allem kämpferisch.
Wenn Routinier Mike Frantz die Grätsche auspackt, muss es um ganz schön viel gehen. Der Einsatz, den der 36-Jährige nach seiner Einwechslung an den Tag legte, war bezeichnend für den Auftritt des 1. FC Saarbrücken bei 1860 München. „Wir haben als Team leidenschaftlich verteidigt. Es war ein ganz wichtiger Sieg, den wir am Ende unbedingt über die Zeit bringen wollten“, sagte Frantz nach dem 1:0-Erfolg auf Giesings Höhen. Typisch aber für den Ur-Saarbrücker, dass er auch nach dem Sieg im Spitzenspiel noch den Finger in die Wunde legte: „In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt. Wir haben generell noch Probleme mit dem Ball, da müssen wir in der Pause den Fokus drauflegen.“ Vor ausverkauftem Haus hatten die Mannen von „Trainager“ Rüdiger Ziehl zwar auch im ersten Abschnitt gute Umschaltsituationen, doch im letzten Drittel blieb das Team weitgehend harmlos. „Wir haben oft die falsche Entscheidung getroffen, teilweise war eine gewisse Unsicherheit zu spüren“, sagte Ziehl. Nach 20 offenen Minuten kamen die Gastgeber immer stärker auf. Es hätte gut gerne 2:0 für die Löwen lauten können, nachdem Bone Uaferro eine Flanke von Yannick Deichmann an den eigenen Pfosten lenkte und Torwart Daniel Batz gleich mehrfach eingreifen musste. Mit Ach und Krach retteten sich die Blau-Schwarzen in die Halbzeit und kamen wie verwandelt zurück. Nur 70 Sekunden waren gespielt, als Bayern-Leihgabe Marvin Cuni einen Freistoß von Tobias Jänicke zur Führung verwandelte. „Für mich als Roter ist das natürlich besonders schön, den Siegtreffer bei den Blauen zu schießen“, sagte der 20-jährige und Coach Ziehl war sichtlich beeindruckt von der Leistungsexplosion seines Teams: „Es ist schön, wenn Impulse fruchten. Die zweite Halbzeit hat mir gut gefallen.“ Da mochte auch Löwen-Coach Michael Köllner nicht widersprechen: „Wir sind kalt erwischt worden. Und dann wurde es ganz schwer gegen einen Gegner, der von Minute zu Minute stärker und sicherer geworden ist.“
Es dauerte bis in die Schlussphase, ehe die Münchner noch einmal gefährlich wurden. Zuvor hatte der FCS gleich mehrfach die Chance, für die Vorentscheidung zu sorgen. „Da müssen wir noch cleverer werden, wir können den Sack viel früher zumachen“, sagte Frantz. Doch Luca Kerber sah in München einen Entwicklungsschritt des Teams. „Vor ein paar Monaten hätten wir solche Spiele wie in Dresden oder heute nicht gewonnen. Wir sind abgezockter geworden“, sagte der 20-Jährige und richtete den Blick gleich nach vorn. „Wir haben gegen Meppen gesehen, dass jedes Spiel in dieser Liga schwer werden kann. Wir sind gut beraten, uns nur auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren. Die lautet am Mittwoch VfB Oldenburg. Es sollte im Normalfall der letzte Heimauftritt von Ziehl als Interimstrainer sein. Dem Vernehmen nach soll sich der Manager mit einem Trainerkandidaten in fortgeschrittenen Gesprächen befinden. Ziehl hält es wie bisher und lächelt alle gehandelten Namen weg. Auch wenn es Namen sind, die erst später auf das FCS-Karussell aufgesprungen sind. Heiko Vogel? Joe Zinnbauer? Michael Boris? Oder gar Thorsten Fink? „Es gibt einige Trainer, die gerne beim FCS arbeiten würden“, sagt Ziehl schmunzelnd.
FORUM-Einzelkritik
Daniel Batz: Glänzende Paraden, absoluter Ruhepol. Einmal Abstimmungsschwierigkeit mit Jänicke. Note 1-
Calogero Rizzuto: In der ersten Halbzeit defensiv extrem gefordert. Steigerte sich danach deutlich. Note 3
Boné Uaferro: Unglaublich kopfballstark, sicher im Spielaufbau. Note 2
Lukas Boeder: Solider und konzentrierter Part. Note 2-
Bjarne Thoelke: Zunächst mit Stockfehlern, dann immer stabiler. Note 3
Tobias Jänicke: Ähnlich wie Rizzuto, mit zunehmender Dauer besser im Spiel. Note 3
Dave Gnaase: Unglaubliches Laufpensum. Giftig in den Zweikämpfen. Note 1-
Richard Neudecker: Extrem emsig, mit weiten Wegen. Nach vorn etwas überhastet. Note 2-
Luca Kerber: Zunächst mit einigen Problemen. Starke zweite Halbzeit. Note 3
Julian Günther-Schmidt: Immer unterwegs, nicht immer mit der richtigen Entscheidung. Note 3
Marvin Cuni: Zunächst zu umständlich, dann eiskalt. Note 2-