Ein unfähiger Weihnachtself katapultiert sich selbst auf die Erde und muss es bis Weihnachten wieder zurück an den Nordpol schaffen. Der italienische Film „Mein Freund, der Weihnachtself“ ist eine skurrile Alternative zu lustlosen Hochglanz-Produktionen zu Weihnachten. Zu sehen ist er auf Amazon Prime.
Auch in diesem Jahr warten Streaminganbieter und Fernsehsender mit einem Sortiment an Weihnachtsfilmen auf. Während im Programm der öffentlich-rechtlichen Sender „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ganze 17-mal im Dezember läuft – was dann insgesamt mehr als 50 Nüsse für Aschenbrödel macht, wenn man es hochrechnet – sucht man im Angebot der Streamingdienste 2023 leider vergeblich nach einer würdigen Ergänzung für den Reigen der Weihnachtsklassiker, die Charaktere wie Aschenbrödel, den kleinen Lord, Kevin McCallister, die Griswolds, den Grinch oder Jack Skellington hervorgebracht haben. Beim Blick ins Streamingangebot eröffnet sich eine Auswahl an neuen Weihnachtsfilmen, die überwiegend aus lauwarmen Aufgüssen der typischen „Romantischen Komödie“ oder „Familienkomödie“ besteht.
Elf erfindet neue Spielzeuge
Eine Alternative bietet da die italienische Produktion „Mein Freund, der Weihnachtself“, deren deutscher Titel im Vergleich zum Originaltitel „Elf Me“ ein wenig einfältig daherkommt. Der Film handelt von einem unfähigen Weihnachtself namens Trip, der in der Werkstatt des Weihnachtsmanns am Nordpol für das Erfinden neuer Spielzeuge zuständig ist. Leider mit mäßigem Erfolg, da all seine Erfindungen immer mindestens einen Haken haben. So auch seine neueste Idee, eine Art Trillerpfeife, mit der man jedes beliebige Geräusch erzeugen kann. Der Haken: Statt hineinzublasen, muss man die Luft durch die Pfeife einsaugen. „Die Kinder werden sie lieben“, ruft der Weihnachtsmann, nachdem er sich das „Miauen eines Kätzchens“ von Trip gewünscht hat, der durch das Einsaugen der Luft durch die Pfeife wie ein astreines Kätzchen miaut. Als der Weihnachtsmann sich dann noch – warum auch immer – das Geräusch eines Schnürsenkels eines 50er-Jahre-Männerschuhs wünscht, der an einem Grammofon reibt, holt Trip ein wenig zu tief Luft und verschluckt die Pfeife. Prädikat ungeeignet! Als Trip später auch noch versucht die Geschenkekanone zu optimieren, die die Geschenke in die Welt verschickt, fällt er auf einmal selbst in der Vorrichtung und wird hinaus katapultiert.
So landet er einige Tage vor Weihnachten in einer kleinen italienischen Stadt in den Bergen im Zimmer eines Jungen namens Elia. Der lebt dort mit seiner Mutter, die einen Spielzeugladen führt, der mehr schlecht als recht läuft. Elia leidet unter der Trennung seiner Eltern und darunter, dass er nicht zu den coolen Kindern seiner Schule gehört. Als plötzlich Trip in seinem Kinderzimmer auftaucht, wirkt das – natürlich durch Trips unkonventionelle Ideen – wie ein Katalysator, sowohl für das Weihnachtsgeschäft des Spielzeugladens als auch für Elias´ Status in Sachen Coolness. Trip hat dabei nur ein Problem: Er muss bis Weihnachten wieder an den Weihnachtsmann retourniert werden, da es sich bei seiner Reise mit der Geschenkekanone genau genommen um ein falsch zugestelltes Paket handelt. Andernfalls, so erklärt er unverblümt, sei es mit ihm zu Ende: „Ich sterbe, kratze ab, muss den Löffel abgeben!“ Auf Elias Frage, warum das so sei, fällt ein guter Satz im Film. Trip erklärt: „Der Weihnachtsgeist durchdringt alle Dinge einmal im Jahr. Und alles von ihm verschwindet dann am ersten Weihnachtstag zwischen der Bescherung und dem Familienessen, wenn die bezaubernde Magie der Vorfreude ersetzt wird durch die traurige Erkenntnis, dass dieser Tag ein lahmer Weihnachtstag wie jeder andere sein wird.“ Wer kennt es nicht.
Auf trashige Art liebenswert
Bis Trip wieder abreist, kommt es zu allerhand Verwicklungen. So wird der Film rund um den unfähigen Elf, Elia, seine Freunde und seine Mutter durch seine teils fast schon trashige Art liebenswert, da es sich nicht um die zigste Hochglanz-Produktion handelt. In die Rolle von Trip schlüpft der in Italien bekannte Komiker Lillo, der hier mit einem echten Pasquale Petrolo geführt wird. Die Regie des Films hat das italienische Regie-Duo YouNuts! übernommen, das sich bisher hauptsächlich durch Musikvideos hervorgetan hat. Auf deren Homepage heißt es: „YouNuts! Ist ein Regie-Duo aus Rom. Seit 1986: süchtig nach Kultfilmen, Amerika, Junk Food und Mist aus den 80ern und 90ern.“ Das merkt man dem Film auf angenehme Weise an, da er in seiner Ästhetik (etwa mit vergilbten Faxgeräten und analogen Telefonen) zeitlos nostalgisch wirkt. Außerdem finden sich viele Anspielungen auf Kultfilme wie „E.T.“, „Jumanji“, „Flubber“ oder „Die Gremlins“. Auch kleine, abstruse Dialoge, die immer wieder eingestreut werden, geben dem Film seinen speziellen Charakter. So ruft etwa Elias Mutter, als sie Trip kennenlernt: „Ich glaube es nicht! Das heißt ja, dass die Zahnfee auch existiert!“ Worauf Trip lakonisch antwortet: „Ja, und sie ernährt sich von Karies.“ Fazit: Es ist zwar fraglich, ob Trip sich in die Riege von Aschenbrödel und dem Gringe einreihen kann, unterhaltsam ist der Film aber allemal.