Vor Beginn der Aufführung „Der Freischütz“ auf der Seebühne von Bregenz lädt der Schauspieler Moritz von Treuenfels zum Interview. Er spielt in dieser Saison erneut den Teufel Samiel in der romantischen Oper von Carl Maria von Weber.
Herr von Treuenfels, in zwei Stunden müssen Sie auf die Bühne. Haben Sie Lampenfieber?
Ich habe vor allen meinen Rollen Lampenfieber. Ich bin sogar beruhigt, wenn es so ist, denn dann ist meine Konzentration umso stärker.
Ist es Ihr erstes Engagement in Bregenz?
Nein. Noch während ich in München an der Otto-Falckenberg-Schule studierte, bekam ich ein Engagement am Bregenzer Theater am Kornmarkt. Dort spielte ich die erste Hauptrolle, nämlich den Prinzen im Stück „Emilia Galotti“. Zur gleichen Zeit liefen auch die Festspiele am See. Damals begann mein Traum, einmal auf der Seebühne spielen zu dürfen.
Fast alle Darsteller, auch Sie, spielen im Wasser des Bodensees und sind ständig nass. Wie ist das für Sie?
Die Proben waren sehr unangenehm, doch jetzt geht es. Manchmal genieße ich es, im Wasser zu liegen, da es mir wegen der Beleuchtung und Erhitzung des Bühnenbildes oft zu warm ist.
Was bedeutet es für Sie, nicht in einem Saal zu spielen und zu singen?
Man muss versuchen, den imaginären Raum zu füllen. Die Resonanz ist nicht da, und die Stimmung des Publikums ist anders. Aber hier erlebt man so eine starke Konzentration der Zuschauer, dass es ein Gesamtspektakel wird.
Was halten Sie von den Kostüm-Entwürfen?
Sie wirken auf mich fantasievoll, Mephisto-artig und zeitlos. Sie passen wahnsinnig gut ins Bühnenbild, sind detailreich, fantastisch und aufwendig. Zum Beispiel verkörpert meine Figur die unterschiedlichen Machtpositionen des Teufels, dazu erinnert sie an eine Morphe oder einen Gecko. Ich würde sie durchaus als Hybrid bezeichnen.
Sie spielen den Teufel Samiel. Ist er ein Bösewicht?
Der Teufel ist immer der Böse. Doch ich habe mit dem Regisseur Philipp Stölzl nach neuen Schnittstellen gesucht, wir wollten nicht nur das Dämonische und Böse verkörpern. Wir erkannten, dass auch immer ein Staunen da ist, über das Leiden und auch das Lieben. Ich wollte Samiel auch eine empathische Seite geben.
War Schauspieler/Sänger immer schon Ihr Berufswunsch?
Ja, das zu sein, war mein Traum, den ich aber lange für mich behalten habe. Ich begann mit Cello und Klavier, sah mich aber nicht als Profi-Musiker, sondern eher als Schauspieler. Die Musik bleibt weiterhin meine private Leidenschaft.
Wie halten Sie sich und Ihre Stimme fit?
Meine Regeneration heißt vor allem schlafen und wenig sprechen. Dazu trinke ich viel Tee mit Salbeihonig und nehme Medikamente aus der Apotheke. Auch wenn ich an Letztere nicht unbedingt glaube, so beruhigt es mein Gewissen. Weiter achte ich sehr auf mich, ernähre mich gut und versuche, sportlich zu bleiben durch Yoga und jetzt dem fast täglichen Schwimmen im Bodensee.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich habe überhaupt kein Motto und auch keine Vision. Ich bin neugierig auf das Leben und will mich immer wieder selbst erfinden. Ich habe viele neue Ideen.
Ihr Leben als Film. Wie würde der Titel heißen?
To be continued.