Die Zweite Liga verspricht viel Spannung. Oben wollen die Großclubs unbedingt aufsteigen. Von unten kamen nach Elversberg im Vorjahr schon wieder Durchmarschierer aus der Vierten Liga hinzu.
Ist das nun wirklich die „beste Zweite Liga aller Zeiten“? Diese Frage stellen sich die Fußball-Fans in Deutschland in der jüngeren Vergangenheit Jahr für Jahr verstärkt. Ob es wirklich die beste ist, das wird sich sowieso nie abschließend beurteilen lassen. Doch feststeht: Da der Hamburger SV, Schalke 04 oder Hertha BSC und auch die anderen Großclubs wie Fortuna Düsseldorf, Hannover 96, Nürnberg oder Kaiserslautern die Liga nicht verlassen haben und dafür auch noch der 1. FC Köln hinzukam, ist es sicherlich die prominenteste 2. Bundesliga, die es je gab. Wird sich das nun ändern? Werden ein paar der Altmeister endlich aufsteigen? Oder erwischt es sie gar in Richtung Dritte Liga? Wir wagen eine Prognose:

1. FC Köln:
Nach dem Abstieg herrschte in Köln Untergangsstimmung. Nach solch einer schwachen Saison und dazu noch mit der Transfersperre am Bein fürchtete mancher gar erneuten Abstiegskampf. Doch dann bekannten sich nach und nach Mark Uth, Luca Waldschmidt, Jan Thielmann, Eric Martel und Timo Hübers zum Club. Und plötzlich herrscht in der Domstadt wieder so etwas wie Euphorie. Prognose: Schütteln die Absteiger die letzte Saison schnell aus den Knochen und legt Köln im Winter gut nach, spielt der FC oben mit. Aber nur dann.
SV Darmstadt 98:
Der direkte Wiederabstieg war bei den Lilien durchaus einkalkuliert. Aber so? Nur drei Siege, heftige Niederlagen wie ein 0:8 in München oder ein 0:6 gegen Augsburg. Und ein Saisonausklang mit vier Niederlagen und 0:14 Toren. Das muss man erst mal verdauen. Prognose: Darmstadt muss sich erst einmal berappeln und das herausfordernde Auftaktprogramm meistern, dann dürfte eine ruhige Saison das Ziel sein.
Fortuna Düsseldorf:
So bitter hat noch kein Team in der Relegation den Aufstieg verpasst wie die Fortuna. Wird das zum nachhaltigen Nackenschlag? Oder entwickeln die Düsseldorfer, wie viele Teams vor ihnen, aus dem bittersten Moment große Kraft? Torschützenkönig Christos Tzolis war nicht zu halten, doch Leverkusen-Leihgabe Noah Mbamba hat das Zeug zum nächsten Überflieger. Prognose: Düsseldorf gehört zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten.
Hamburger SV:

Der frühere Erstliga-Dino ist inzwischen der Zweitliga-Dino – kein Club spielt so lange am Stück in der Zweiten Liga wie der HSV. Viermal Vierter und zweimal Dritter in sechs Jahren Zweitklassigkeit, das ist schon wie verhext. Mit László Bénes ging der vielleicht beste Spieler. Trotzdem scheint der Kader insgesamt noch mal stärker. Prognose: Der Hamburger SV ist der Top-Favorit. Das war er aber schon oft.
Wie verkraftet die Fortuna den Schock?
Karlsruher SC:
Als zweitbestes Rückrunden-Team nach Meister St. Pauli schürte der KSC Erwartungen. Aber erst mal Interesse an Trainer Christian Eichner, der trotzdem blieb. Der Kader verlor insgesamt viel Erfahrung, einige Spieler beendeten die Karriere. Dafür kam viel frisches Blut. Prognose: Der KSC landet im Tabellen-Mittelfeld.
Hannover 96:
Die letzten Wochen waren wieder aufregend für Hannover, ehe der Bundesgerichtshof die Absetzung von Boss Martin Kind bestätigte. Sportchef Marcus Mann nahm derweil durch Verkäufe viel Geld ein und holte spannende Spieler wie Jannik Rochelt oder Jessic Ngankam. Sturm-Talent Nicolo Tresoldi ist zudem der große Durchbruch zuzutrauen. Prognose: Hannover spielt ganz oben mit.

SC Paderborn:
Trainer Lukas Kwasniok geht bei den Ostwestfalen schon ins vierte Jahr. Mit den Plätzen sieben, sechs und sieben hat er kontinuierlich geliefert. Fraglich ist aber, ob die vor allem in der Offensive erfahrene Mannschaft noch so gut ist wie im Vorjahr. Prognose: Paderborn klopft nicht ganz oben an, gerät aber auch nicht ganz unten rein.
Hertha und Schalke müssen liefern
SpVgg Greuther Fürth:
Nach einer starken Hinrunde stürzten die Franken zu Beginn des Jahres 2024 in eine tiefe Krise. Nach einem versöhnlichen Saison-Endspurt zeigten sie sich in der Vorbereitung spielfreudig, vor allem die Offensiv-Zugänge Roberto Massimo und Noel Futkeu. Aber in Armindo Sieb und Torhüter Jonas Urbig gingen auch Leistungsträger. Prognose: Fürth landet wieder im Mittelfeld.
Hertha BSC:
Mit dem früheren Bayern-Spieler Mickael Cuisance, dem Ex-Leipziger Diego Demme oder Kevin Sessa aus Heidenheim setzte die Hertha früh Zeichen auf dem Transfermarkt. Dazu blieb Torjäger Haris Tabakovic. Die Verletzungen des in der Vorsaison überragenden Fabian Reese und Sessa trübten aber die Euphorie. Prognose: Ist vor allem Reese schnell zurück und schlägt Trainer Cristian Fiel ein, ist Hertha ein Aufstiegs-Favorit.
FC Schalke 04:

Statt im Aufstiegsrennen mitzumischen, steckte Schalke lange im Abstiegskampf. Also wurde fast alles auf links gedreht. Es gab unzählige Zu- und Abgänge, auch rund ums Team gab es weitreichende Veränderungen. Die Weichen für eine bessere Zukunft könnten gestellt sein, doch der Weg zurück nach oben scheint weit. Prognose: Nur bei optimalem Verlauf kann Schalke ernsthaft um den Aufstieg mitspielen.
SV Elversberg:
Nach dem Durchmarsch von der Regionalliga in die Zweite Liga galten die Saarländer im Vorjahr für viele als Abstiegskandidat Nummer eins – sie straften alle Lügen. Auch wenn ihr in der Rückrunde etwas die Luft ausging, war die SVE ein sehr belebendes Element in der Zweiten Liga. Das machte die Elversberger Spieler für die Konkurrenz interessant, und so wird diese Saison nach Abgängen wie von Rochelt, Paul Wanner oder anderen nicht leichter. Prognose: Für die SVE geht es nur um den Klassenerhalt – den wird sie aber schaffen.
1. FC Nürnberg:
Den langjährigen DFB-Manager Joti Chatzialexiou als neuen Sportchef zu holen, war schon eine spannende Entscheidung. Dass der dann WM-Rekordschütze Miroslav Klose zur ersten Cheftrainer-Station in Deutschland verhalf, macht das Projekt noch spannender. Offensiv verlor das Team vor allem an Breite, aber mit Robin Knoche kam ein erfahrener Abwehrchef. Prognose: Nürnberg ist die größte Wundertüte der Liga. Es kann nach oben und nach unten gehen, wird sich aber wohl in der Mitte einpendeln.

1. FC Kaiserslautern:
Die Achterbahn-Saison mit Super-Start, Horror-Absturz und vier Trainern endete mit dem Klassenerhalt und dem Einzug ins Pokalfinale. In erster Linie sehnen sich in der Pfalz nun viele nach einer ruhigen Saison. Aber geht das beim FCK? Im Sturm gibt Drittliga-Torschützenkönig Jannik Mause noch mehr Power. Trainer Markus Anfang wird zwiegespalten gesehen. Prognose: Normalerweise landet Lautern zwischen Rang acht und zwölf. Ausschläge in beide Richtungen sind beim FCK aber immer denkbar.
1. FC Magdeburg:
Der Klassenerhalt schien letztes Jahr früh erledigt. Doch Magdeburg schleppt ein schwaches Saisonfinale mit nur einem Sieg aus den letzten elf Spielen mit in die neue Saison. Zudem ging mit Daniel Elfadli einer der wichtigsten Spieler und mit Amara Condé der Kapitän. Dennoch hat der FCM ein starkes Gerüst, das seit Jahren zusammenspielt. Prognose: Magdeburg muss aufpassen.
Welche Rollen spielen die Aufsteiger?
Eintracht Braunschweig:
Als Daniel Scherning die Braunschweiger im Herbst übernahm, schienen sie ein hoffnungsvoller Fall. Der Coach rettete die Eintracht souverän. In der „Scherning-Tabelle“ wäre Braunschweig gar Siebter geworden. Anzunehmen, dass es nach diesem Kraftakt so weitergeht, wäre aber blauäugig. Zumal die Offensive problematisch erscheint. Prognose: Für die Eintracht geht es um den Klassenerhalt, wenn auch mit ganz guten Chancen.
SSV Ulm:

Wie in diese Saison ging Ulm auch in die letzte als Aufsteiger mit dem Ziel Klassenerhalt. Am Ende stand der Durchmarsch. Diesmal geht es bestimmt nur um den Klassenverbleib, zumal in Leo Scienza der überragende Spieler der Vorsaison ging. Ansonsten konnte der Kader aber gut zusammengehalten werden, im Gegenzug kamen aber auch meist nur Talente. Prognose: Die Umstellung wird groß sein, aber Ulm wurde im Vorjahr so souverän Meister, dass es nicht chancenlos scheint.
Preußen Münster:
Das Vertrauen in Trainer Sascha Hildmann hat sich ausgezahlt. Der konnte zunächst den Abstieg aus der Dritten Liga nicht verhindern und scheiterte dann zweimal knapp am Wiederaufstieg. Dann gelang er – und es folgte ein nie für möglich gehaltener Durchmarsch. Und so spielt Preußen erstmals seit 33 Jahren in der Zweiten Liga. Prognose: Die Preußen gehen mit realistischen Zielen ran, es wird ein schwerer Kampf. Ein Trumpf könnte aber die vielversprechende Offensive sein.
Jahn Regensburg:
Das ist schon kurios: Trotz der drittschlechtesten Rückrunden-Bilanz aller Clubs stieg der Jahn am Ende auf. Wegen einer starken Hinrunde mit der Herbstmeisterschaft, guter Auswärts-Bilanz und erfolgreicher Relegation. Dennoch war die Rückrunde Warnung genug. Mit Christian Kühlwetter, Sebastian Ernst und Kai Pröger wurde vor allem Erfahrung geholt. Prognose: Vor allem die ersten Auswärtsspiele (Hannover, Hamburg, Paderborn, Nürnberg, Schalke) haben es in sich. Die ersten Heimspiele gegen Ulm, Fürth und Münster könnten deshalb aufzeigen, wie realistisch der Klassenerhalt ist.