Mats Hummels landete auf seine letzten Tage im Profifußball noch einmal bei der AS Rom. Trotz Anfangsschwierigkeiten läuft es nach einem turbulenten Jahr jetzt gut für den Routinier.
Die Gerüchteküche brodelte im Sommer: Real Madrid, der FC Bologna, RCD Mallorca, der FC Bayern und Bayer Leverkusen galten als mögliche neue Stationen für den Abwehr-Routinier. Letztlich entschied sich Hummels für den AS Rom. Auf dem Youtube-Kanal der Roma erklärte er seine Wahl: „Es ist ein großer Transfer für mich. Ich freue mich, für diesen Club und diese Fans im Stadion zu spielen.“
Bevor Hummels das Kapitel AS Rom begann, stand jedoch ein emotionaler Abschied von Borussia Dortmund an. Nach insgesamt über 13 Jahren im schwarz-gelben Trikot verabschiedete sich der Verteidiger im Juni 2024 von den BVB-Fans. Seine Worte drückten die Bedeutung dieser Zeit für ihn aus: „Liebe Fans, meine Zeit in Schwarzgelb findet nun nach insgesamt über 13 Jahren ein Ende. Es war mir eine riesengroße Ehre und Freude, so lange für den BVB gespielt und den Weg von Platz 13 im Januar 2008 bis zu dem, was Borussia Dortmund heute darstellt, fast durchgehend mitgemacht zu haben. Dieser Verein mit seinen Fans ist etwas ganz Besonderes – und für mich noch weit mehr als das.“
Mit 508 Pflichtspielen, zwei deutschen Meisterschaften und zwei DFB-Pokalsiegen hinterließ Hummels eine beeindruckende Bilanz. Dennoch war der Abschied unausweichlich. Der verlorene Champions-League-Finaleinzug 2024 markierte einen Schlusspunkt, und Hummels benötigte Zeit, um die Entscheidung zu verarbeiten: „Nach der letzten Saison habe ich ehrlich gesagt Zeit gebraucht, nachdem ich Dortmund nach so langer Zeit verlassen hatte.“
Ein einfacher Wechsel war es jedoch nicht. Hummels hatte lange überlegt, welcher Schritt für ihn der richtige war: „Ich wollte eine gute Wahl treffen. Ich wollte nicht in der Situation sein, dass ich mich ein paar Wochen oder Monate später hinsetze und denke, ich hätte vielleicht doch noch warten sollen.“ Hummels’ Start in der italienischen Hauptstadt verlief alles andere als reibungslos.
Die Wende kam mit Ranieri
Nur wenige Tage nach seiner Ankunft wurde Trainer Daniele De Rossi entlassen. Unter dessen Nachfolger Ivan Juric spielte der erfahrene Verteidiger kaum eine Rolle. Sein Debüt in der Serie A endete mit einem 1:5 gegen die Fiorentina, bei dem Hummels ein Eigentor unterlief. Juric zeigte sich dennoch überzeugt von dessen Fähigkeiten: „Dass er noch nicht auf dem Platz steht, ist meine Schuld und nicht seine.“
Die Fans hingegen waren klar auf der Seite des Innenverteidigers: „Wir haben dich nicht verdient, Mats Hummels. Ich entschuldige mich in aller Bescheidenheit dafür, dass du den GRÖSSTEN INKOMPETENTEN IN DER GESCHICHTE DIESES SPORTS erwischt hast“, schrieb ein verärgerter Roma-Anhänger auf X, nachdem der Weltmeister von 2014 unter Trainer Ivan Juric kaum Spielzeit erhielt. Ein anderer Nutzer kommentierte: „Mats, wenn du beschließt, den Vertrag aufzulösen, würde ich es dir nicht verdenken. Vergib uns.“ Diese und ähnliche Nachrichten zeigten, wie sehr die Fans nicht nur mit der Situation, sondern auch mit dem Umgang des Clubs mit einem gestandenen Profi wie Hummels haderten.
Die Wende kam mit der Verpflichtung von Claudio Ranieri. Der 73-jährige Meistertrainer, der einst Leicester City sensationell zum Premier-League-Titel führte, schenkte Hummels sofort das Vertrauen. „Er ist unverzichtbar“, betonte Ranieri mehrfach öffentlich.
Hummels etablierte sich schnell als zentrale Figur in der Verteidigung und rechtfertigte die Vorschusslorbeeren mit stabilen Leistungen. Ranieri ging noch weiter und sprach sich auf einer Pressekonferenz klar für eine Vertragsverlängerung von Hummels aus: „Ja, er sollte bleiben. Er, Leandro Paredes und Paulo Dybala sind für uns unverzichtbar.“ Der Trainer selbst hat, wie Hummels, nur einen Vertrag bis zum Saisonende, doch die Zeichen stehen auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Der „Corriere dello Sport“ berichtete, dass Ranieri entschlossen sei, Hummels von einem Verbleib in Rom zu überzeugen.
Karriere-Ende ist eine Möglichkeit
Während Hummels in Rom eine neue Rolle gefunden hat, sieht Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Abschied des Innenverteidigers als notwendigen Schritt. „Unsere Innenverteidigung gehört zu den stärksten in Deutschland“, erklärte er in der „Sport Bild“. Watzke betonte, dass es wichtig sei, jungen Spielern wie Nico Schlotterbeck Raum zur Entwicklung zu geben: „Ehrlicherweise kannst du dich nur entwickeln, wenn auch eine Vakanz entsteht.“
Dennoch blieb die Dortmunder Abwehr nicht ohne Probleme. Mit 22 Gegentoren rangiert der BVB im Mittelfeld der Defensivstatistiken der Bundesliga. Trotz der durchwachsenen Bilanz steht Watzke hinter der Entscheidung: „Mit Nico, Waldemar Anton, Emre Can und Niklas Süle glaube ich, dass wir auf dieser Position nicht wirklich ein Problem haben.“ Ob Hummels seine Karriere nach dieser Saison fortsetzt, bleibt ungewiss. In der Vergangenheit hat er solche Entscheidungen oft erst spät im Saisonverlauf getroffen. Doch eines ist klar: Die Roma-Fans, die einst skeptisch waren, stehen nun hinter ihm. Die Unterstützung von Claudio Ranieri und die jüngsten Leistungen auf dem Platz könnten Hummels zu einer weiteren Saison in Rom bewegen. Der streitbare Charakter Hummels macht nach vielen Schlagzeilen in diesem Jahr jedoch auch wieder positiv auf sich aufmerksam.
Zum einen auf dem Platz, zum anderen daneben. Als Mats Hummels und Malick Thiaw das erste Mal auf dem Fußballplatz aufeinandertrafen, spielte Thiaw noch im S04-Trikot und Hummels für den BVB. In der Abstiegssaison von 2020/21 kam Thiaw gerade aus der Jugend, da war Hummels mit seinen 31 Jahren schon fast ein Altmeister.
Inzwischen haben beide die Bundesliga verlassen und laufen in der Serie A in Italien auf. Kurz vor Neujahr kam es nun zu einem erneuten Aufeinandertreffen. Der AS Rom und AC Mailand trennten sich mit einem Remis (1:1). Genauso wie Hummels stand Thiaw von Beginn an in der Innenverteidigung. Und auch wenn der Profi mit dem gefürchteten Außenrist nach der ersten Halbzeit ausgewechselt wurde, hinterließ er offenbar beim Gegner ordentlich Eindruck. „Mats’ Leistungen sind eine Messlatte. Wenn ich an sein Niveau herankomme, wäre das natürlich ein Traum, so eine Karriere zu haben. Das wäre schon sehr, sehr gut“, schwärmte Thiaw nach dem Spiel am Sky-Mikro.
Und der 23-Jährige nutzte die Gunst der Stunde offenbar voll aus. „Wir haben nach dem Spiel noch viel gesprochen, ich habe ihn nach Tipps gefragt und auch, wie er es hier in Italien findet. Mats ist ein super Typ. Über seine fußballerischen Fähigkeiten brauchen wir erst gar nicht zu sprechen.“
Denn dass es der Altmeister immer noch kann, wird bei einem Blick in die italienische Presse deutlich: „Mats ist der Eckpfeiler einer unglaublichen Abwehr, aber auch ein außerordentlicher Regisseur. Er ergreift die Initiative mit Klasse und Ruhe. Es ist unbegreiflich, warum er zwei Monate lang nicht zum Einsatz gekommen ist“, schrieb die Zeitung „Corriere dello Sport“.
Ähnlich analysierte „Tuttosport“: „Hummels ist ein Hauptelement einer Mannschaft, die endlich Licht am Ende des Tunnels sieht“, hieß es. „Hummels ist ein Meister höherer Qualität“, meinte die Tageszeitung „Il Messaggero“. Vielleicht bleibt der Meister noch ein weiteres Jahr in Rom. Dann hätte er eine gute Wahl getroffen.