Mauritius ist viel mehr als Strandurlaub für Paare in den Flitterwochen. Kaum eine Insel ist so reich an unterschiedlichen kulturellen Einflüssen, erfüllt so viele Urlaubswünsche und bietet für Unternehmungen und Kulinarik so viel Abwechslung.
Die Portugiesen entdeckten die Insel, blieben aber nicht. 1598 kamen die Holländer und benannten das Eiland nach ihrem Prinzen Moritz (Maurice) von Nassau. Sie wurden sesshaft und bauten Häuser und Festungen. Die Herrschaft dauerte bis 1715, dann „übernahmen“ die Franzosen. Mauritius wurde aus strategischen Überlegungen zu einer begehrten Insel auf dem Seeweg nach Indien. 1748 wurde, natürlich nicht kampflos, Mauritius eine britische Kolonie. Und das hielt bis 1968. Dann kam am 12. März die erhoffte Unabhängigkeit.
Die heutigen Einwohner sind eine multikulturelle Gesellschaft die ihresgleichen sucht. Inder, Franzosen, Chinesen, Araber und Afrikaer bereichern nicht nur den Alltag, sondern auch die Speisekarten. Die Landesflagge hat, abweichend von den meisten Flaggen der Welt, vier Farben. Rot steht für das Blut, das im Unabhängigkeitskampf vergossen wurde. Blau symbolisiert den Ozean, gelb das Licht der Selbstständigkeit und grün repräsentiert die Vegetation.
Besonderheit der vierfarbigen Flagge
Die Hauptstadt Port Louis ist nicht der touristische Höhepunkt der Insel, aber ein Kaleidoskop der Kulturen. Moderne Hochhäuser ersetzen die kleinen, oft baufälligen Gebäude in der City. Sehenswert ist das Government House mit der Statue von Königin Victoria, die St. Louis Kathedrale und das Rathaus. Als Vorzeigeboulevard kann man den Sookdeo Bissondoyal bezeichnen. Hier geht es, unter alten Palmen, etwas ruhiger zu, überall sonst tobt der chaotische Verkehr. Auch nicht leise, aber interessanter ist der Zentralmarkt. In einem Gewirr von engen, stets übervollen Gängen wird von den lauten Händlern alles angeboten. Heilpflanzen und Tee, Gemüse oder exotische Früchte, Ledertaschen und Schmuck, Souvenirs, die keiner braucht, aber viele kaufen. Da auch Essen angeboten wird, duftet es aus allen Ecken verführerisch.
Beim Einkauf muss um jede Rupie gefeilscht werden, sonst hat selbst der Verkäufer kein Erfolgserlebnis. Das sich nach Norden anschließende Chinatown lebt mit und von unzähligen kleinen Handwerksbetrieben in fast verfallenen Häusern mit über hundertjähriger Geschichte. Man kann erahnen, wie es um 1900 ausgesehen hat. Auch hier herrscht Trubel und Menschengewirr, aber es geht nicht so hektisch zu. Getreu dem Motto, in der Ruhe liegt die (fernöstliche) Kraft.
Geradezu idyllisch ist die Caudan Waterfront, ein Neubaukomplex am Hafen, der ständig erweitert wird. Um das Blue Penny Museum herum, das klein, schön und architektonisch ansprechend ist, entstand ein Komplex, der Einkaufen, Essen und Bummeln in maritimer Atmosphäre ermöglicht. Speicher und alte Hafenanlagen mussten weichen, um ein First Class Hotel und Boutiqen zu ermöglichen.
Es hat sich gelohnt. Die Akzeptanz der Einheimischen für die Neue Welt, besonders am Wochenende, ist enorm.
Um die berühmte Blaue Mauritius zu sehen, kann man im Museum einmal in der Stunde einen schnellen Blick auf das Original werfen. Für zehn Minuten geht das Licht an, um die teuerste Briefmarke der Welt zu bestaunen.
Naturbelassene Strände
Für die schönsten Wochen des Jahres gibt es im Norden und Westen der Inselrepublik einige touristisch erschlossene Orte. Flic en Flac zum Beispiel, früher ein unbedeutendes Fischerdorf. Heute bieten zahlreiche Hotels, aber auch Privatpensionen, Übernachtungen an. Der fünf Kilometer lange naturbelassene Sandstrand gilt als der schönste in der Region. Da Nadelbäume sich direkt anschließen, kann jederzeit die Flucht aus der Mittagshitze in den Schatten erfolgen. Aufforstungsprogramme sorgen für Nachhaltigkeit. Beim Laufen unter den Bäumen hat man den einzigartigen Blick auf das smaragdgrüne Wasser mit den Wellen, die sich am vorgelagerten Korallenriff brechen. Kostenlos gibt es abends unvergleichlich schöne Sonnenuntergänge. Hier kann man die Seele baumeln lassen und sich über kuriose Episoden erfreuen. Zum Beispiel über das Krähen des selbstbewussten Hahns inmitten seiner Hühnerschar im Vorgarten der Polizeistation. Wir haben nicht erfahren können, ob das Federvieh den Ordnungshütern gehört. Auch die Coast Guard, in amerikanischen Serien oft martialisch dargestellt, ist hier eine friedfertige Angelegenheit. Das Boot der Küstenwache fährt im Schritttempo an der Küste auf und ab. Einen Einsatz haben wir nicht beobachten können, obwohl ein Blaulicht vorhanden ist.
Als Domizil hatten wir das „Seastar“ gewählt. 21 renovierte Zimmer, ein variantenreiches Frühstücksbüfett (auf Wunsch Halbpension), Swimmingpool, mitten im Ort gelegen und nur 300 Meter Fußweg zum Strand waren optimale Voraussetzungen. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter ließ keine Wünsche offen.
Lebhafter geht es in Grand Baie zu. Der Ort zieht Gäste an, für die ein fröhliches Nachtleben das Kriterium für einen gelungenen Urlaub ist. Zahlreiche Bars und Diskotheken sorgen für Spaß und Unterhaltung. Die malerische Bucht, in der man vor 20 Jahren noch baden konnte, ist mittlerweile der Parkplatz für eine stattliche Anzahl von exklusiven Booten. Baden ist an den Stränden im Norden und Süden des Ortes möglich, allerdings ist hierzu eine kurze Busfahrt angesagt.
Wer sich sportlich betätigen möchte kann Tauchen, Schnorcheln, Sportfischen oder einen Katamaran-Ausflug zur Lagune Ile Plate machen. Der Ort wird gerne als die „Côte Azur von Mauritius“ bezeichnet. Das ist charmant übertrieben. Der schönste Teil des Landes liegt im Südwesten. Wild, einzigartig und gebirgig.
Zum Grand Bassin, einem erloschenen Vulkankrater mit Wasser, pilgern im Frühjahr Tausende Hindus um zu Ehren des Gottes Shiva zu feiern. Tempel, Altare und zwei 35 Meter hohe Statuen zeugen von der religiösen Kultstätte der Bevölkerungsmehrheit. Der Black River Gorges Nationalpark, ein Zusammenschluss mehrerer Naturschutzgebiete, ist 66 Quadratkilometer groß. Der höchste Berg der Insel ist der 828 Meter hohe Black River Peak. Der Wanderweg zum Gipfel ist anspruchsvoll und fordert bei Regen vollste Konzentration. Die Belohnung: Bei gutem Wetter sieht man die Nachbarinsel La Réunion.
Grüne Oasen und tolle Wasserfälle
Der dichte Regenwald ist eine grüne Oase, dank der hohen Niederschlagsmenge in der Region. Chamarel, eingebettet in Kaffee- und Zuckerrohrplantagen ist die Heimat eines der besten Rumproduzenten. Bei der Besichtigung der Fabrik bekommt man für neun Euro nicht nur den Ernte- und Herstellungsprozess des beliebten Exportartikels erklärt, ein Test von acht verschiedenen Rumspezialitäten schließt sich an. Die einzelne „Testmenge“ ist gering, trotzdem waren wir froh, danach nicht selbst fahren zu müssen.
Die Weiterfahrt zu den Hauptattraktionen des Parks führte an kleinen Holzhäusern vorbei, in einer ursprünglichen Natur mit vielen grünen Farbschattierungen. Der 100 Meter hohe Wasserfall von Chamarel ist das wohl meist fotografierte Objekt. Zwei Ströme stürzen ins Grün hinab, zur Regenzeit verdoppelt sich die Wassermenge. Nur einige Kilometer weiter befindet sich das Naturschauspiel der farbigen Erde. Wissenschaftlich ist nicht geklärt, warum je nach Tageszeit die Erdschichten mal rostrot, gelborange, grün oder violett schimmern. Das geologische Phänomen ist acht bis zehn Millionen Jahre alt.
Der letzte Höhepunkt des Tages war der Berg La Morne, direkt am Ozean gelegen. Der Gipfel ist Unesco-Weltkulturerbe. Geübte Wanderer benötigen drei Stunden um auf den Gipfel zu gelangen, der eine traurige Historie hat. Zur Zeit der französischen Herrschaft waren Sklaven auf den Berg geflüchtet. Als die Briten als neue Herren die Sklaverei abschafften, wollten sie die frohe Botschaft überbringen. Die Geflüchteten aber hatten Angst und stürzten sich in den Tod.
Tagsüber gibt es auf Mauritius keine Transportprobleme. Mit den öffentlichen Bussen kommt man fast überall hin. Fahrplanaushänge gibt es nicht und nach 19 Uhr wird der Verkehr eingestellt. Unzählige Busbetriebe haben das Netz aufgeteilt, Verbund- oder Umsteigetickets gibt es nicht. Die Kosten aber sind gering. Für einen Euro kommt man sehr weit, und jede Fahrt ist ein Erlebnis. Das Alter des Fahrers ist oft geringer als das seines Gefährts.
Da die Einheimischen Musik lieben, wo und wie auch immer, läuft im Bus das volle Programm. Dem Geschmack des Fahrzeugführers sind die Gäste ausgeliefert, wahrscheinlich aber kennt er deren Geschmack. Am zentralen Busbahnhof in Port Louis ist es nicht ganz einfach, die richtige Abfahrtsstelle zu finden.
Allerorten finden sich Ess-Stände
Als Gast kann man aber sicher sein, dass ein hilfsbereiter, fröhlicher Mensch helfen wird. Natürlich gibt es auch Taxen und Mietwagen – Achtung Linksverkehr! –, aber der Spaßfaktor entfällt. Nicht nur die Musik gehört zur Insel, sondern auch der Duft von Frittiertem. Wenn der kleine Hunger kommt, und der kommt den liebenswerten Menschen oft, findet sich fast überall ein Stand mit Essbarem. Beliebt sind die Samoussas, das sind Teigtaschen gefüllt mit Fleisch, Fisch, Kartoffeln oder Gemüse. Die indische Küche dominiert, scharfer Curry gehört dazu. Die Preise für Essen sind günstig, Alkohol vergleichsweise teuer. Trotzdem, das einheimische Phoenix Bier gehört einfach dazu …