Nach dem 0:0 des 1. FC Saarbrücken gegen Arminia Bielefeld kommt es zu Unmutsbekundungen. Teilweise fallen sie aus dem Rahmen. Der 1. FC Saarbrücken hat nicht nur sportliche Sorgen.
Olaf Janßen tat es, Claus-Dieter Wollitz tat es und nun hat es auch Mitch Kniat getan. Drei Drittliga-Trainer, die sich über die Reaktionen des Saarbrücker Publikums wunderten. Bereits vor zwei Jahren monierte Janßen, Trainer bei Viktoria Köln, mangelnden Respekt vor den Leistungen der Gegner. Damals hatte sein Team 1:0 gewonnen, eine Gruppe sogenannter FCS-Fans stürmte damals in den Innenraum. Kürzlich unterlag die Viktoria mit 0:1 beim FCS und die Reaktionen fielen verhalten aus. Janßens launige Anmerkung nach der Pressekonferenz: „Offenbar reicht es hier nicht zu gewinnen. Du musst auch hoch gewinnen.“ Schon vor der Partie in Cottbus mischte sich dann Energie-Coach Wollitz in die Saarbrücker Geschicke ein und äußerte sein Unverständnis über die „Ziehl raus“-Rufe: „Er hat nachweislich gute Arbeit geleistet. Das kann ich absolut nicht nachvollziehen.“ Noch deutlicher wurde Bielefelds Trainer nach dem torlosen Remis zwischen dem FCS und seinem Team am vergangenen Sonntag: „Die Leute sollen einfach mal den Mund halten“, sagte Kniat während der Pressekonferenz. Auch er fand die Reaktionen nach „einem ordentlichen Drittliga-Spiel“ absolut überzogen.
Kniat sorgte mit der Aussage dann doch für den einen oder anderen hochgezogenen Mundwinkel in den Reihen der FCS-Spieler. Ob die chronische Unruhe in Teilen des Umfelds leistungsfördernd ist, mag jeder für sich beurteilen. Dass es Spieler gibt, die sich überlegen, ob sie ihre Angehörigen noch mit ins Stadion nehmen können, sollte allerdings ein Alarmsignal sein. „Wir müssen mehr Spiele gewinnen, so einfach ist das. Als ich neu hier war, habe ich mich über die eine oder andere Reaktion gewundert. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Ich lese das meiste auch gar nicht“, sagte Boné Uaferro, der den FCS am Sonntag als Kapitän auf das Feld führte.

Beim FCS braut sich eine nicht ungefährliche Melange zusammen. Eine überzogene Erwartungshaltung trifft auf eine chronische Heimschwäche. Das sorgt für Ärger, und Kritik gehört zum Geschäft dazu. Doch viele Reaktionen sind weit drüber.
Viele Gerüchte, wenig Fundiertes
Am Sonntag eskalierte die Situation teilweise und das ausgerechnet auf den besseren Plätzen. Nachdem ein VIP-Besucher Ziehl mit Beleidigungen bedachte, die durchaus in den strafrechtlich relevanten Bereich fielen, verstieg er sich gegenüber Mittelfeldspieler Elijah Krahn zu rassistischen Bemerkungen. Für den Vorfall gab es mehrere Zeugen, die sich nach Spielende bei Vereinsverantwortlichen meldeten. Die betreffende Person konnte identifiziert werden und wurde nach einer Personalienfeststellung durch die Polizei anschließend von FCS-Geschäftsführer Christian Seiffert mit einem Stadionverbot belegt. Krahn wurde noch am Abend vom FCS-Präsidium über den Vorfall informiert. „Er bekommt von uns jegliche Unterstützung. Wir werden alle möglichen Konsequenzen ziehen. Das geht gar nicht“, sagte Vereins-Vize Salvo Pitino. Und es war nicht der einzige Vorfall. Noch während des Auslaufens wurde der eingewechselte Offensiv-Akteur Kasim Rabihic ebenfalls von einem Tribünen-Besucher übel beleidigt. Andere Stadion-Besucher mussten einschreiten.
„Wir hätten das Spiel natürlich lieber gewonnen. Ich glaube, wenn wir drei Heimsiege und nur einen Auswärtssieg hätten, wäre die Stimmung nicht so schlecht“, sagte Ziehl nach der Partie. Vor immerhin rund 12.000 Zuschauern war die erste Halbzeit dabei durchaus sehenswert. Der FCS startete gut in die Partie, hatte durch Kai Brünker und Simon Stehle auch zwei gute Kopfballchancen. „In der ersten Halbzeit habe ich den FCS etwas besser gesehen. Wir wussten, was uns hier erwartet“, sagte Kniat, dessen Team nach dem Wechsel etwas besser zurechtkam. „Am Ende war es ein Spiel, das die Mannschaft gewinnt, die das erste Tor schießt. Beide Teams haben sehr gut verteidigt und sich gegenseitig das Leben schwer gemacht“, ergänzte der Bielefelder Trainer weiter.
Der FCS sucht derweil nach Erklärungen, warum nur eins von fünf Heimspielen gewonnen wurde. Es fehlt ein formstarker Taktgeber im Mittelfeld, und im Angriff ist man durchweg zu harmlos. In der Defensive besteht Anlass zur Hoffnung. Leitwolf Uaferro meldete sich nach langer Verletzung mit einem starken Auftritt zurück.
Nun ist erst einmal Länderspiel-Pause. Ob sich das unruhige Umfeld ein wenig runterkühlen lässt, ist fraglich. In der vergangenen Woche sorgte eine Mediennachfrage für Aufsehen. Demnach sollen sich FCS-Verantwortliche mit der Personalie Heiko Herrlich beschäftigt haben. Ziehl wies diese Gerüchte in den Bereich der „privaten Kontakte“ zurück. Was wie ein Affront rüberkam, entsprach aber der Wahrheit. Herrlich war in den vergangenen Spielzeiten einige Male im „Park“, da seine Tochter zu diesem Zeitpunkt mit FCS-Spieler Richard Neudecker liiert war. Das erste Mal übrigens im August 2022. Damals hieß der Saarbrücker Trainer noch Uwe Koschinat. Es mag eine Petitesse sein, aber sie zeigt, wie Gerüchte entstehen. Gerade in einem hektischen Umfeld wie dem des FCS.