E-Autos in der Öffentlichkeit zu laden, kann ganz schön kompliziert sein. Mit diesen Tipps rund ums Thema Ladekarten, Roaming und Blockier-Gebühren wird’s etwas leichter.

Kaputte Ladestationen, intransparente Preise, langsame Strom-Tankstellen: Wer sein Elektroauto nicht in der eigenen Garage laden kann, muss auf öffentliche Ladestationen zurückgreifen. Deren Anzahl nimmt zwar zu, doch das „Lade-Erlebnis“ lässt vielerorts noch immer zu wünschen übrig. All das soll sich jetzt endlich ändern – so verspricht es zumindest ein neues Bündnis aus vier Ladestromanbietern, das sich Anfang April zu Europas größtem Ladenetzwerk zusammengeschlossen hat. Zur sogenannten „Spark Alliance“ gehören die Unternehmen Ionity (Deutschland), Fastned (Niederlande), Electra (Frankreich) und Atlante (Italien). Sie betreiben zusammen mehr als 1.700 Schnellladestationen mit 11.000 Ladepunkten in 25 europäischen Ländern. Dies ist nur eine von vielen Entwicklungen, die sich aktuell auf dem Gebiet der Ladestrom-Tarife abzeichnen. Was der Zusammenschluss für Kundinnen und Kunden bedeutet, wie viel der Strom kostet und wie man dem Tarif-Dschungel entkommt, dafür haben wir einige Tipps.
Was kostet E-Auto-Strom an öffentlichen Ladestationen?
„Öffentliches Laden kostet in der Regel zwischen 60 und 90 Cent je Kilowattstunde, und damit zwei bis drei Mal mehr als beim privaten Laden daheim“, kritisiert der Verband der Automobilindustrie (VDA) in einer aktuellen Pressemitteilung. Allerdings schwanken die Preise je nach Standort, Anbieter und Ladegeschwindigkeit enorm. Tesla zieht zudem das Kriterium der Uhrzeit heran: Wenn die „Supercharger“ wenig ausgelastet sind, wird der Strom billiger.
Auf Supermarkt-Parkplätzen etwa lädt es sich vergleichsweise günstig – Aldi-Süd bietet zum Beispiel Tarife ab 29 Cent pro Kilowattstunde für langsames Laden an. Richtig teuer wird es oft an Schnellladestationen, an denen man die Batterien von E-Autos in 20 bis 45 Minuten aufladen kann. Doch auch an langsamen Ladestationen in Städten, oft monopolartig betrieben von kommunalen Stadtwerken, sind heftige Preise üblich.
Wie wird an Ladestationen bezahlt?
Zum Bezahlen stehen meist drei verschiedene Methoden zur Verfügung: per Ladekarte, per App oder per Kreditkarte. Die gute Nachricht: Mit der Ladekarte oder App eines Anbieters lassen sich in der Regel auch fremde Ladestationen starten. Bei einem solchen „Roaming“ kostet der Strom allerdings deutlich mehr als im eigenen Netzwerk.
Was bedeutet Roaming?
Die Situation ist vergleichbar mit dem Telefonieren im Ausland: Sobald man das eigene Ladenetz verlässt, wird’s teurer. Ein Beispiel: Beim deutschen Marktführer EnBW kostet eine Kilowattstunde 59 Cent, wenn man den Schnelllader mit der EnBW-App startet. Wer hingegen die App oder Ladekarte eines anderen Betreibers nutzt, muss bis zu 89 Cent zahlen – für denselben Strom an exakt derselben Ladestation. Fast alle Anbieter verlangen solche Roaming-Gebühren, obwohl diese womöglich gegen EU-Recht verstoßen – selbst das Bundeskartellamt spricht in einem Untersuchungsbericht von einer „möglichen Behinderungsstrategie“. Um den Markthochlauf nicht zu gefährden, gehen die Behörden aber bislang nicht gegen dieses Geschäftsgebaren vor. Wegweisende Gerichtsurteile stehen noch aus.
Wie teuer ist das Bezahlen mit Kreditkarte?
Die sogenannte „Ad-hoc-Bezahlung“ per Kreditkarte, bei der man sich nicht registrieren muss, ist oft ähnlich hoch wie beim Roaming. Die meisten großen Anbieter verlangen derzeit um die 80 Cent pro Kilowattstunde.
Wie vermeidet man Zusatzgebühren?
Geld lässt sich ganz einfach sparen: Immer nur die App der Firma nutzen, deren Ladestation man gerade nutzt. Der Nachteil: Da es sehr viele Anbieter gibt, hat man schnell 20 oder 30 Apps auf dem Handy. Darüber hinaus gibt es Tools, die den Überblick erleichtern, zum Beispiel „Ladefuchs“. Sie verraten, mit welcher Ladekarte oder App die jeweilige Ladestation am günstigsten zu betreiben ist.
Welche weiteren Spar-Möglichkeiten gibt es?
Noch mehr Geld lässt sich sparen, indem man bei einem Anbieter ein Abo abschließt. Durch die Zahlung einer monatlichen Grundgebühr verringert sich der Preis pro Kilowattstunde dann erheblich – bei EnBW und Ionity auf 39 Cent bei 17,99 Euro beziehungsweise 11,99 Euro Grundgebühr. Ob sich das Abo lohnt, hängt von der eigenen Fahrleistung ab. Ein paar hundert Kilometer sollte man im Monat aber schon unterwegs sein. Ebenfalls wichtig: Die reduzierten Preise gelten nur im eigenen Netz. Bei externen Anbietern fallen Roaming-Gebühren an.
Was bringt die neu gegründete „Spark Alliance“?
Die Unternehmen werben damit, dass man ab Juni mit der App einer der beteiligten Firmen die Ladestationen der anderen starten kann. Für die Übersicht und Routenplanung ist das durchaus ein Fortschritt. Der Tarif-Dschungel wird dadurch allerdings nicht gelichtet. So verlangen die vier beteiligten Firmen weiterhin unterschiedliche Preise. Auch Abos erkennen sie untereinander nicht an. Mittelfristig könnte das Bündnis aber durchaus Vorteile bringen. So ist etwa Electra vor allem in Großstädten aktiv und betreibt dort Schnellladestationen – auch in Deutschland will die Firma expandieren.
Wann entstehen Blockier-Gebühren?
Mit diesem Aufschlag wollen Anbieter verhindern, dass man Ladestationen als Parkplätze missbraucht und sie dadurch für andere E-Autos nicht nutzbar sind. Die Höhe der Blockier-Gebühren ist je nach Anbieter unterschiedlich; manche verlangen auch gar keine. Außerdem kommt es auch hier oft darauf an, ob man ein geschlossenes Netz nutzt oder per Roaming unterwegs ist. EnBW etwa verlangt zehn Cent pro Minute – ab vier Stunden Standzeit, gedeckelt auf maximal zwölf Euro. Ähnlich verfährt Shell Recharge in seinem Roaming-Gebiet.
Ist das nicht alles viel zu kompliziert?
Natürlich kann man sich den ganzen Aufwand auch sparen, indem man immer nur mit einer Karte oder App lädt und das Auto so lange stehen lässt, wie man Lust hat. Das ist wesentlich bequemer, aber auch deutlich teurer.
Was bedeutet „Plug and Charge“?
Darunter versteht man einen Ladevorgang, bei dem die Zahlungsdaten im Auto gespeichert sind. Man braucht keine Ladekarte oder App – einfach Kabel einstöpseln genügt. „Der Ladevorgang startet idealerweise innerhalb weniger Sekunden“, erklärt Matthias Vogt, Experte für E-Mobilität beim ADAC. Allerdings gibt es bislang nur wenige Automodelle und Ladenetzbetreiber (unter anderen Aral pulse, Audi, Ionity), die dieses Verfahren unterstützen. Die meisten E-Autos können zudem nur einen Vertrag speichern. „Wenn ich anstecke, ohne meinen Ladetarif zu kennen, weiß ich genauso wenig wie bei der Ladekarte, was ich bezahlen muss“, warnt Vogt. Auch hier versuchten die Anbieter, ihre Kundinnen und Kunden über einen Vertrag an sich zu binden. „Man läuft also Gefahr, in eine Kostenfalle zu tappen.“
Warum kommen an deutschen Raststätten derzeit keine neuen Ladesäulen hinzu?
Verantwortlich dafür ist ein Rechtsstreit, der vor dem Europäischen Gerichtshof verhandelt wird. Der Anbieter Fastned klagt, weil der Bund den Ausbau ohne Ausschreibung an das Konsortium „Tank und Rast“ vergeben hat. „Wir wollen auf Augenhöhe mit Tank & Rast agieren“, erklärte Fastned-Deutschlandchefin Linda Boll kürzlich in einem Interview mit dem Magazin „Edison“. „Das bedeutet, dass die Tank & Rast weiterhin die Tankstellen und Raststätten betreibt, aber andere Wettbewerber eine Konzession für Ladesäulen auf den gleichen Standorten erhalten.“ Das Urteil werde noch im April erwartet.

Was ist das Deutschlandnetz?
Dabei handelt es sich um 1.000 neue Schnellladeparks, die nach dem Willen der Bundesregierung bis 2026 entstehen sollen – in diesem Fall mit Ausschreibung. Das Deutschlandnetz umfasst sowohl Standorte in den Regionen als auch solche entlang der Autobahnen, wo künftig alle 15 bis 30 Kilometer eine Ladestation stehen soll. Auch unbewirtschaftete Parkplätze mit Klohäuschen („PWC“) sind als Standorte vorgesehen. Die ersten Ladeparks des D-Netzes sind auch schon in Betrieb.
Werden Ladestationen bald attraktiver?
Es gibt sie schon: Vorzeige-Ladeparks mit Solar-Dach, Bio-Imbiss und gemütlichem Wartebereich. Doch besonders an Raststätten befinden sich viele Ladesäulen noch immer in dunklen Ecken, ohne Dach und weit weg von Toiletten und Restaurants. Beim Deutschlandnetz werde dies besser, verspricht Johannes Pallasch, Chef der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. „Wir haben den Anspruch, dass es beim Laden hell, freundlich, sauber und sicher zugeht“, sagt Pallasch. Beim Deutschlandnetz habe es dafür sogar eine eigene Design-Jury gegeben. Auch die Betreiber geloben Besserung – zumindest bei neuen Standorten.