Die Turner der TG Saar sind Gastgeber des diesjährigen Finaltags um die deutschen Mannschaftsmeisterschaften im Kunstturnen. Um auch an den Geräten mit von der Partie zu sein, muss das Team am Samstag in Frankfurt gewinnen.
Es ist das große Ziel der TG Saar: Im Jahr ihres 50. Vereinsjubiläums will sie im Finale der Deutschen Turnliga (DTL) mitmischen. Auch wegen des Jubiläums wird das Event am 7. Dezember in der Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle ausgetragen. Dort werden die Endrunden um die deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Männer-, Frauen- und Nachwuchs-Bundesliga stattfinden und die neuen Titelträger gekürt.
Verletzungssorgen bei den Saarländern
Bei den Erwachsenen werden jeweils das „kleine Finale“ um Platz drei (Liga-Dritter gegen Vierter) und das „große Finale“ (Erster gegen Zweiter) um den Titel ausgetragen. Bei den Frauen treffen demnach Titelverteidiger und Runden-Primus MTV Stuttgart und der TSV Tittmoning-Chemnitz im großen Finale aufeinander, das kleine bestreiten TG Mannheim und das TZ DSHS Köln. Auch bei den Männern stehen die „großen“ Finalisten fest: Titelverteidiger KTV Straubenhardt trifft auf den TV Wetzgau. Wer dem Überraschungs-Dritten Eintracht Frankfurt ins kleine Finale folgt, entscheidet sich allerdings erst am letzten Wettkampftag. Gewinnt die TG Saar in Frankfurt, ist sie sicher dabei und muss sich nur sieben Tage später erneut der Eintracht stellen. Ein Unentschieden würde der TG nur reichen, wenn zeitgleich Cottbus gegen Vinnhorst verliert. Kurios: Auch das „große Finale“ findet quasi als Generalprobe am letzten Wettkampftag statt.
„Wir haben es selbst in der Hand, und wir wollen auch unbedingt dabei sein und die saarländischen Turn-Fans mit und in diesem Finale begeistern“, sagt TGS-Chef Thorsten Michels, der auf eine mit 1.800 Zuschauern ausverkaufte Halle hofft. Dass Frankfurt sich vorzeitig für das DTL-Finale qualifiziert hat, überraschte ihn nicht: „Ganz ehrlich: Nachdem ich die Kaderaufstellung für die Saison gesehen habe, waren die Frankfurter für mich schon so etwas wie ein Geheimanwärter auf das kleine Finale.“ Entscheidend hierfür sind neben der starken und stabilen Breite des Kaders auch die Neuzugänge Nils Matache und Karim Rida, die vor der Saison aus Straubenhardt zur Eintracht wechselten. „Sie haben sich verdient qualifiziert“, attestiert Michels.
Dass die TG noch zittern muss, liegt an der aus unterschiedlichen Gründen „extrem schwierigen“ laufenden Saison. Verletzungen und berufsbedingte Ausfälle dezimieren von Anfang an den Kader – hinzu kamen Unsicherheiten in einigen Wettkämpfen. „Wir hatten viel Pech, aber auch etwas Glück. Der Druck durch das ‚Finale dahemm‘ scheint doch größer zu sein als gedacht, aber wir wollen in Frankfurt noch einmal alles abrufen, um sicher dabei zu sein“, kündigt Thorsten Michels an und schiebt nach: „Eigentlich sind wir die qualitativ stärkere Mannschaft.“
Die Ausrichtung der Großveranstaltung ist für die Gastgeber eine große Ehre. Was sie dem Verein bringt? „Vor allem viele ehrenamtliche Zusatzstunden parallel zum laufenden Ligabetrieb“, sagt Thorsten Michels und lächelt. Seit Beginn der „heißen Phase“ vor etwa drei Monaten stimmt sich das Orga-Team einmal pro Woche in einer zweistündigen Video-Sitzung ab: „Egal, wie gut man vorgearbeitet hat. Die meiste Arbeit bündelt sich natürlich in den letzten Wochen vor der Veranstaltung“, weiß der Vorsitzende. Zusammen mit insgesamt rund 150 Helferinnen und Helfern aus dem Vereinsumfeld und Gründervereinen, kümmert er sich mit seinem Vorstandsteam um einen reibungslosen Ablauf dieser Großveranstaltung.
Neben Einteilung der Helfer geht es hier vor allem um die erfolgreiche Planung und Umsetzung des Ticket-Vorverkaufs, der Sponsorenakquise und des Caterings, um die Durchführung von Marketingmaßnahmen, das Vorbereiten der Technik und des Hallenbodens sowie den Aufbau der eigens angelieferten Sportgeräte – und das alles im ständigen Austausch mit der DTL. Hinzu kommt der enorme Manpower-Bedarf in der Zeit von Donnerstag, 5. Dezember (Aufbau), bis einschließlich Sonntag (Abbau). Einige Helfer müssen sich Urlaub nehmen oder, sofern möglich, sich als ehrenamtlicher Helfer von der Arbeit freistellen lassen. „Ich bin sehr guter Dinge, dass wir dem Turnsport eine tolle Plattform und den Zuschauern eine begeisternde Atmosphäre bieten werden und einen guten und zuverlässigen Ausrichter abgeben werden“, sagt Michels und merkt an: „Auch, wenn die Halle etwas kleiner ist, als man sie vom DTL-Finale gewohnt ist.“
Sitzplätze bereits ausverkauft
Schon am Tag vor den Wettkämpfen dürfen alle Teams die Halle ab 14 Uhr für Trainingseinheiten nutzen – das muss koordiniert sein, und der technische Ablauf wird sogar generalgeprobt. Am eigentlichen Finaltag am Samstag öffnen die Hallentore um 7.45 Uhr. Um 9 Uhr beginnt der Wettkampf der Nachwuchsteams, an dem die sechs besten Mannschaften der Nachwuchs-Bundesliga gegeneinander antreten. Dies wird erstmals öffentlich stattfinden. Das Nachwuchsteam der TG Saar turnt zwar in der Bundesliga, hat den Einzug in die Finalrunde allerdings verpasst.
Nach dem Nachwuchs-Finale wird die Halle gegen 11.50 Uhr geräumt, damit sie nach einer Grundreinigung um 12.30 Uhr rechtzeitig vor den Frauenfinals (Einturnen ab 13 Uhr, Beginn 14 Uhr) wieder geöffnet werden kann. Danach das gleiche Spiel: Um 16.15 Uhr wird die Halle geräumt, ab 16.45 Uhr ist Einlass für das Männerfinale, das nach dem Einturnen (ab 17 Uhr) um 18 Uhr beginnt. „Dadurch, dass wir die Finals getrennt voneinander austragen, haben wir zwar einen nicht unerheblichen organisatorischen Mehraufwand, aber so können auch mehr Zuschauer die Wettkämpfe verfolgen“, erklärt Michels. Eintrittskarten können beziehungsweise konnten demnach für alle oder nur bestimmte Finals gekauft werden. Die Sitzplätze für das Männer-Finale sind schon vorzeitig ausverkauft. Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren noch freie Sitzplätze für das Finale der Frauen verfügbar und Stehplätze für alle drei Wettkämpfe. Das Nachwuchs-Finale wird in diesem Jahr erstmals öffentlich ausgetragen. Karten hierfür sind an der Tageskasse erhältlich. Wer keine der begehrten Karten ergattern konnte oder das Frauen- oder Männer-Finale bequem von zu Hause aus verfolgen möchte, kann dies im Livestream des Onlineportals Sportdeutschland.tv tun. Auch die Sportarena wird sich am Tag danach im SR Fernsehen der Veranstaltung widmen.
Im Anschluss an das Männer-Finale wird es im Foyer der Halle anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums eine geschlossene Feier für geladene Gäste geben. Darunter auch frühere Spitzenturner der TG: „Wir haben alle ehemaligen Turner, die seit 1974 für uns im Einsatz waren, eingeladen“, sagt Michels und berichtet: „Nach den Rückmeldungen zu urteilen werden, jeweils inklusive Anhang, etwa 90 von ihnen anwesend sein.“ Darunter auch Titelträger der Jahre 1981, 1982, 2012 und 2020, in denen die TG jeweils im großen Finale die Deutsche Meisterschaft gewinnen konnte. Oder Bundesliga-Aufstiegs-Helden von 1997. Eventuell auch mit den Bronze-Gewinnern aus dem „Finale dahemm“ von 2024.