Bilder der Woche ausblenden
Bilder der Woche einblenden

WAS MACHT EIGENTLICH...

Engelbert Humper­dinck – ein echter Womanizer – 1969 in London
Foto: picture alliance / Everett Collection

… Engelbert?

Mit Schmuse-Hits wie „Release me“ wurde er in den 60er-Jahren zum Weltstar und kann bis heute 64 Goldene Alben, vier Grammy-Nominierungen und einen Golden Globe vorweisen. In den letzten Jahrzehnten konzentrierte er sich auf große Bühnenshows und plant auch wieder Auftritte in Europa. 2022 hat der 86-Jährige ein neues Album vorgelegt.

Obwohl Engelbert in Indien geboren wurde und in den 60er- und 70er-Jahren in England und den USA den Grundstein seiner Jahrzehnte währenden Karriere legte, wurde Deutschland in der Folgezeit zu seinem wichtigsten Schallplattenmarkt. Mitte der 80er-Jahre verhalfen die Komponisten Jack White und Dieter Bohlen dem Schmusesänger hierzulande mit maßgeschneiderten Songs zu einem Comeback. Auf erfolgreichen Tourneen durch deutschsprachige Länder präsentierte Engelbert seine „Easy-Listening“-Hits dem interessierten Publikum.

Da in den USA und England seine Plattenverkäufe zurückgingen, verlegte er sich dort auf große Bühnenshows und tourte über viele Jahre hinweg regelmäßig monatelang auf seiner bevorzugten USA-Route mit den Stationen Las Vegas, Reno, Lake Tahoe und Atlantic City. Mit seinem beachtlichen Repertoire und seiner großen Bandbreite von Balladen über Disco und Rock bis zu Gospel trat er auch vor Monarchen und Staatsoberhäuptern auf und wurde zum gefeierten Pendler zwischen alter und neuer Welt. „Die vergangenen Jahre kommen mir vor wie ein Abenteuer, eine Story ohne Drehbuch“, sagte der Sänger in einem Interview und führte als Beleg für seinen Aufstieg vom 17-jährigen Elvis-Imitator zum Weltstar seine zahlreichen Auszeichnungen auf. Eine besonders große Ehre war für Engelbert, der zuvor schon viermal vor der Queen auftreten durfte, 2021 die Verleihung des britischen Ordens „Member of the Most Excellent Order of the British Empire“ durch Prinzessin Anne.

Auftritte vor Monarchen

2022 hat der 86-Jährige ein neues Album vorgelegt
2022 hat der 86-Jährige ein neues Album vorgelegt - Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Nach inzwischen rund 70 Bühnenjahren und 150 Millionen verkaufter Schallplatten scheint es bei Engelbert noch keine Ermüdungserscheinungen zu geben: Einer seiner aktuelleren Songs, Titelsong in Clint Eastwoods Film „The Mule“, heißt richtungsweisend „Dont Let the Old Man In“, denn der „alterslose Mann“ tritt immer noch bei Konzerten und Galas auf. Und ist auch für neue Vertriebswege aufgeschlossen: Im Juli 2020 präsentierte Engelbert mit 84 Jahren sein erstes Live-Streaming- Konzert auf Youtube und sammelte massenhaft Zustimmungs-Klicks. Die Corona-Pandemie hatte zuvor bei ihm wie bei vielen anderen Stars zu einer Tournee-Pause geführt. Im April des Vorjahres wollte Engelbert auch für fünf Konzerte in Deutschland Station machen, musste aber kurz zuvor die Gastspiele pandemiebedingt absagen. Neue Termine sollen in Vorbereitung sein, aber das dürfte frühestens 2024 sein.

Zu Jahresbeginn 2023 standen Konzerte in Malaysia und Thailand auf seinem Programm. „Es dauerte eine Weile, wieder zurück in den Swing der Dinge zu kommen“, gestand Engelbert ein bisschen Lampenfieber nach der längeren Auftrittspause ein. Derzeit ist der „King of Romance“ seit März mit seiner Band zu einer Handvoll Auftritten in den USA unterwegs: „Der einzige Moment, in dem ich wirklich glücklich bin, ist, wenn ich auf die Bühne gehe. Das ist das Größte in meinem Leben“, sagte er 2022 dem „Bang Showbiz“. Und die Texte seiner gefühlvollen Balladen hätten jetzt noch mehr Bedeutung für ihn, seit seine an Alzheimer erkrankte Frau 2021 gestorben ist.

Nach einer großen Trauerphase ist Engelbert inzwischen wieder sehr produktiv. Vor ein paar Monaten erschien eine EP mit fünf Songs. „All About Love“ vereint unter anderem Coverversionen von Titeln der Bee Gees („How Can You Mend a Broken Heart“) oder Barry White („Youre the First, My Last, My Everything“), denen Engelbert mit seiner immer noch kräftigen Stimme jetzt einen Country-Soul-Touch verleiht. Nach seinen letzten drei Alben „Reflections“ (2019), „Sentiments“ (2020) und „Regards“ (2021) wird demnächst ein weiteres, diesmal in Nashville produziertes, Album erscheinen, das einige zeitlose Liebeslieder im Country-Stil enthält. Engelberts neue Musik ist introspektiver und thematisiert stärker seine eigene Lebenserfahrung aus über acht Jahrzehnten: „Ich liebe Herausforderungen. Ich habe viele Fans, also mache ich weiter“, verkündete er kürzlich im „Vegas Insider Daily“, dass er an Rückzug noch nicht denkt. Engelbert schätzt inzwischen die sozialen Medien sehr, um Kontakt zu seinem Publikum zu halten. Dadurch finden auch immer mehr jüngere Leute zu seiner Musik und regen ihn sogar durch ihre Kommentierungen zu neuen Ideen an: „Durch die sozialen Medien habe ich meine Songs verändert“, betonte er 2022 in einem „Billboard“-Interview.

Inspiration durch Castingshows

Zudem kam 2022 Engelberts alter Hit „A Man Without Love“ dank seiner Verwendung in der Disney-Plus-Serie „Moon Knight“ wieder in die Charts und sein „Forever Blowing Bubbles“ war 2022 in Brad Pitts Film „Bullet Train“ zu hören. Auch dadurch wurde für eine stete Fortsetzung seiner Karriere gesorgt. Nicht verwirklichen konnte Engelbert allerdings seine früheren Träume, einmal den „James Bond“ zu spielen oder eine Big Band zu leiten. Um sich auf dem Laufenden zu halten, schaut Engelbert sich heute gern Casting-Shows im Fernsehen an: „So bekomme ich meine musikalischen Ideen“, verriet er 2022 dem Branchenmagazin „Billboard“. 

MEHR AUS DIESEM RESSORT

FORUM SERVICE