Die SV Elversberg spielt bisher die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Dafür gibt es Gründe. Das Zusammenspiel aller Akteure im Verein ist einer der Hauptgründe.
Die SV Elversberg hat in der aktuellen Zweitliga-Saison auf beeindruckende Weise auf sich aufmerksam gemacht. Besonders im Fokus stehen dabei wie immer Offensivspieler. Als Beispiele dienen Muhammed Damar und Fisnik Asllani, ein offensives Duo, das mit seiner Leistung die Schlagzeilen dominierte. Doch der Erfolg der Mannschaft geht weit über einzelne Spieler hinaus: Fast jeder im Kader der Saarländer hat sich im Laufe der Saison positiv entwickelt und trägt entscheidend zum gemeinsamen Erfolg bei. Dabei bietet auch die Abwehr herausragende Beispiele. Der erst 19-jährige Elias Baum zeigt als Rechtsverteidiger eine bemerkenswerte Saison. Frederik Schmahl steht als weiterer Beleg für die individuelle und mannschaftliche Weiterentwicklung. Ursprünglich aus der Regionalliga verpflichtet, wurde er als defensiver Mittelfeldspieler geholt und musste nach Verletzungen von Semih Sahin und Robin Fellhauer sofort Verantwortung übernehmen. Mit überzeugenden Leistungen hat er diese Herausforderung gemeistert. Ebenso beeindruckend ist Lukas Pinckert: Obwohl er eigentlich als Rechtsverteidiger vorgesehen war, hat er sich in der Innenverteidigung etabliert und bislang jede Partie über die volle Distanz bestritten – im vergangenen Jahr war er kein Stammspieler.
Absolute Harmonie in der Führung
Der Erfolg des SV Elversberg lässt sich jedoch nicht auf Einzelleistungen reduzieren. Wie konnte eine Mannschaft, die vor der Saison kaum jemand auf dem Radar hatte, einen Spieltag vor Ende der Hinrunde die Tabellenspitze erklimmen? „Da gibt es nicht den einen Grund. Das ist ein Zusammenspiel von vielem. Ein Großteil liegt sicher an den Spielern, die eine tolle Dynamik zeigen und sich gegenseitig hochziehen“, erklärt Ole Book, der Sportvorstand des Vereins, im Gespräch mit der „Saarbrücker Zeitung“. Er und Trainer Horst Steffen bilden ein perfekt eingespieltes Team, das seit Jahren gemeinsam sehr erfolgreich arbeitet.
Book betont, wie wichtig es ist, das Profil des Trainers genau zu kennen: „Ich weiß, welchen Fußball Horst spielen möchte, und versuche, die passenden Spieler zu finden. Die Vereinsführung kennt uns jetzt auch schon sehr lange und lässt uns arbeiten. Es gibt keinen Wettkampf, wer mehr Anteil am Erfolg hat. Wir wollen uns alle weiterentwickeln.“ Diese Philosophie zeigt sich auch in den Transferentscheidungen des Vereins. Jüngstes Beispiel ist die Verpflichtung von Younes Ebnoutalib. Der 21-jährige Mittelstürmer wechselt zur Rückrunde vom FC Gießen, einem Regionalligisten, nach Elversberg. Trotz der schwierigen sportlichen Lage seines bisherigen Vereins gilt Ebnoutalib als Top-Torjäger und hochveranlagt. „Younes bringt eine Menge Potenzial und das Talent mit, sich auch in der 2. Bundesliga durchzusetzen“, freut sich Ole Book über den ersten Wintertransfer. „Er ist ein schneller, kreativer Stürmer, der hier bei uns die nächsten Schritte gehen kann.“ Mit sechs Toren und zwei Vorlagen in der laufenden Saison war Ebnoutalib bereits in der Regionalliga äußerst erfolgreich. Seine Erfahrungen aus der italienischen Serie C, wo er für den AC Perugia auflief, könnten sich ebenfalls als wertvoll erweisen. Der Stürmer selbst sieht dem Wechsel optimistisch entgegen: „Es wird noch mal eine neue Herausforderung für mich, aber ich freue mich darauf, in zwei Wochen die Mannschaft kennenzulernen und dann in ein neues Kapitel zu starten“, so Ebnoutalib. Der langfristige Vertrag über dreieinhalb Jahre verdeutlicht das Vertrauen, das der Verein in ihn setzt.
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg des SV Elversberg liegt in der ruhigen, konzentrierten Arbeitsweise des gesamten Vereins. Der Trainerstab, die Vereinsführung und die Spieler agieren ohne die sonst so oft auftretenden Störfeuer. „Hier kommen nicht ständig zig Journalisten und stellen komische Fragen. Es gibt Vereine, in denen wollen der Vorstand oder das Präsidium bei der Aufstellung mitreden. In anderen Vereinen rennen unzufriedene Spieler direkt zum Sportdirektor oder zum Präsidium. Solche Dinge können ganz schnell für richtig Unruhe sorgen. So etwas gibt es bei uns nicht“, hebt Trainer Horst Steffen hervor.
Die Disziplin und die klare Kommunikation innerhalb des Teams sind zentrale Aspekte. Ein Vorfall, über den die „Saarbrücker Zeitung“ berichtete, verdeutlicht diese Herangehensweise: Ein Spieler übertrieb es mit unnötigen Kabinettstückchen, was einen Sommer-Neuzugang zu einer lauten Reaktion veranlasste. Steffen griff sofort ein und stoppte die Übungseinheit. „So etwas gibt es bei uns nicht. Die Spieler, die schon länger hier sind, wissen das. Und in jedem Jahr müssen das unsere Neuzugänge lernen“, betont der Coach.
Keine Störfeuer im Umfeld
Frank Holzer, der Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins, sieht einen weiteren Vorteil in der geringeren Erwartungshaltung, die kleinere Vereine im Vergleich zu Traditionsclubs begleitet. „Während bei Traditionsvereinen schon größere Erfolge in der Vergangenheit erzielt wurden, müssen die vielen Vereine mit Tradition noch darum kämpfen. Diese Erwartungshaltung zieht sich sowohl durch die Fanlager, den gesamten Verein als auch durch die Medienlandschaft und kann zu einer großen Belastung führen. Es ist meiner Meinung nach deutlich schwieriger, mit einem Traditionsverein erfolgreich zu arbeiten“, erklärte Holzer gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“.
Und wie wirken sich die Fans auf den Erfolg der Mannschaft aus? Ole Book sieht darin sowohl Chancen als auch Herausforderungen. „Fans können Verstärker in beide Richtungen sein. Sie können dich tragen oder beschimpfen, wenn es nicht so läuft. Wir haben uns in den vergangenen Jahren etwas erarbeitet, und das haben auch die Fans miterlebt. Wir können schon mal ein Spiel verlieren, ohne dass die Fans auf der Tribüne unruhig werden“, so Book. Mit einer gelungenen Mischung aus individueller Klasse, klarem Konzept und einem harmonischen Umfeld steht die SV Elversberg sinnbildlich für modernen Erfolgsfußball. Ob sich diese Erfolgswelle auch über die gesamte Saison tragen lässt, bleibt abzuwarten, doch der bisherige Weg ist beeindruckend und bietet allen Grund zur Zuversicht.