Selbst mehr als 80 Minuten Überzahl reichten dem 1. FC Saarbrücken nicht, um das Auswärtsspiel bei der Zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund zu gewinnen. Nach dem elften Unentschieden tritt man auf der Stelle.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. „Der FCS spielt die schlechteste Drittliga-Saison seit zehn Jahren“, sagte der Magenta-Reporter am vergangenen Freitag. Am Ende stand ein 1:1-Unentschieden, es war das elfte einer bislang unbefriedigenden, zähen und mittlerweile auch ernüchternden Saison. Immerhin: Vor zehn Jahren war der FCS zu diesem Zeitpunkt Tabellen-Vorletzter, stieg am Ende völlig abgeschlagen ab.
Dies dürfte dieses Mal trotz aller offenkundigen Probleme nicht passieren. 32 Punkte hat das Team von Trainer-Manager Rüdiger Ziehl derzeit auf dem Konto, das sind aber bereits sieben weniger als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison. Damals führte eine Serie in den letzten zwölf Spielen fast noch zum großen Wurf. Dass es diesmal dazu kommt, ist mehr als unwahrscheinlich. Um auf 70 Punkte zu kommen, die in der vergangenen Saison zum Relegationsplatz reichten, müssten die Blau-Schwarzen 13 der letzten 15 Spiele gewinnen. Und das ist angesichts der Tatsache, dass dem Team im Saisonverlauf erst siebenmal ein dreifacher Punktgewinn gelang, mehr als unwahrscheinlich.
Viel Aufwand, wenig Ertrag
Der Auftritt beim 1:1 im Ruhrpott war bezeichnend. 83 Minuten agierten Ziehls Mannen in Überzahl, nachdem Dortmunds Falko Michel nach rüdem Einschreiten gegen Julian Günther-Schmidt vom Platz geflogen war. Ziehl stellte von seiner favorisierten Formation auf eine Viererkette um, doch durchschlagskräftiger wurde sein Team nicht und blieb sich in seiner Harmlosigkeit über 90 Minuten treu. Fast folgerichtig ging der „kleine“ BVB nach einem Traumtor von Rodney Elongo-Yombo in der 26. Minute in Führung. Dem 22-jährigen Mittelfeldspieler gelang das, was den Saarbrückern über die gesamte Dauer verwehrt blieb: einen sauberen Schuss auf das gegnerische Tor zu bringen. Die Abschlüsse der Blau-Schwarzen Sprachen Bände. Patrick Sontheimers Direktabnahme segelte Richtung A 45, der Versuch von Marcel Gaus wurde eher eine Gefahr für die Besucher der benachbarten Jagdmesse. „Wir haben nach der Roten Karte ein bisschen gebraucht, haben dann aber viel Druck entwickelt. Wir hätten schon zur Pause führen müssen“, lautete das durchaus überraschende Fazit von Ziehl nach dem Spiel.
Der FCS hatte zwar 80 Prozent Ballbesitz, seine Abschlüsse waren aber in aller Regel harmlos. Und sie waren eine Fortsetzung der bisherigen Partien. Mehr als 60 Torschüsse haben die Blau-Schwarzen bisher in den drei Spielen nach der Winterpause abgegeben, doch das einzige Tor erzielte mit Abwehrchef Manuel Zeitz ausgerechnet ein Defensivspieler. Und das vier Minuten vor dem Ende. Davor lagen schier endlose Kombinationen um den Dortmunder Strafraum herum und zahllose Abschlussversuche von „Alleinunterhalter“ Kasim Rabihic, die aber zu keinem Zeitpunkt gefährlich wurden. Von Ziehl mit allen Freiheiten ausgestattet, versucht es der 30-jährige Techniker mehr und mehr mit dem Kopf durch die Wand. Seine Übersteiger haben allerdings kaum einen Mehrwert für das Offensivspiel der „Moldscher“, zudem neigt der zentrale Mittelfeldspieler dazu, das Tempo aus den Aktionen zu nehmen.
Kaum noch Alternativen

Symptomatisch für das Saarbrücker Spiel war die Tatsache, dass neben Torschütze und Anführer Zeitz mit Lukas Boeder ein weiterer Defensiver zu den besten Spielern gehörte. „Wir haben viel versucht, aber der BVB hat geschickt die Räume zugemacht. Um den Strafraum herum waren wir zu unpräzise, wir hatten dennoch genug Chancen, dieses Spiel zu gewinnen“, sagte Luca Kerber, der in Dortmund aufgrund der personellen Situation in der Abwehrkette spielen musste. Nachdem auch noch Bjarne Thoelke das Abschlusstraining abbrechen musste und Neuzugang Robin Becker erst drei Einheiten mit der Mannschaft absolviert hatte, musste Kerber in die Bresche springen. „Es war ja sonst niemand da, also haben wir improvisiert. Ich denke, es hat ganz gut geklappt“, sagte der 21-Jährige, der am Sonntag im Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching aufgrund einer Gelbsperre passen muss. Auch das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Kein Team ist so oft durch Sperren dezimiert wie der FCS. Dementsprechend bescheiden sind die personellen Möglichkeiten zum Wechseln. Andere Vereine würden aus der Not eine Tugend machen und Nachwuchsspieler ins kalte Wasser werfen. „Ich kenne den Wunsch der Menschen, dass es Spieler aus dem eigenen Stall schaffen. Ich habe diesen Wunsch auch, aber ihnen fehlt noch ein Stück“, sagte Ziehl vor dem Spiel. Ob ein U19-Spieler wie Leo Sahin aber noch weniger Torgefahr entwickeln kann wie der eingewechselte Simon Stehle, darf getrost bezweifelt werden.
Zwischen dem Dortmunder Fast-Debakel und dem Heimspiel am Sonntag lag das Pokalspiel gegen Mönchengladbach. Unabhängig vom Ausgang dieses Spiels wird die Kaderplanung zeitnah zum Thema werden. Denn wer oben mitspielen will, braucht Leute, die ab und zu mal ein Tor schießen.