Der 1. FC Kaiserslautern hat nach drei Spielen sieben Punkte auf der Habenseite – und trotzdem gibt es offene Fragen. Ragnar Ache zeigt die nächste Topleistung und weckt weiterhin Begehrlichkeiten.
Es war ein zerfahrenes Spiel, das Markus Anfang nach den ersten 45 Minuten gegen Preußen Münster sah. Der Trainer der Roten Teufel versuchte es diplomatisch zu formulieren: „Es war ein wildes Fußballspiel in der ersten Halbzeit mit wenig Spielfluss und wenig Möglichkeiten, ein vernünftiges Spiel aufzuziehen“, analysierte der Trainer des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Die Zuschauer im Stadion konnten kaum widersprechen. Beide Teams boten eine eher magere Vorstellung, die das Prädikat „ansehnlich“ nur in wenigen Momenten verdiente. Die Mannschaften taten sich bei hochsommerlichen Temperaturen von Beginn an im Spielaufbau schwer, hielten kaum den Ball in ihren Reihen und erarbeiteten sich nur wenige Chancen. Doch in der zweiten Halbzeit blitzte zumindest phasenweise das Können der Lauterer auf, auch wenn es am Ende eher ein „dreckiger Auswärtssieg“ war, wie Daniel Hanslik es treffend beschrieb.
„Es war ein wildes Fußballspiel“
Während sich Trainer Anfang um eine sachliche Analyse bemühte, fand Torhüter Julian Krahl noch deutlichere Worte. Mit einem verschmitzten Lächeln gab er zu verstehen, dass ihm „rotzegal“ sei, wie das Spiel aussehe – am Ende zähle das Ergebnis. Und das stimmte in Münster: Mit einem 1:0-Erfolg bleibt der FCK unter Anfang ungeschlagen. Seit dem Saisonbeginn haben die Lauterer in drei Ligaspielen, einer Pokalrunde und acht Vorbereitungsspielen keine Niederlage hinnehmen müssen.
Dass die durchwachsene Leistung in Münster am Ende doch zu drei Punkten führte, lag nicht zuletzt an einer bewährten Stärke aus der Vorsaison: Standardsituationen. Mit 27 Toren nach Standards war der FCK in der vergangenen Saison Spitzenreiter der 2. Liga. Auch in Münster war es eine Ecke, die in der 86. Minute den Unterschied machte. Philipp Klement trat den Ball präzise in die Mitte, wo Ragnar Ache – der momentan unersetzliche Mann im Sturm – unwiderstehlich einköpfte. Ache, der nach langwierigen Achillessehnenproblemen noch nicht bei 100 Prozent ist, zeigte erneut seine Klasse als Joker. Bereits am zweiten Spieltag gegen Greuther Fürth brauchte er nur elf Minuten, um den Ausgleichstreffer zu erzielen; in Münster benötigte er lediglich 17 Minuten, um den Siegtreffer zu markieren.
Ob dies sein letzter Treffer im Trikot des FCK war, bleibt abzuwarten. Anfang äußerte sich zwar optimistisch: „Ich gehe davon aus, er bleibt bei uns.“ Doch fünf Tage vor dem Transferschluss ist nichts sicher. Weder der Verein noch Ache selbst können derzeit mit Gewissheit sagen, welches Trikot der Stürmer am Wochenende tragen wird. Denn wie Sport1 berichtete, soll Sebastian Polter beim 1. FC Kaiserslautern hoch im Kurs stehen. Die Roten Teufel suchen nach einem potenziellen Ersatz für ihren Top-Torjäger Ache, der angeblich vor einem Wechsel zu Union Berlin steht. Der Berliner Bundesligist zeigt demnach großes Interesse an Ache und ist bereit, eine Ablösesumme zwischen drei und vier Millionen Euro zu zahlen. Das wäre ein lukrativer Deal für den FCK, der erst vor einem Jahr eine Million Euro an Eintracht Frankfurt überwiesen hat, um Ache zu verpflichten. Polter könnte in diesem Szenario als ablösefreier Ersatz ins Spiel kommen.
Der erfahrene Stürmer, der in 100 Zweitligaeinsätzen 45 Tore erzielt und 16 weitere vorbereitet hat, bringt jede Menge Erfahrung mit. Für Schalke bestritt Polter insgesamt 35 Pflichtspiele und erzielte dabei fünf Treffer. In der vergangenen Saison war er in der Rückrunde auf Leihbasis für Darmstadt 98 aktiv, bevor er zur neuen Spielzeit nach Gelsenkirchen zurückkehrte.
Während Ache vorne den Unterschied machte, erwies sich hinten Julian Krahl erneut als sicherer Rückhalt. Gegen den von Ex-FCK-Coach Sascha Hildmann trainierten Aufsteiger ließ die Lauterer Abwehr kaum etwas zu. Auch in den wenigen gefährlichen Situationen, die sich nach Standards ergaben, war auf Krahl Verlass. Damit erfüllte sich ein Wunsch von Anfang, den er in den vergangenen Wochen immer wieder betont hatte: ein Spiel zu Null. Dass dies eher der Abschlussschwäche der Münsteraner als einer überragenden Defensivleistung zuzuschreiben war, dürfte dem Trainer letztlich egal sein – das Ergebnis stimmt.
Der erfolgreiche Saisonstart erlaubt es dem FCK, trotz vorhandener spielerischer Defizite optimistisch nach vorne zu blicken. „Wir nehmen das mit, wissen aber auch, dass wir fußballerisch wesentlich besser spielen können. Wir haben nicht den Fußball gespielt, den wir spielen möchten“, gestand Anfang. In Münster fehlte dem FCK offensichtlich die Dynamik von Aaron Opoku, der in den vergangenen Wochen zwar nicht immer effizient, aber stets torgefährlich agiert hatte. Eine im Training erlittene Knöchelverletzung verhinderte seinen Einsatz. Weder sein Ersatz Dickson Abiama noch Daniel Hanslik konnten auf den Flügeln ihre Stärken ausspielen.
Opoku wurde schmerzlich vermisst
Die personellen Alternativen wachsen jedoch langsam: Kenny Prince Redondo gab nach überstandener Zehenverletzung ein Kurz-Comeback. Und bis zum Freitagabend wollen Geschäftsführer Thomas Hengen und Kaderplaner Enis Hajri den Kader weiter verstärken. Priorität genießt dabei die Verpflichtung eines offensiven Außenbahnspielers – und, sollte Ache doch noch gehen, natürlich eines neuen Stürmers. Bis dahin bleibt auf dem Betzenberg das Bangen – einerseits um den Verbleib von Ache, andererseits um die sportliche Weiterentwicklung eines Teams, das noch lange nicht am Limit ist. Münster wartet damit weiter auf seinen ersten Sieg nach der Zweitliga-Rückkehr.
Der 1. FC Kaiserslautern bleibt hingegen auch im dritten Saisonspiel ungeschlagen und in der Tabelle mit sieben Zählern im Spitzenfeld.