Der 1. FC Saarbrücken verliert sein erstes Heimspiel gegen Viktoria Köln und steht nun gegen den SC Verl unter Zugzwang.
In einem fiebrigen Umfeld wie dem des 1. FC Saarbrücken gehört es zum Alltag, dass die Zukunft nach einer Niederlage in den düstersten Farben gemalt wird. „Der schlechteste Saisonstart seit 2013/2014“ meldete das „FCS-Blog“ am Samstagabend drastisch und alleine der Post reichte schon aus, um die angeschlagene Fan-Seele zu triggern. Damals, vor zehn Jahren, war der FCS mit großem Tamtam in die Saison gestartet, hatte den Bundesligisten Werder Bremen aus dem Pokal gekegelt. Ein Erfolg, der den Fehlstart in der 3. Liga, der am Ende bis hin zum Abstieg führen sollte, lange Zeit übertünchte.
Nun ist es zweifelsohne viel zu früh, um solche Horrorszenarien heraufzubeschwören. Doch der FCS ist bereits nach zwei Ligaspielen auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Von sieben, besser noch neun Punkten aus dem vermeintlich machbaren Saisonstart mit dem Auswärtsauftakt beim SSV Ulm und dem Heimspiel-Doppel gegen Viktoria Köln und den SC Verl hatten die Anhänger geträumt. Nach der verdienten 1:2-Niederlage gegen Köln, muss gegen die Ostwestfalen am Mittwoch ein Sieg her.
Die Geschichte der Heimniederlage ist schnell erzählt. Der FCS startete druckvoll, ging nach 18 Minuten durch Kai Brünker in Führung und zog sich, wie schon in Ulm, weit zurück. Und wie beim Auftakt kam der Gegner noch vor der Pause zum Ausgleich. Nach dem Wechsel ließ sich der FCS klassisch auskontern, was danach folgte, ist mit der Bezeichnung „harte Kost“ noch vornehm umschrieben. Quälend langsam versuchten sich die Blau-Schwarzen nach vorn zu kombinieren, dabei fehlte es an Passsicherheit und Konzentration. Die Kreativzentrale mit Tim Civeja und Richard Neudecker blieb blass und „Unterschiedsspieler“ Kasim Rabihic vermittelte den Eindruck, als ginge es ihm nur darum, den Ball möglichst für sich alleine zu haben. Effizienz, Esprit und Torgefahr Fehlanzeige. Wenn es denn Flanken von Außen gab, kamen die aus dem Halbfeld und waren eine leichte Beute für die sichere Kölner Hintermannschaft. Wie schon im Vorjahr ist der Kader des FCS extrem zentrumslastig zusammengestellt. „Es hat an Präzision gefehlt“, bemängelte Trainer Rüdiger Ziehl nach dem Spiel. Und wohl auch an taktischen Alternativen. Die Option der Doppelspitze mit Brünker und Patrick Schmidt hätte es gegeben, Ziehl verzichtete auf sie. Die Rolle, die Neuzugang Simon Stehle spielen sollte, blieb unklar. Der Angreifer wirkte jedenfalls wie ein Fremdkörper. Eine halbwegs vernünftige Torchance durch Rabihic war das Resultat eines trägen, zähen und komplizierten Spielaufbaus, bei dem es bis zum Ende darum zu gehen schien, sich bis auf die Torlinie durchzukombinieren. Das gelang nicht, auch weil Gästetrainer Olaf Janßen, sonst ein Freund eines aktiven Spielstils, seinem Team eine kontrollierte Defensive verordnet hatte. „Wir wollten ein bisschen tiefer stehen als sonst und sind damit gut gefahren“, sagte Janßen, dessen clevere Marschroute das eklatante Geschwindigkeitsdefizit des FCS in allen Mannschaftsteilen schonungslos offenlegte. Darüber, ob die verbleibenden zehn Tage der Transferperiode genutzt werden, um neben dem dringend erforderlichen Innenverteidiger auch noch wendige Flügelspieler zu verpflichten, schweigen sich die Verantwortlichen aus. Der personell ohnehin dünne Kader wird in der englischen Woche zusätzlich dezimiert. Neben Luca Kerber wird am Mittwoch auch Calogero Rizzuto gesperrt fehlen. Und Neudecker humpelte am Samstag mit dick bandagiertem Knöchel aus dem Stadion. Sein Einsatz ist fraglich.
FORUM-Einzelkritik:
Tim Paterok: Kein großer Fehler, aber große Schwächen beim Aufbauspiel. Note 3-
Marcel Gaus: Behäbig, pomadig und ohne jede Aktion. Note 5
Boné Uaferro: Vorne gefährlich, hinten fahrlässig. Note 5
Manuel Zeitz: Einer der besten, immerhin solide. Note 3
Lukas Boeder: Schwacher Auftritt mit vielen Fehlern. Note 5
Calogero Rizzuto: Vollendete einen gebrauchten Tag mit einem überflüssigen Feldverweis. Note 5
Patrick Sontheimer: Emsig, aber ohne jede Effektivität. Note 4-
Tim Civeja: Kein Vergleich zum KSC-Spiel. Ohne Impulse. Note 4-
Richard Neudecker: Guter Standards, ansonsten viel Schatten. Note 4-
Kasim Rabihic: Oft am Ball nahm er jedes Tempo aus der Partie. Viel zu umständlich. Note 4-
Kai Brünker: Ballsicher und Kopfballstark. Aber völlig auf sich gestellt. Note 2-
Julian Günther-Schmidt: Kam für Civeja und fiel nicht sonderlich auf. Note 4-
Patrick Schmidt: Hing völlig in der Luft, wurde nicht einmal vernünftig angespielt. Note 4-
Dominik Becker: Etwas besser als Boeder, aber auch nicht gut. Note 4
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