Die SV Elversberg mausert sich in der Zweiten Liga weiterhin zum Schrecken der großen Namen und beweist weiterhin Klasse. Dieses Mal mit einem 2:1-Sieg auf Schalke.
Was wurden nicht für große Spiele in dieser Saison angekündigt und am vergangenen Freitag war es dann wieder so weit. Die SV Elversberg gewinnt vor der größten Kulisse ihrer Vereinsgeschichte vor 60.000 Zuschauern auf Schalke nicht unverdient mit 2:1. Dabei bestach die Mannschaft von Horst Steffen in der ersten Hälfte mit famosem Offensivfußball und brachte in der zweiten Halbzeit mit aufopferungsvollem Kampf die drei Punkte mit ins Saarland.
Doch von vorn: Schalkes Coach Karel Geraerts wollte eigentlich die Elf bringen, die zuletzt in Nürnberg gewonnen hatte – doch kurz vor Anpfiff verletzte sich Keeper Ralf Fährmann, sodass Justin Heekeren in die erste Elf rückte! Simon Terodde war wieder im Kader, saß aber erst einmal auf der Bank. Bei den Saarländern gab es eine Änderung: Manuel Feil begann für Paul Wanner. Thore Jacobsen war nach Gelb-Sperre zurück im Kader, blieb aber zunächst Reservist. Ein Doppelschlag der Elversberger schockte die Schalker früh: Paul Stock erzielte für Elversberg die schnelle Führung (7. Minute), Passgeber Stock und Torschütze Jannik Rochelt zeigten die in dieser Phase kolossalen Abwehrschwächen der Gastgeber auf (21.). Doch Schalke steckte nicht auf und kam durch Kenan Karaman aber nur noch zum Anschlusstreffer (35.). „Das war schon beeindruckend, als wir hierherfuhren und ins Stadion kamen – von außen sowieso“, sagte Elversbergs Trainer Horst Steffen darüber, wie sehr seine Spieler von der großen Kulisse von 60.000 Zuschauern in der Arena auf Schalke beeindruckt waren, „aber ich habe dann gesagt: ,Schön ist es nur, wenn wir hier auch gewinnen.‘ Das haben die Jungs dann auch noch mal gebraucht und gut umgesetzt.“
„Das war schon beeindruckend“
Der erste Elversberger Treffer entstand nach einem Ballverlust bei einem Schalker Angriff und einem taktischen Foul von Derry Murkin. Nach dem fälligen Freistoß bediente Manuel Feil Stock, der unbedrängt aus etwa 16 Metern zentraler Position flach ins Tor traf. Auch beim zweiten Tor der Gäste stellten das defensive Mittelfeld der Schalker und dann auch die Abwehr eher eine Art Bühnenbild für Stock und Rochelt dar: Stock zog von rechts nach halblinks, legte für den frei stehenden Rochelt auf, der vom linken Strafraumeck aus den Ball rechts unten an den Innenpfosten und dann ins Tor der Hausherren einnetzte.
Nach der Pause drängten die Gastgeber auf den Ausgleich. Schalkes Henning Matriciani ging nach einem Zweikampf mit Maurice Neubauer zu Boden, Schiedsrichter Martin Petersen und sein Videoassistent ließen weiterspielen. Die Partie wurde härter, Elversberg lauerte auf Kontersituationen. Eine der wenigen davon brachte um ein Haar das 3:1: Wieder harmonierten Rochelt und Stock im Elversberger Angriff. Die Schalker machten Druck – die SVE verlor dennoch in der Schlussphase zu keinem Zeitpunkt die Nerven und brachte den knappen Vorsprung über die Zeit, Trainer Horst Steffen erlebt mit seinem Team die erfolgreichste Phase in der Vereinsgeschichte des kleinen Vereins aus dem Saarland .„Wir haben uns viel vorgenommen, präsentieren uns in den ersten 30 Minuten katastrophal“, sagte Karaman nach der Partie zur Sportschau, „wir hatten zwei Siege im Rücken und wollten selbstbewusst auftreten. Aber Elversberg hat uns eiskalt erwischt.“ Im Schalker Mittelfeld taten sich in der Anfangsphase riesige Lücken auf, wofür auch Geraerts keine Erklärung hatte. „Das ist etwas, was wir nicht akzeptieren können“, resümierte der S04-Cheftrainer nach dem 1:2 gegen Aufsteiger Elversberg am „Sky“-Mikrofon und bemängelte, dass der „Respekt gegenüber dem Gegner“ gefehlt habe. „Das ist schwierig für mich anzusehen.“
Mehr als 1.500 SVE-Fans auf Schalke
Gleich mehrmals bemängelte der Belgier den fehlenden Glauben seiner Mannschaft, nahm den Ausgang des Spiels aber auch auf seine Kappe und erklärte, dass er „selbst in den Spiegel schauen“ werde, um zu sehen, was er „falsch gemacht habe. Am Ende liegt es in meiner Verantwortung, die Spieler passend auf den Gegner vorzubereiten“. Es wirkte ganz so, als hätte Schalke die „kleine“ SV Elversberg zu Beginn unterschätzt, was Geraerts ebenfalls störte. Der erzählte nämlich, dass er seine Mannschaft durchaus vor den Saarländern gewarnt habe, schließlich sei die SVE zweimal in Folge als Meister aufgestiegen. „Ohne Glauben ist es im Fußball unmöglich, Punkte zu holen. Das war der Unterschied zwischen beiden Mannschaften.“
So schaffte die SVE erneut, was ihr gegen den Hamburger SV schon gelungen ist: einen großen Namen des deutschen Fußballs zu schlagen. „Ich bin sehr froh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Die Anfangsphase war sehr gut von uns, wir haben gute Angriffe gefahren, von denen wir zwei verwertet haben. Der Druck von Schalke wurde im Laufe des Spiels immer größer. Ich bin sehr zufrieden mit dem kämpferischen Einsatz zum Schluss, es war bemerkenswert, was die Jungs reingeschmissen haben“, so Horst Steffen sichtlich stolz nach dem Spiel.
Denn seine Mannschaft hat die Schalker richtig genervt. „Wir waren die ersten 20, 30 Minuten nicht da, waren nicht kompakt. Fast jeder zweite Ball war für Elversberg. Das war natürlich schlecht und wir wissen das selbst“, sagte Marcin Kaminski. „Wir sind viel weniger gelaufen als der Gegner, das kann nicht sein“, ergänzt Kaminski. Der S04 kam auf eine Gesamtdistanz von 118,41 Kilometer, das sind über sechs Kilometer mehr als der Schalke-Schnitt in dieser Saison. Es reichte aber dennoch nicht, Elversberg kam auf 120,59 Kilometer. Und genau so kann die SVE den Großen immer wieder gefährlich werden – mit Einsatz, Leidenschaft und wirklich gutem Fußball. Rekordverdächtig waren auch die Gästefans. 1.500 Anhänger begleiteten die SVE in den Ruhrpott. Und ihre Mannschaft gastiert während der Länderspielpause näher an den Aufstiegsplätzen als dem Tabellenkeller. Wer hätte das gedacht?